Mehr als 55 von 59 Kilometern Tunnelstrecke des Bahnprojekts Stuttgart 21 sind gegraben. An den Tunnelmündern hält die Heilige Barbara ihre Hand schützend über die Arbeiter unter Tage. Wir haben Anton Hörfarter in Tirol besucht, der die Figuren geschnitzt hat.

Stuttgart/Niederndorf (Österreich) - Der Schnitzer Andreas Hörfarter ist ein drahtiger Mann, der seine graue Mähne mit einem Zopf bändigt. Normalerweise kennt er den Platz, den seine Figuren später bei seiner Kundschaft einnehmen: Der Christus kommt in den Herrgottswinkel, der Stierwascher auf den Ehrenplatz im Wohnzimmerregal. Doch wo all die Figuren der Heiligen Barbara, die er schon angefertigt hat, in Stuttgart zu Ehren kommen, weiß er nicht. Das Projekt ist ihm nur aus der Ferne bekannt. „Die S-21-Baustelle habe ich mir noch nie angeschaut“, sagt Andreas Hörfarter. Ein Dutzend Anstiche haben die Tunnelbauer schon voll. Bei jedem Anstich feiern die Männer einen Gottesdienst, sprechen ein Gebet, und dann stellt die Tunnelpatin – zumeist politische Prominenz – eine Figur der Heiligen Barbara in eine Nische. Dort wacht die Schutzpatronin der Tunnelbauer darüber, dass kein Unglück geschieht. Bis jetzt mit Erfolg.