In „The Nice Guys“ werden Sie verprügelt, teilen aber auch reichlich aus. Haben Sie im wahren Leben einmal physische Gewalt erlebt, oder kennen Sie die nur als Spiel bei den Dreharbeiten?
Als Kind habe ich mich in der Schule geprügelt, aber als Erwachsener nicht mehr. Es gab ein Erlebnis, das mich geprägt hat. Vor unserer Schule fand einmal ein Straßenkampf von zwei älteren Schülern statt. Einer der beiden hat dabei sein Auge verloren. Ich habe ihn dann jeden Tag in der Schule mit seinem Glasauge gesehen. Danach habe ich nicht mehr gekämpft. Denn mir war plötzlich klar, was dabei alles passieren kann.
„The Nice Guys“ ist auch ein Film über die Schattenseiten Hollywoods. Wie erinnern Sie sich an Ihre ersten Monate?
Ich war sechzehn Jahre alt, als ich nach Los Angeles gekommen bin. Und da ich Kanadier bin, habe ich illegal in den USA gelebt. Ich hatte ständig große Angst. Denn bei jedem Casting für eine Rolle hätte ich aufliegen und deportiert werden können. Ich musste sehr vorsichtig sein.
Wie haben Sie das gemacht?
Ich habe versucht, mit einem möglichst amerikanischen Akzent zu sprechen. Und ich habe gelogen, wenn es um meine Herkunft ging. Meine Hoffnung war, dass man mich so sehr für eine Rolle will, dass man eine Arbeitserlaubnis für mich kauft. Deswegen habe ich mich auch nur für größere Rollen beworben. Denn ich dachte, für kleine Rollen würden die das Geld ja nicht ausgeben. Davon habe ich natürlich letztendlich profitiert, denn so war ich gezwungen, nach den Sternen zu greifen. Ich brauchte eine der Hauptrollen, sonst hätte sich niemand für mich engagiert. Und so bekam ich dann 2001 die Rolle in „Inside a Skinhead“, die ich bis heute für eine meiner wichtigsten und besten Rollen halte.
Warum?
Ich war gerade achtzehn Jahre alt und hatte vorher nur Fernsehen für Kinder gemacht. Plötzlich sollte ich einen jüdischen Nazi spielen. Es gab keinen Indikator dafür, dass ich das auf so einem Level schaffen könnte. Diese Rolle hat mein Leben verändert, denn anschließend hat man mich nicht mehr als Kinderschauspieler gesehen.
Mussten Sie in den ersten Jahren in Los Angeles nebenbei arbeiten, oder konnten Sie von dem Geld leben, dass Sie als Teenager beim Fernsehen verdient hatten?
Beim Fernsehen bin ich nicht besonders gut bezahlt worden. Das reichte so gerade für den Moment. Aber ich konnte nichts davon sparen. Das Problem war dann, dass ich als Sechzehnjähriger in Los Angeles keinen richtigen Job bekommen konnte. Zuerst habe ich bei verschiedenen Leuten auf der Couch übernachtet. Und dann hatte ich das Glück, eine Rolle in einer anderen Fernsehserie für Kinder zu bekommen. Sie hieß „Der junge Herkules“, und von der Gage konnte ich mich erst einmal über Wasser halten.