Die Situation in Honduras ist angespannt: Nachdem der Sportjournalist Salvador Nasralla schon wie der sichere Sieger aussah, könnte Präsident Juan Orlando Hernández doch im Amt bleiben. Die Gegner wittern Wahlbetrug, es gibt Tote - und eine Ausgangssperre.

Tegucigalpa - Rund eine Woche nach der Präsidentschaftswahl droht die Lage in Honduras wegen massiver Wahlfälschungsvorwürfe gegen Präsident Juan Orlando Hernández zu eskalieren. Zwei Menschen starben bei Protesten, darunter eine 19-Jährige, die sich während einer Ausgangssperre mit einer Gruppe junger Leute auf der Straße befand und Schussverletzungen erlag. Eine von der Regierung wegen der Proteste verhängte Ausgangssperre zwischen 18.00 und 6.00 soll zehn Tage gelten. Noch immer gibt es kein Endergebnis der Wahl.

 

Zunächst hatte Oppositionskandidat Salvador Nasralla, der die grassierende Korruption und Gewalt bekämpfen will, deutlich vorn gelegen, teilweise knapp fünf Prozentpunkte. Nach und nach wendete sich in den letzten Tagen das Blatt. Nach Auszählung fast aller Stimmen führte plötzlich Amtsinhaber Hernández knapp vor Nasralla.

Massendemonstrationen im ganzen Land

Am Sonntag kam es zu Massendemonstrationen im ganzen Land - dazu hatte Ex-Präsident Manuel Zelaya aufgerufen. Er war 2009 vom Militär aus dem Amt geputscht worden und lebte danach zeitweise im Exil in der Dominikanischen Republik, bevor er 2011 zurückkehren konnte.

Das war eine Bedingung, damit Honduras wieder in die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) aufgenommen werden konnte. Zelaya ist ein Alliierter von Nasralla. Der frühere Zentralbankchef Hugo Noé Pino betonte, der Marsch sei friedlich, es gelte zu verhindern, dass die Nationalpartei des Präsidenten Hernández eine Diktatur im Land errichte, mit Hilfe eines von der Wahlbehörde unterstützten Betrugs.

Das deutsche Außenministerium riet zu erhöhter Vorsicht: „Reisenden wird dringend empfohlen, die Ausgangssperre einzuhalten, die lokalen Medien aufmerksam zu verfolgen, Menschenansammlungen zu meiden und den Anweisungen der Sicherheitskräfte Folge zu leisten“, hieß es.

Erhöhte Alarmbereitschaft

Militär und Polizei sind in erhöhter Alarmbereitschaft. Immer wieder verschob die Wahlbehörde die Veröffentlichung des Endergebnisses, so sollten noch einmal hunderte Urnen geöffnet und Stimmen nachgezählt werden. In Tegucigalpa und anderen Städten wurden in den letzten Tagen Brandsätze gelegt, die Polizei setzte Tränengas ein. Er werde das offizielle Ergebnis nicht anerkennen, hat Nasralla angekündigt.

Schon 2013 war der Sportjournalist für die Antikorruptionspartei (PAC) angetreten, unterlag aber dem konservativen Kandidaten Hernández. Das Land mit seinen acht Millionen Einwohnern gilt als eines der ärmsten und gefährlichsten in Mittelamerika. In den letzten Tagen kam es auch zu Plünderungen. Menschen drangen in Geschäfte und Einkaufszentren ein und stahlen Lebensmittel, Kleidung und Elektrogeräte. „Das wird nicht nur einen Tag dauern oder einen Monat, das wird so lange dauern, bis das Land am Ende ist“, sagte Nasralla.

Präsident Hernández rief seine Anhänger zu Besonnenheit auf: „Ich fordere das honduranische Volk und die Leute meiner Partei dazu auf, Ruhe zu bewahren und auf das Ergebnis des Wahlamts zu warten.“