Erst im März werden die Oscars vergeben, doch Mitte Januar zeichnet Hollywood seine Stars mit den Golden Globes aus - als Wegweiser für die Oscars. Am Donnerstag werden die Golden-Globe-Kandidaten verraten. Wir werfen einen Blick auf die Favoriten.

Erst im März werden die Oscars vergeben, doch Mitte Januar zeichnet Hollywood seine Stars mit den Golden Globes aus - als Wegweiser für die Oscars. Am Donnerstag werden die Golden-Globe-Kandidaten verraten. Wir werfen einen Blick auf die Favoriten.

 

Los Angeles - Es ist kein "Titanic"- oder "Herr der Ringe"- Jahr, in dem alle Preis-Hoffnungen auf wenigen Filmen ruhen.

Es gibt diesmal keine sicheren Gewinner, wie in dem Jahr, als "Blind Side"-Star Sandra Bullock als klarer Favorit gehandelt wurde und am Ende Oscar -und Globe-Gold nach Hause holte. Diesmal sind zig Anwärter im Rennen, und der "Oscar-Buzz" - das Getuschel über die Favoriten - ist damit umso spannender.

Auch wenn die Oscar-Trophäen erst Anfang März in Hollywood verliehen werden, überschlagen sich schon jetzt die Prognosen über die möglichen Preisabräumer. Die Bekanntgabe der Golden-Globe- Nominierungen an diesem Donnerstag (12. Dezember) dürfte das Rätselraten ein wenig erleichtern. Die Mitte Januar verliehenen Globes gelten schließlich als Wegweiser für die Oscar-Gala. Am 16. Januar werden dann die Oscar-Anwärter verlesen, am 2. März geht Hollywoods größte Trophäen-Party zum 86. Mal über die Bühne.

Sklavendrama, Weltraum-Thriller oder dreistündiges Epos als "Bester Film"

Wer wird diesmal Gold holen: ein brutales Sklavendrama, ein Überlebens-Thriller im Weltraum oder ein dreistündiges Epos über Betrug, Geiz und Exzesse an der Wall Street? Steve McQueens "12 Years a Slave", Alfonso Cuaróns "Gravity" und Martin Scorseses "The Wolf of Wall Street" werden als Kandidaten für den "Besten Film" gehandelt. Ebenso sorgen Woody Allens "Blue Jasmine" und das Piraterie-Drama "Captain Phillips" für Trophäen-Buzz.

Zum Auftakt der Filmpreis-Saison verteilen Kritikerverbände erste Trophäen und Vorschusslorbeeren. So kürten die New Yorker Kritiker kürzlich den Politkrimi "American Hustle" von "Silver Linings"- Regisseur David O. Russell zum besten Film des Jahres. Steve McQueen wurde für "12 Years a Slave" als bester Filmemacher ausgezeichnet. Cate Blanchett in Woody Allens "Blue Jasmine" überzeugte als beste Schauspielerin. Robert Redford stach durch seinen Soloauftritt als schiffbrüchiger Segler in "All is Lost" die männliche Konkurrenz aus.

Für seine fast wortlose "Tour de Force" hätte der 77-jährige Redford auch einen Oscar verdient, meinen viele Kritiker. Es wäre sein erster Schauspiel-Oscar. Redford wurde bisher nur als Regisseur von "Eine ganz normale Familie" (1980) mit dem Goldjungen geehrt.

Redford wird es nicht leicht haben, neben Matthew McConaughey als abgemagerter Aidskranker in "Dallas Buyers Club", Chiwetel Ejiofor als gequälter Sklave in "12 Years a Slave" und Bruce Dern in "Nebraska". Dern, ebenfalls 77 Jahre alt, spielt in dem Roadmovie einen verwirrten Vater, der einen vermeintlichen Millionengewinn persönlich im US-Staat Nebraska abholen will. Der in Cannes zum besten Schauspieler gekürte Dern war zuletzt 1979 für den Vietnam-Veteranen-Film "Coming Home" für einen Oscar nominiert gewesen.

Cate Blanchett oder Sandra Bullock?

In der Frauen-Riege sticht Cate Blanchett hervor. Nach ihrem Nebenrollen-Oscar für "Aviator" (2005) könnte sie in der Rolle einer verarmten Millionärs-Witwe in Woody Allens "Blue Jasmine" ihren ersten "Best Actress"-Oscar holen. Es sei denn, "Gravity"-Star Sandra Bullock schlägt als toughe Astronautin zu. Oder Meryl Streep nimmt ihren vierten Oscar in Empfang. In der Familiensaga "August: Osage County" glänzt Streep als tablettensüchtige Matriarchin, Julia Roberts spielt ihre älteste Tochter.

Nach den Vorschriften der Oscar-Akademie müssen Filme vor dem Jahresende in US-Kinos angelaufen sein, um sich für eine Nominierung zu qualifizieren. Auf den letzten Drücker bringt Martin Scorsese nach Weihnachten daher noch den Wall-Street-Thriller "The Wolf of Wall Street" in die Kinos. Leonardo DiCaprio spielt den US-Börsenmakler Jordan Belfort, der wegen illegaler Finanzgeschäfte in den 90er Jahren fast zwei Jahre hinter Gittern verbrachte.

Spannend wird die Preis-Saison auch für den deutschen Regisseur Georg Maas. Deutschland reichte bereits im August sein Drama "Zwei Leben" als Oscar-Kandidat ein. Der Film erzählt die auf wahren Begebenheiten beruhende Geschichte einer Deutschen, die in Norwegen lebt, nach dem Fall der Mauer aber von ihrer Stasi-Vergangenheit eingeholt wird. Eine Rekordzahl von 76 Ländern sind diesmal im Rennen um den Auslands-Oscar. Schon der Einzug in die Endrunde mit fünf Kandidaten wäre ein Sieg. Den letzen Oscar für Deutschland in dieser Sparte holte Florian Henckel von Donnersmarck 2007 mit seinem Stasi-Drama "Das Leben der Anderen".