Der Grusel-Clown, wahlweise mit Baseballschläger oder großem Messer, sorgt in Stuttgart und der Region für Angst und Schrecken. Die Meldungen über Übergriffe häufen sich, immer öfter wird die Polizei alarmiert. Doch wie viele Fälle gibt es wirklich?
Stuttgart - Er hat rote Haare, Glöckchen an den Schuhen – und einen Baseballschläger. Nachts um 1 Uhr sieht ein 32-Jähriger in der Reichenberger Straße in Möhringen beim Blick über seinen Computer diese unheimliche Clowngestalt am Bürofenster. Erst denkt er sich nichts dabei, dann liest er im Internet von den Grusel-Clowns. Am nächsten Tag erstattet er Anzeige bei der Polizei. Vom Clown fehlt längst jede Spur.
Angriffe, Überfälle, Bedrohungen: Die Aufregung um tatsächliche oder angebliche Grusel-Clowns, die Kinder und Passanten erschrecken, wird immer größer. Kettenbriefe in soziale Netzwerken warnen inzwischen sogar davor, in der Walpurgisnacht auf die Straße zu gehen, weil sogenannte „Säuberungen“ geplant seien – die Grusel-Clowns würden die Leute mit Kettensägen, Baseballschlägern, Messern und Pistolen nicht nur erschrecken, sondern auch verletzen. Und nun tauchen in Stuttgart und den Landkreisen immer mehr Meldungen von gesichteten Clowns auf.
Für die Stuttgarter Polizei gibt es nicht viel zu ermitteln: „Offenbar ist der Clown in Möhringen nur einem Einzigen aufgefallen“, sagt Polizeisprecher Jens Lauer. Ein anderer Fall dagegen ist geklärt: Die im Internet verbreitete Geschichte von zwei 19-jährigen Waldenbuchern, die einem angreifenden Grusel-Clown in einem Parkhaus in der Stuttgarter Innenstadt die Nase brachen, ist frei erfunden.
Kettenbrief heißt die Aufregung weiter an
„Die Clowngeschichte, über die schon seit Tagen im Bundesgebiet berichtet wird, hat sich übers Wochenende auch im Land ausgewachsen“, sagt Renato Gigliotti, Sprecher im baden-württembergischen Innenministerium. Doch gleichgültig, ob hier Trittbrettfahrer am Werk oder Meldungen erfunden seien: „Das ist eine gefährliche Geschichte, sie ist strafrechtlich relevant und kann für den Scherzbold auch nach hinten losgehen“, so Gigliotti. Der Facebook-Experte warnt auch davor, ungeprüft Falschmeldungen zu teilen. Etwa die von der angeblichen „Säuberung“.
Derweil klingeln bei der Polizei die Telefone. „Am Wochenende wurden in unserem Bereich neun Clowns gemeldet“, sagt Josef Hönes, Sprecher des Polizeipräsidiums Reutlingen, „es konnte bisher aber trotz Fahndung niemand festgestellt werden.“
Unter anderem sollen die Grusel-Clowns in Esslingen, Filderstadt-Bonlanden, Neuhausen, Nürtingen und Weilheim/Teck aufgetaucht sein. Häufig seien die Fälle von Schülern gemeldet worden. In der letzten Woche vor Halloween sei mit weiteren Fällen zu rechnen. „Masken gibt es derzeit ja reichlich zu kaufen“, so Hönes. „Grundsätzlich sind Masken nicht verboten“, sagt Peter Widenhorn von der Ludwigsburger Polizei. Für die Kreise Ludwigsburg und Böblingen hat er am Wochenende drei Vorfälle gelistet: in Leonberg-Warmbronn, Vaihingen/Enz und Kirchheim am Neckar. Dort zeigte ein junger Mann an, von zehn Clowns überfallen worden zu sein. Polizeisprecher Widenhorn spricht indes von Verdachtsfällen, „die nur schwer zu verifizieren sind“.
Clown-Fahndung bereits Ende August
Auch für den Rems-Murr-Kreis ist der Grusel-Clown nichts Neues. Schon Ende August hatten in Winnenden Jugendliche über Facebook zur Jagd auf einen Clown mit Messer aufgerufen, der Fußballer bedroht haben soll. Polizeistreifen beendeten die Phantomjagd.
Die Geschichte aber lebte weiter: Einen Monat später soll der Clown laut Facebook-Gerüchten in Kernen zwei Menschen umgebracht haben.