Der Hospitalhof ist das bis jetzt größte Bauvorhaben der evangelischen Kirche in Stuttgart. Eine Webcam soll den Baufortschritt zeigen und potenzielle Spender animieren.

Stuttgart - Der Hospitalhof ist eingezäunt, längst fressen sich die Abrissbagger in das aus den 1960er Jahren stammende Gemäuer. „Nach Ostern werden wir mit dem Neubau beginnen“, sagte der evangelische Stadtdekan Hans-Peter Ehrlich am Montag in einer Pressekonferenz – mit Blick auf die Baustelle. Der oberste Repräsentant der evangelischen Kirche in Stuttgart gab sich selbstbewusst. „Das Ensemble Hospitalhof und Hospitalkirche steht für einen starken Ort evangelischer Präsenz und christlicher Inspiration in der Mitte Stuttgarts.“ Künftig solle noch deutlicher werden, dass der Hospitalhof der städtebauliche Mittelpunkt des Viertels darstelle. Auch solle das neue Bildungszentrum noch stärker als Ideenschmiede der evangelischen Kirche wahrgenommen werden.

 

An den Grundrissen des ehemaligen Klosters orientiert

Mit 23,1 Millionen Euro ist der Hospitalhof das bis jetzt größte Bauvorhaben der evangelischen Kirche in Stuttgart. Acht Millionen bringt die Gesamtkirche aus Eigenmitteln auf, von der Landeskirche kommt ein vergleichbarer Betrag, weitere sechs Millionen werden über ein Darlehen finanziert. Eine Webcam, die noch in dieser Woche auf dem Turm der Hospitalkirche montiert wird, soll den Baufortschritt zeigen und potenzielle Spender animieren. Da die Kamera aber noch keine Bilder liefert, mussten am Montag die Zeichnungen des Architekturbüros Lederer, Ragnarsdóttir, Oei herhalten. Bei ihrer Planung haben sich die Stuttgarter Architekten an den Grundrissen des ehemaligen Dominikanerklosters orientiert, das dort im 15. Jahrhundert gestanden hat – und damit bereits 2009 das kirchliche Preisgericht überzeugt. „Wir richten die Gebäude anders aus und stellen damit in gewisser Weise den früheren Zustand wieder her“, erläuterte Arno Lederer.

Aufbau des künftigen Hospitalhofs

Der Architekt skizzierte den Aufbau des künftigen Hospitalhofs in kurzen Worten: Das Erdgeschoss wird in erster Linie Veranstaltungsräume und ein L-förmiges, großzügiges Foyer umfassen, neben dem Haupteingang in der Büchsenstraße ist zudem ein Seminarraum geplant, der gegebenenfalls auch als Café genutzt werden kann. Das Foyer wiederum soll auch als Ausstellungsraum dienen. Der Große Saal mit Platz für 900 Menschen wird sich im ersten Obergeschoss befinden und sich über zwei Stockwerke erstrecken. Oberlichter lassen Tageslicht in den großen Veranstaltungsraum mit Galerie und Empore, in dem künftig die Landessynode tagen wird. Ebenfalls im ersten Obergeschoss werden eine Pfarrwohnung sowie Büros eingerichtet. Das zweite Obergeschoss soll fast ausschließlich für Büros genutzt werden. Insgesamt 150 Mitarbeiter werden 2014 in den wiedereröffneten Hospitalhof ziehen, darunter die Verwaltung der Gesamtkirchengemeinde sowie einige landeskirchliche Dienststellen. Mit der Landeskirche wird ein auf 20 Jahre angelegter Mietvertrag abgeschlossen.

Nachhaltigkeit wird groß geschrieben

Wert legen sowohl Bauherr als auch Architekten auf Nachhaltigkeit, weshalb nicht nur auf eine Energie sparende Dämmung geachtet wird, sondern auch auf die Dauerhaftigkeit der verbauten Materialien, wie Lederer erläuterte. Deshalb sollen beispielsweise Teile der alten Steinfassade für den neuen Bodenbelag verwendet werden. Die Fassade des Neubaus ist in einem hell geschlämmten Klinker geplant.

Eine weitere Besonderheit, die an die Geschichte des Hospitalhofs erinnert, ist die Südwand des Langhauses der Hospitalkirche, die schon bisher als Denk- und Mahnmal diente und die in dem Neubau wieder aufgenommen und verlängert werden soll. „Wir wollen deutlich machen, welche Dimensionen Kirche und Kloster einst hatten“, sagte Lederer. Eine Verneigung vor der Historie symbolisieren auch sechs Bäume, die im künftigen Innenhof gepflanzt werden sollen und zwar genau an den Stellen, an denen die Stützen der alten Kirche standen. Trotz aller architektonischer Besonderheiten, ist für den evangelischen Finanzchef Hermann Beck aber klar: „Wir sind fest entschlossen, den Kostenrahmen von 23 Millionen Euro zu halten.“

Kirche soll luftiger und heller werden

Nicht eingerechnet freilich ist die Renovierung der Hospitalkirche, die 2013 erfolgen soll. Fest steht bis jetzt lediglich, dass die dunkle und dicht bestuhlte Kirche luftiger und heller werden soll. Geht es nach den Kirchenverantwortlichen, dann soll auch ein Teil der Emporen abgebaut werden, jedoch steht die Abstimmung mit den Denkmalschützern noch aus. Deshalb will Finanzchef Beck auch erst im Sommer über Kosten und Pläne reden.

Heikel ist noch ein anderer Punkt, wie Lederer darlegte: er und der Bauherr würden es begrüßen, wenn die Bäume, die direkt vor der Kirche und dem Bildungszentrum in der Hospitalstraße stehen, versetzt würden, um den Blick auf Neubau und Gotteshaus freizugeben. Sie schlagen eine Begrünung auf der anderen Straßenseite vor. Die Stadt aber sei für das Versetzen der Bäume derzeit nicht zu haben.