Das Leonberger Hospiz wird erweitert. Mit einer Aufstockung sollen im kommenden Jahr Räume für Trauerbegleitung und Schulungen geschaffen werden. Dafür bittet der Trägerverein um Spenden.

Das Hospiz Leonberg wird Anfang 2023 erweitert: Es bekommt eine zusätzliche Etage mit knapp 200 Quadratmetern. Die Bauarbeiten am aufgesetzten Holzbau aus Fertigteilen sollen am 10. Januar beginnen und bis Mitte Mai abgeschlossen sein. Während der Bauzeit werde das Hospiz „zu sehr günstigen Konditionen eine Station im Leonberger Krankenhaus übernehmen“, sagte Günther Wöhler, der stellvertretende Vorsitzende des Hospizvereins Leonberg.

 

Das Hospizkonzept wurde weiterentwickelt

Der Stockwerk-Aufbau auf dem zehn Jahre alten Gebäude in der Seestraße sei Wöhler zufolge aufgrund veränderter Aufgaben des Hospizes notwendig, auch wenn die Bettenzahl von acht unverändert bleibt: „Der Punkt ist der, dass man ursprünglich ein stationäres Hospiz gebaut hat. Jetzt hat sich das Aufgabenspektrum so verändert, dass wir im ambulanten Bereich viel aktiver sind. Dafür haben wir gar keine Räume.“

Im Erdgeschoss in der Seestraße 84 befinden sich die acht Einzelzimmer, ein Gemeinschaftsraum, Stationszimmer, Küche und verschiedene Therapieräume. Im ersten Stock befinden sich verschiedene Verwaltungs- und Gesprächsräume sowie der Raum der Stille, ein Rückzugsort für Bewohner wie Mitarbeiter oder Angehörige. Mit dem Aufbau-Stockwerk können nun neue und größere Zimmer dazukommen, etwa für die Trauerbegleitung oder die Kinderhospizarbeit.

Günther Wöhler ist mittlerweile geübt darin, den gestiegenen Raumbedarf für mehr ambulante Hospizarbeit zu begründen: „Die Angehörigen erwarten von uns auch Trost. Den kriegen sie auch. Die Trauerbegleitung hat sich zu einem ganz wichtigen Baustein entwickelt bei uns“, sagt der Allgemeinarzt. Dazu komme die Schulung der etwa 60 ehrenamtlichen Mitarbeiter, die alle circa 100 Schulungsstunden hinter sich haben, ehe sie Sterbende und deren Angehörige begleiten: „Bisher sind wir quasi als Wanderarbeiter durch Gemeindehäuser und städtische Räume gezogen, um unsere Fortbildung für Mitarbeiter oder Trauergruppen abzuhalten. Uns ist aber wichtig, dass das Hospiz als Zentrum in Leonberg wahrgenommen wird, wo das Thema Sterben kein Tabu ist.“

Unterstützung für die Geschwister

Eine weitere Säule der Hospizarbeit in Leonberg sei die Öffentlichkeitsarbeit: „Die letzte Zeit ist eine kostbare Zeit“, sagt Günther Wöhler, es gelte auch über das Sterben zu sprechen: „Viele schieben das Thema so lange weg, bis es mit Macht vor der Tür steht.“

Und nicht zuletzt benötige das Hospiz Leonberg die neuen Räume auch für seine ambulante Kinderhospizarbeit: „Wir betreuen Kinder, die erkrankt sind, und deren Familien, vor allem die Geschwister. Dafür nutzen wir bis jetzt Räume von einer Kirchengemeinde.“ Die Betreuung von Kindern mit stark verkürzter Lebenserwartung dauere teilweise fünf bis zehn Jahre, während die Hospizzeit von Erwachsenen mit austherapierten Tumorerkrankungen meistens nur wenige Wochen bis Monate dauere.

Die Visualisierungen des Leonberger Architektenbüros Archeplan für den Aufbau auf dem zweistöckigen Gebäude zeigen viel Holz und hohe Fenster. „Im Zentrum der Hospizarbeit steht der Anspruch, den Gästen ,Leben bis zuletzt‘ zu ermöglichen“, heißt es in einer Broschüre des Hospizes mit dem Titel „Gemeinsam Wachsen“.

Günther Wöhler, der stellvertretende Vorsitzende des Hospizvereins, hat ein Word-Dokument mit dem Titel „Info Bauvorhaben“ erstellt: „Für größere Ausgaben, die dem Erhalt und der Zukunftssicherung des Hospizes dienen, hat der Hospizverein die Stiftung Leonberger Hospiz an seiner Seite. Die Stiftung steht hinter dem Bauvorhaben des Hospizvereins und übernimmt einen großen Teil der Kosten“, heißt es darin. Doch damit ist es noch nicht getan. In dem Dokument steht auch: „Wir bauen auf Ihre Spendenbereitschaft! Ob Sie einen Betrag auf unser Spendenkonto überweisen, ob Sie als Firma dieses Jahr statt Weihnachtsgeschenken für Ihre Kunden das Hospiz unterstützen, ob Sie die Kosten für ein konkretes Objekt aus unserem Bauvorhaben übernehmen wollen, jede Spende hilft!“