Fast stand der Weihnachtsmarkt der etwas anderen Art vor dem Aus, jetzt feiert das Holy Shit Shopping sein 20-jähriges Jubiläum. Die neue Chefin blickt zurück auf die Anfänge in Berlin und erzählt, wie es weitergehen soll.
Es ist ein Fest des wunderschönen Firlefanz’, der unnützen Kleinigkeiten und des dringend notwendigen Krimskrams. Von handgemachten Ohrringen über Whisky aus dem Schwarzwald bis hin zu nachhaltiger Kinderkleidung – wer gerne in Besonderheiten stöbert, kommt beim Holy Shit Shopping im Römerkastell auf seine Kosten.
Das Event ist ein Weihnachtsmarkt der etwas anderen Art. Statt besinnlicher Weihnachtslieder sorgen DJs für eine Club-ähnliche Atmosphäre. Neben Punsch und roter Wurst gibt es Streetfood und selbst gemachten Brandy. Inzwischen hat der Markt schon Tradition: In diesem Jahr feiert es sein 20-jähriges Jubiläum.
Es war nicht klar, ob das Event weiterhin stattfindet
Dabei war nicht klar, ob die Veranstaltung überhaupt noch einmal stattfinden kann. Im März hatten die bisherigen Macherinnen das Ende des Marktes verkündet. Nach 19 Jahren. „Ich war traurig, dass es nicht mehr stattfinden sollte“, sagt Ines Schwitzky, eine Freundin der Gründerinnen – deshalb übernahm sie selbst. Seit Juli hat sie das Zepter in der Hand.
Trotzdem war sie quasi schon von Anfang an nah dran am Holy Shit Shopping. Sie erinnert sich: Ursprünglich sei es eine Idee unter Freundinnen gewesen, einen Markt zu organisieren für „ein paar Leute, die was verkaufen wollen“. Die erste Location war ein kleines Café in Berlin. „Das wurde komplett überrannt.“
Also bauten die Macherinnen ihre Idee aus. Neben Berlin brachten sie das Holy Shit Shopping auch nach Hamburg und Köln, irgendwann – Ines Schwitzky weiß es nicht genau, aber zwölf Jahre ist es bestimmt her – kam Stuttgart dazu. „Eine der ehemaligen Besitzerinnen kommt aus Stuttgart“, sagt Schwitzky. Deshalb sei die Stadt immer spät im Advent dran gewesen: „Dann war sie schon zuhause für Weihnachten“, sagt sie.
Die besondere Atmosphäre habe immer das Rudimentäre ausgemacht. Oft fanden die Veranstalterinnen sogenannte Off-Locations: alte Karstadt-Gebäude, die lange leer standen, in die Jahre gekommene Hallen mit kritischer Stromversorgung, auch die Heizsituation sei teils schwierig gewesen. „Den Ausstellern und den Besucher wurde was abverlangt“, sagt Schwitzky. „Trotzdem hatten sie mega Spaß.“
Nun darf die neue Chefin in ihrem ersten Jahr gleich das Jubiläum feiern. Wobei die Feier hauptsächlich in Berlin stattgefunden habe. In Stuttgart ist das 20-jährige Bestehen nicht wirklich sichtbar. Da habe das Team sich aufs Wesentliche konzentriert: Schöne Dekoration, gute Musik und besondere Händler. Und natürlich der kultige Name des Events. Woher der kommt? „Wir sind halt lustige Berliner“, sagt sie und grinst.
Viele der Aussteller seien zum ersten Mal dabei, so Schwitzky. Zum Beispiel Meline Mehlbeer aus Denkendorf (Kreis Esslingen). Bei einer anderen Messe habe Ines Schwitzky sie und ihr Unternehmen „Schmuckwerk by Meline“ fürs Holy Shit Shopping gewonnen. Sie verkauft Schmuck aus Lehm, den sie selbst von Hand schleift, backt und poliert, und das alles nachhaltig und regional. Solche kleinen Unternehmen aus der Region möchte Schwitzky auf ihrer Messe unterstützen. Wobei inzwischen auch größere Labels aus Deutschland und darüber hinaus dabei sind.
Künftig vielleicht noch mehr Holy Shit Shopping
Ines Schwitzky will das Event auf jeden Fall am Leben erhalten. „Wir haben ganz viele Ideen, was man außerhalb der Weihnachtszeit machen könnte.“ Da sei sowieso schon so viel los. Sie könnte sich vorstellen, über das Jahr verteilt mehrere Märkte zu organisieren. Dafür will sie auch an Stuttgart als Austragungsort festhalten.
Die Leute hätten immer Spaß und die Aussteller seien froh über die Stuttgarter. Vielleicht auch, weil die Leute hier mehr Geld haben als in Berlin, vermutet sie.