Horst Ruoss ist zurück beim HTC Stuttgarter Kickers. Der 76-Jährige will als Interimscoach die Zweitliga-Herren vor dem Absturz ins sportliche Niemandsland bewahren. Ruoss ist der dritte Trainer binnen eines halben Jahres.

Degerloch - Der Grandseigneur ist zurück. 15 Jahre nach seinem Abschied als Hockey-Cheftrainer der Herren beim HTC Stuttgarter Kickers hat Horst Ruoss an der Hohen Eiche wieder seinen einstigen Posten übernommen. Allerdings nicht wie damals noch in der ersten Bundesliga, sondern eine Etage tiefer: An diesem Sonntag (14.30 Uhr) starten die Zweitliga-Herren in die neue Hallenrunde, im Heimspiel gegen den Rüsselsheimer RK feiert der inzwischen 76-Jährige sein Comeback auf der HTC-Trainerbank. Bereits am Samstagnachmittag erfolgt um 14.30 Uhr für die ebenfalls zweitklassigen Regionalliga-Damen des Klubs mit der Heimpartie gegen die TG Frankenthal der Startschuss unterm Hallendach.

 

So richtig weg vom HTC war Horst Ruoss seit seinem offiziellen Abschied im Jahr 1999 eigentlich nie, sondern halt einfach nur woanders tätig. Doch in seinem Herzen ist der Hockey- und Tennisclub von der Hohen Eiche stets tief dringeblieben. „Der HTC ist und bleibt halt mein Klub“, sagt der Mann, für den das positiv gemeinte Attribut „Hockey-Verrückter“ erfunden worden sein muss. Denn um all seine Meriten, Titel und Erfolge vollzählig aufzulisten, die der inzwischen 76 Jahre alte Botnanger in seiner langen Laufbahn als Aktiver und Trainer im Hockeysport erworben hat, würde der Platz in diesem Zeitungsartikel nie und nimmer ausreichen. „Machen Sie es kurz“, lautet deshalb sein freundlich unterbreiteter Vorschlag: „Schreiben Sie einfach, dass ich wieder zurück bin und mich auf die neue Aufgabe freue. Das reicht.“

Auch innerbetrieblich dürfte einiges im Argen liegen

Doch ganz so einfach ist es nicht. Ruoss, der seit sechs Jahren auch die HTC-Trainerakademie leitet, ist innerhalb eines halben Jahres schon der dritte Herren-Übungsleiter. Zuletzt hatte das Duo Thomas Häuser/Patrick Breuling, das zuvor erst im Sommer von Falk Heßler übernommen hatte, die Mannschaft in der Vorrunde der Zweitliga-Feldsaison betreut und sich nun aus beruflichen Gründen wieder verabschiedet. Im Feld steht nur der vorletzte Tabellenplatz für die HTC-Herren in der zweiten Liga Süd zu Buche. Das lässt den Schluss zu, dass auch innerbetrieblich einiges im Argen liegen muss beim einstigen Hockey-Vorzeigeverein aus Degerloch.

„Insgesamt betrachtet stehen wir vor einem Berg von Problemen. Und sportlich müssen wir uns jetzt alle gewaltig dagegenstemmen, um nicht in der Bedeutungslosigkeit zu versinken“, bestätigt Ruoss indirekt diese Vermutung, dem zuletzt in seiner Zeit als Nationaltrainer Österreichs (von 1999 bis 2008) der umgekehrte Weg gelungen war. Innerhalb von knapp zehn Jahren hatten er und seine Mitstreiter das dortige Hockey salonfähig gemacht. In Ruoss’ Erfolgsbilanz in Diensten des Österreichischen Hockeyverbands (ÖHV) steht dabei nicht nur der erstmalige Gewinn einer Hallen-EM-Titels, sondern zudem auch der einer Bronzemedaille bei der Weltmeisterschaft.

Dringend benötigtes Selbstvertrauen zurückgeholt

Neben zahlreichen Trainingseinheiten hatten Ruoss und seine neue Mannschaft, in der auch insgesamt sieben A-Jugendliche im Zweitliga-Kader erstmals Bundesligaluft unterm Hallendach schnuppern sollen, zuletzt an zwei Vorbereitungsturnieren teilgenommen. Unter anderem haben die HTC-Herren dabei auch zweimal gegen Erstligisten gewonnen und sich so das dringend benötigtes Selbstvertrauen geholt. In der am Sonntag beginnenden Hallensaison wird es trotzdem vorrangig nur um das Erreichen eines einzigen Zieles gehen, ahnt Ruoss und sagt: „Wir müssen unbedingt drinbleiben.“

Vorerst ist sein Comeback nur bis zum Ende der Hallensaison am 24. Januar angedacht. Peter Heink, im HTC-Vorstand für den Leistungssport zuständig, arbeitet unter Hochdruck an einer „langfristigen Lösung“, wie er sagt. Aber: „Da wir auch wirtschaftlichen Zwängen unterliegen, ist das nicht so leicht.“