Vier Bienenschwärme aus dem Nachbarort summen über der Verwaltung. Jetzt fehlt nur noch der Honig.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Winnenden - Wer vom Raum des Personalrats im vierten Stock des Winnender Rathauses hinaus auf das Flachdach tritt, wird sofort von emsigen Brummern umschwärmt. Vier Bienenstöcke stehen dort seit April. Die Imkerin Astrid Loff hat sie im Auftrag der Stadt aus dem Nachbarort Leutenbach-Nellmersbach dorthin umgesiedelt. „Eingemeindet“, meint der Oberbürgermeister Hartmut Holzwarth, der sich bei seinem Bonmot in Richtung Nachbargemeinde ein Grinsen nicht verkneifen kann.

 

Zurzeit können Bienenprinzessinnen entstehen

„Zurzeit müssen wir aufpassen, ob sich in den Völkern Prinzessinnen bilden“, sagt Astrid Loff. Zu erkennen sei das an einer weißen Zelle im „Wohnteil“ des Bienenstocks. Wenn die Prinzessin sich entwickelt hat, teilt sich das Bienenvolk und ein Teil schwärmt mit der jungen Königin aus, um einen neuen Staat zu bilden. Dabei kann es durchaus vorkommen, dass der fliegende Hofstaat wieder auf die Gemarkung der früheren Heimatgemeinde surrt.

Das zu unterbinden, liegt keine Nachbarschaftsnickeligkeit zugrunde, sondern hat mit dem Verlust von Bienen zu tun. „Mit den Prinzessinnen mache ich mir immer Ableger“,erklärt Astrid Loff, die vor Jahren begonnen hat, Met herzustellen. „So bin ich zur Imkerei gekommen“, sagt die Mutter zweier Söhne, die auf Rollenspielwochenenden das Getränk kosteten – „obwohl sie das damals noch gar nicht durften“ – und für gut befanden. „Met besteht zu einem Drittel aus Honig. Das wurde teuer. Also sind wir früher in die Produktionskette eingestiegen.“

Die Bienen produzieren noch zu wenig Honig

Die Imkerei hat sie von der Pike auf gelernt. Und sie berichtet nicht nur sachkundig, sondern auch begeistert von Bienen. Zur Zusammenarbeit mit dem Winnender Projekt kam es zufällig durch einen Kontakt mit dem Wirtschaftsförderer Timm Hettich, bei dem sie um einen Stand auf dem Weihnachtsmarkt vorsprach. „Er hat zu mir gesagt, ich solle doch mal mit dem Umweltschutzbeauftragten sprechen“, erinnert sich Astrid Loff. „Und das kurz nachdem die Idee geboren war, eigene Bienen für die Stadt zu beschaffen“, sagt Jürgen Kromer, dessen Büro direkt unter den Bienenstöcken liegt. „Bisher hatte ich noch keinen Besuch“, beruhigt er. Die Verwaltung sei trotz tierischer Nachbarschaft sicher.

Astrid Loff betreut die vier Völker, die aus ihrer Zucht stammen. Bisher läuft alles nach Plan, nur zu wenig Honig hätten die Tiere bisher übrig gelassen. „Woran das liegt, kann ich nicht sagen. Vielleicht hat es etwas mit dem Standort zu tun.“ So haben sie und Kromer überlegt, zwei der Bienenvölker an die Stadtmauer umzusiedeln. Allerdings mit einer Zwischenstation andernorts. „Sonst fliegen sie einfach wieder zurück.“

Keine Honiggläser ungespült in Glascontainer

Die 20 000 Bienen sollen nicht nur städtischen Honig liefern, der wie der Mädlesweins von der Stadt verschenkt wird, Astrid Loff hat auch vor, der Bevölkerung Bienen näher zu bringen. Und sie für Probleme zu sensibilisieren wie die Bienenpest. Völker, die davon betroffen sind, müssten getötet werden, da diese Krankheit zu Epidemien führen kann. Die Erreger seien oft in importiertem Honig aus Südamerika vorhanden. „Gebrauchte Honiggläser deshalb nie ungespült in Altglascontainer werfen. Sonst holen sich die Bienen dort den Erreger und tragen ihn in ihr Volk.“