Zwei Frauen haben die frühere Bordellkneipe Leo 6 in ein Schmuckstück verwandelt. Eine Feinkostbar mit dem schönen Namen Hommage ist entstanden. Bei der Eröffnung hörten die Wirtinnen viel Lob für ihr Engagement, die Altstadt weiter aufzuwerten.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Ein bisschen Frankreich ist ins Stuttgarter Rotlichtviertel eingezogen. Auf dem Schild der stilvollen Bar Hommage steht mit eleganter Schrift: „Rue de Leonhard“. Zur Eröffnung hat sich der neue Feinkosttreff zwischen der Bierorgel und dem (immer noch geschlossenen) Laufhaus der Uhu Bar in der Nacht zum Samstag als Magnet erwiesen. Die Neugierigen standen bis auf die Straße. Die Wirtin Deniz Sever, in Gastrokreisen bekannt mit dem Lieferservice Miss Peppas, hat mit ihrer Lebensgefährtin Claudia Jais in wochenlangem Umbau ein neues Highlight der Altstadt geschaffen. Am ersten Abend hörte das Paar viel Lob. „Wow“, „geil“ und „cool“, so lauteten die Kommentare.

 

Die Fans der Altstadt wollen an deren Aufwertung mitwirken

Besonders begeistert ist, wer das Leo 6, das sich hier befand, von früher kennt. „Die Bar war die Wartehalle zum Laufhaus“, beschreibt Claudia Jais, die mit ihrer Partnerin quer gegenüber wohnt, was hier war. In dieser heruntergekommenen Bar haben sich Männer Mut für den Bordellbesuch angetrunken oder Spielautomaten rattern lassen. Der Hausbesitzer beschloss irgendwann – ob freiwillig oder von der Stadt dazu gedrängt – , etwas Neues anzugehen. Auch die zuvor von Prostituierten genutzten Zimmern über dem Leo 6 sollten neuen Zwecken zugeführt werden. Das Frauenpaar von gegenüber bekam dies mit. Als Fans der Altstadt, wo die beiden schon lange leben, wirken sie gern an der Aufwertung des historischen Viertels mit. So entstand die Idee für die Feinkostbar Hommage unweit der Weinstube Fröhlich und des Table-Dance-Clubs Messalina. Die Ein-Zimmer-Wohnungen drüber, die Teil des alten Laufhauses waren, sind mittlerweile vermietet für Saisonkräfte, Montagearbeitern und Studenten.

Zur Hommage gehört ein Hinterhof mit Lichterketten

In der früheren Bordellbar Leo 6 wurde der Boden rausgerissen, die Decke entfernt, eine neue Küche eingebaut – wochenlang dauerte die Sanierung mit hochwertigen Materialien. Die beleuchteten Holzregale für die Weine und Feinkostprodukte sind stylisch, auch die Tische und Lampen laden zum Wohlfühlen ein. Entweder kann man vor Ort essen und trinken oder aber die Produkte kaufen und mitnehmen. Geöffnet ist werktags von 17 Uhr an, am Wochenende von 15 Uhr an.

Zu der Bar Hommage gehört ein Hinterhof, der mit Lichterketten illuminiert ist. Hier wird rasch klar, wo man sich befindet. Im Nachbargebäude leuchtet das Treppenhaus rot, wo hin und wieder Schatten von Männern auftauchen, die sich im Laufhaus nach oben oder nach unten bewegen. Auch wenn junge Bars sich in der Altstadt ausbreiten, wollen die meisten Betreiber der Szenetreffs die Bordelle nicht vertreiben. „Die gehören dazu“, hört man immer wieder. Die Nachbarn setzen auf ein Miteinander im historischen Zentrum der Stadt, in einem Viertel mit Geschichte. Mit ihrer Hommage wollen die Wirtinnen an „bessere Zeiten der Altstadt“ erinnern und dazu beitragen, dass es wieder aufwärts geht. Die Rue de Leonard ist für neue Genüsse freigegeben!