Der Schauspieler Ben Affleck hat in einer Talkshow leidenschaftlich dafür geworben, nicht alle Muslime als Extremisten zu verteufeln. Das hat eine nationale Diskussion ausgelöst. Der Oscar-Preisträger ist nicht nur sexy, sondern auch informiert.

New York - Eigentlich hatte Bill Maher Ben Affleck in seine Talkshow geholt, um über den neuen Film („Gone Girl“) des zweifachen Oscar-Gewinners zu plaudern. Für die ernsteren Themen des Abends hatte der linksliberale Moderator den Buchautor Sam Harris   und den „New York Times“-Kolumnisten Nicholas Kristof eingeladen. Doch als Harris und Maher begannen, ihre Meinungen über den Islam durch das Studio zu posaunen, vermochte Affleck nicht mehr an sich zu halten.

 

  Maher und Harris gefielen sich in ihrer Ansicht, dass es die Pflicht liberaler Amerikaner sei, gegen die, wie sie finden, repressive Religion aufzubegehren. Der Islam sei die „Mutter aller schlechten Ideen“, proklamierte Harris und beklagte, dass es politisch inkorrekt sei, die Doktrin des Islams zu kritisieren und dass man dann sofort in die reaktionäre Ecke gestellt werde.  

Afflecks Vorwurf: ekelerregende Rassisten

Affleck fühlte sich angesprochen und fiel aus seiner Rolle des hübschen Entertainers, der nur nett lächelt, wenn die Erwachsenen sich unterhalten. „Behaupten Sie, dass Sie die kodifizierten Glaubenssätze des Islams wirklich verstehen“, fauchte er Harris an. Er nannte Harris und Maher „ekelerregende Rassisten“.   Es folgte eine halbstündige, hitzige Debatte darüber, ob es redlich sei, eine Weltreligion mit 1,6 Milliarden Anhängern der verschiedensten Couleur pauschal zu diffamieren. Dabei schlug sich der Times-Korrespondent Kristof auf die Seite des wohlinformierten Affleck und brachte den Gastgeber Maher in äußerste Verlegenheit. Das Gespräch, das am späten Abend im Bezahlkanal HBO lief, wurde später millionenfach angeklickt und hat eine nationale Debatte ausgelöst.   Dabei macht Affleck, der gerade die Dreharbeiten für einen neuen Batman-Film abgeschlossen hat, gar keine schlechte Figur.

Der Schauspieler machte einen besonnene Eindruck

Dass der konservative Schreihals Bill O’Reilly vom Fox Netzwerk Affleck droht, er wäre einer der Ersten, die in Syrien geköpft würden, lässt ihn unter vernünftigen Amerikaner nur noch besser aussehen. Bill Maher sah im Vergleich zum besonneneren Affleck ebenfalls verblendet aus. Der Bürgerrechtler Cornel West sagte, Maher ignoriere die „progressiven und prophetischen Stimmen in der islamischen Welt“ und die „New York Times“ druckte gleich zwei Kommentare, die zur Differenzierung bei der Betrachtung der islamischen Welt mahnten.  

Wer von der politischen Leidenschaft des 42 Jahre alten Hollywood-Schönlings überrascht ist, der kennt Affleck schlecht. So wurde der Schauspieler bereits mehrfach vor Kongress-Ausschüsse in Washington geladen, um über die Zustände im Kongo auszusagen. Affleck ist Experte für die humanitäre Katastrophe in dem zentralafrikanischen Land, weil er seit sechs Jahren eine Hilfsorganisation für den Kongo leitet. Der Schauspieler bereist die geplagte Republik regelmäßig, besucht Flüchtlingslager, spricht mit Ärzten, Entwicklungshelfern, Politikern und Warlords. 2010 drehte er einen erschütternden Dokumentarfilm über die Lage im Kongo.  

Sein Freund Matt Damon gab den Anstoß

Einen maßgeblichen Anstoß für das politische Engagement   von Affleck dürfte zweifelsohne Matt Damon gegeben haben, Afflecks Jugendfreund, ehemaliger WG-Genosse und Drehbuch-Co-Autor. Der Sohn einer linken Kommunardin aus Boston hat sich schon immer eingemischt. Damon setzt sich neben George Clooney und Brad Pitt gegen Massentötungen wie die im Sudan ein, er wirbt für den Kampf gegen Aids in Afrika und gegen Hunger in den USA. Mit seiner eigenen Organisation „H 20 Africa“ möchte Damon dazu beitragen, die Versorgung mit sauberem Trinkwasser in Afrika zu sichern.  

Natürlich sind Affleck und Damon alles andere als alleine. Im Grunde gehört es in ihrer Generation von Hollywoodstars zum guten Ton, sich für eine gute Sache ins Zeug zu legen.     Doch hat man früher diskret einen Scheck ausgestellt oder zur Benefiz-Gala geladen, wird heute angepackt. Kritiker behaupten, dass dabei der PR-Effekt im Vordergrund steht. In Hollywood gibt es mittlerweile Wohltätigkeitsberater.  

Ben Afflecks Ausbruch gegen Selbstgefälligkeit und unterschwelligen Rassismus wirkte hingegen authentisch. So darf sich Amerika über eine frische interessante Stimme in seinem verfahrenen politischen Diskurs freuen.