Am 27. Januar 1945 wurde das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau befreit. Doch Gedenkfeiern für die Opfer des Holocaust mussten in diesem Jahr Corona-bedingt gecancelt werden. In Esslingen jedoch wurde mit einer symbolträchtigen Aktion gegen das Vergessen angekämpft.

Esslingen - Richard-Hirschmann-Straße in Esslingen. In das Pflaster des Gehwegs ist eine kleine Gedenktafel eingelassen. Ein „Stolperstein“ in Erinnerung an Boris Ledermann, einen 1923 geborenen Mitbürger jüdischen Glaubens. 1941, so verrät die Inschrift, war er vor der Nazi-Diktatur nach Belgien geflohen, wurde dort nach dem deutschen Überfall interniert und im Konzentrationslager Breendonk ermordet. Ein großes Leiden in eine kleine Metallplatte gepresst, halb versteckt im Asphalt. Martin Auerbach beugt sich nieder, reinigt die Gedenktafel, poliert sie mit einem Schwamm auf und drapiert zwei rote Rosen um sie herum. Diese Blumen, so meint der Esslinger Stadtrat, fallen auf, richten die Aufmerksamkeit auf die Gedenksteine und wären auch in Schnee und Regen gut sichtbar. 30 Rosen hat er gekauft, die von verschiedenen Gruppen in verkleinerter Corona-konformer Größe an einigen der insgesamt 52 Stolpersteine in Esslingen hingelegt werden. Normalerweise wird der Opfer des Holocaust am Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau am 27. Januar in einer großen Feier im Gemeindehaus am Blarerplatz gedacht. Verschiedene Corona-konforme Veranstaltungen sollten für Ersatz sorgen. Bei dieser wurden nach einem kurzen Gedenkimpuls am Hafenmarkt mit 21 Abstand haltenden Besuchern Stolpersteine im Stadtgebiet gereinigt, mit Rosen geschmückt und die Namen und Daten der Inschriften feierlich verlesen.