Er war erst 43, seit „Black Panther“ 2018 eines der wichtigen Gesichter des amerikanischen Kinos und auf dem Weg nach oben: Nun ist Chadwick Boseman überraschend gestorben. Die Welt wusste nichts von der schweren Krankheit, mit der er in den letzten Jahren kämpfte.

Hollywood - Er hat den schwarzen Baseball-Pionier Jackie Robinson, den Soul-Giganten James Brown und den Bürgerrechtler Thurgood Marshall porträtiert: Schon da war Chadwick Boseman eine der ganz großen Hoffnungen des afroamerikanischen Kinos. Mit seiner Titelrolle im Superheldenfilm „Black Panther“ aber sprengte Boseman 2018 alle Erwartungen: Die erste Marvel-Verfilmung mit einer dunkelhäutigen Hauptfigur sprach weltweit Menschen auf einer ganz anderen Ebene an als die Abenteuer von Spider-Man, Iron Man oder Thor. Nun ist Chadwick Boseman, der zuletzt in Spike Lees „Da 5 Bloods“ zu sehen war, am Freitag (28. August 2020) im Alter von nur 43 Jahren gestorben.

 

Tod eines Freundes

Was die Welt nicht wusste: Boseman, der sein Kinodebüt erst im Jahr 2013 mit seiner Jackie-Robinson-Rolle in „42“ gefeiert hatte, lebte seit 2016 mit einer Darmkrebsdiagnose. Zwischen seinen Arbeiten fürs Kino musste er sich Operationen und Chemotherapien unterziehen. Doch wenn die Kamera lief, strahlte er jene würdevolle Entschlossenheit und Kraft aus, die sein Publikum faszinierte. Die schlimmsten Probleme afroamerikanischen Lebens – Drogen, Kriminalität, Familienzerfall – spiegeln sich in Film und Fernsehen in solcher Dichte, dass die Ausnahmen als die Regel erscheinen und junge Schwarze vor allem negative Rollenmodelle finden. Bosemans Aura war eine ganz andere als die des Gettogangsters. Seine Figuren waren die Typen, aus denen man bessere Gesellschaften baut. 2022 hätte eine Fortsetzung von „Black Panther“ ins Kino kommen sollen.

Der am 9. November 1976 in Anderson, South Carolina Geborene hatte eine Sportlerkarriere im Blick, er wollte Basketball-Profi werden. Aber als einer seiner Freunde und Teamkollegen erschossen wurde, stieg er aus, brauchte etwas, um das zu verarbeiten, und fand Erleichterung im Schreiben. Über eigene Theaterstücke fand er zur Schauspielerei, aber lange hatte Boseman dabei die Off-Theaterszene New Yorks im Blick. An Hollywood dachte er noch gar nicht, denn schwarze Rollen in Film und Fernsehen erlebte er oft als miese Klischees. „Denen geht alles Menschliche ab“, wie er später einmal konstatierte.

Gezeitenwechsel in Hollywood

Seine Titelfigur in „Black Panther“ ist nicht bloß ein weiterer kostümierter Kämpfer in den Großstadtstraßen der USA. Er ist der Führer einer fiktiven afrikanischen Nation, einer afrofuturistischen Vision von Fortschritt und Verantwortung. Boseman war sich der Bedeutung des Films bewusst, er nannte ihn hoffnungsvoll einen Gezeitenwechsel in Hollywood. Für ihn war Kino, auch das Superheldenkino, etwas, das im direkten Dialog mit der Gesellschaft stand und tiefen Einfluss auf Individuen und Gruppen nehmen konnte.

Sein Tod löst denn auch ungekünstelte Erschütterung aus in Tagen, in denen sich die Spannungen zwischen dem weißen und dem schwarzen Amerika noch einmal zu verschärfen scheinen und Donald Trump die Lage aufheizt, um seine Wiederwahl zu sichern. „Die wahre Kraft von Chadwick Boseman war größer als alles, was wir auf der Leinwand gesehen haben“, schrieb der demokratische Präsidentschaftskandidat Joe Biden auf Twitter. Die US-Bürgerrechtsorganisation NAACP erklärte, Boseman haben allen gezeigt, „wie man Widrigkeiten mit Würde durchsteht“. Und Talk-Superstar Oprah Winfrey tweetete über ihn: „So wie er sieht Würde aus.“