Massenprügelei ist nicht gleich Massenprügelei: Wenn Hooligans aufeinandertreffen, gilt eigentlich ein Ehrenkodex. Zu sehen war davon in Marseille nichts, sagt ein Experte.

Paris - Der russische Hooligan-Experte Wladimir Koslow hat den brutalen Randalierern aus Moskau und Co. bei der EM in Frankreich eine Missachtung ungeschriebener Regeln vorgeworfen. „In der Theorie gibt es einen Ehrenkodex. Diesen Kodex haben die russischen Hooligans früher akzeptiert. Sie haben vereinbart, nur mit den Fäusten zu kämpfen und den Einsatz von Flaschen und Stühlen zu vermeiden. Aber in der Praxis wird, so weit ich weiß, dieser Kodex nicht beachtet“, sagte der Filmemacher und Journalist der Nachrichtenagentur AFP.

 

Bei den schweren Ausschreitungen in Marseille hatten russische Hooligans am vergangenen Samstag zudem auf dem Boden liegende Engländer mit Fußtritten gegen den Kopf traktiert. Insgesamt war das Vorgehen extrem organisiert: „Um Teil einer Hooligan-Gruppe zu sein, braucht man einen gewissen sportlichen Hintergrund. Training in Martial Arts (Kampfkunst, d. Red.) ist zum Beispiel gut, denn es dreht sich alles ums Kämpfen“, sagte Koslow.

Die Zahl der aktiven Hooligans in ganz Russland schätzt Koslow auf „mehrere Tausend“. Harte Strafen haben die Krawallmacher offenbar nicht zu befürchten: „Es gab einige Vorfälle in den vergangenen Jahren, aber ich habe nicht von einem einzigen Hooligan gehört, der tatsächlich zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden ist.“