Das Leonberger Hospiz feiert doppeltes Jubiläum im Haus der Begegnung mit zahlreichen Unterstützern.

Leonberg - Zweimal gleich kann das Leonberger Hospiz im Mai jubilieren. Seit 25 Jahren gibt es den ambulanten Hospizdienst und seit 20 das stationäre Hospiz. Der Gedanke, eine gute palliative Versorgung für diese Stadt zu haben, durchzieht von Anbeginn die Arbeit der Mitarbeiter und der vielen Ehrenamtlichen wie ein roter Faden. Ein rotes Wollknäuel hat dann auch die Vorsitzende Kristin Kuhl dabei, als sie die Begrüßungsrede im voll besetzten Saal des Hauses der Begegnung am Samstag spricht. Sie reicht es, bevor sie einen kurzen und interessanten Abriss der Geschichte des Hospizdienstes vorträgt, hinunter zum Publikum, wo es durch Weitergabe alle Anwesenden verbinden soll.

 

Ein Gewebe kann ganz fein sein, es kann aber auch sehr fest sein. Am wichtigsten ist das Miteinander, das Zusammenhalten der Fäden, die das Endprodukt zum Schutz werden lassen. Der Stoff, aus dem das Leben ist, zu dem immer auch der Tod gehört. Seit der Antike gibt es mit der Geschichte der drei Parzen, die die Geschicke der Menschen weben, diese besondere Vorstellung. Wir kennen den Leitfaden, den „roten“ Faden, den Lebensfaden oder auch den verlorenen Faden. Ein sehr kraftvolles Bild im Zusammenhang mit dem Leben.

Roter Faden umfasst fast alle

Auch in der Dekoration auf der Bühne wird er aufgenommen, Kugeln und Garne stellen eine Art Lebensbaum dar. Leider erreicht der Faden unter den Gästen nicht alle Beteiligten, doch sollte man diesem Umstand keine weitere Symbolik beimessen, es sind nur einfach viel zu viele wissbegierige Menschen gekommen.

Das Interesse und die Bereitschaft zu helfen sei in der Leonberger Gesellschaft sehr groß, so ist in den Grußworten des Landrats Roland Bernhard und Oberbürgermeisters Martin G. Kaufmann zu hören. Die medizinische Versorgung der Patienten wird zwar von den Kranken- und Pflegekassen bezahlt. Doch zusätzliche Pflegemöglichkeiten, gerade für bettlägerige Patienten, sowie Angebote der Trauerbegleitung für Jung und Alt, die Arbeit der Ehrenamtlichen sowie des Hospizdienstes werden über Spenden finanziert. So, wie auch der Hospizneubau von 2012, der über Spenden und Zuschüsse finanziert wurde.

Musik und ein besonderer Vortrag

Das Duo „Piano hoch zwei“, bestehend aus Bezirkskantor Attila Kalman und Pfarrer Dennis Müller, unterhält beim Festakt, der ohnehin in freudiger Stimmung ausgeführt wird, professionell an Flügel und Klavier, sehr stark in der Improvisation.

Den Festvortrag „Sterben in Würde – Für eine Ethik der Sorge am Lebensende“ hält eine Kapazität in Fragen der Medizinethik. Giovanni Maio ist Professor für Medizinethik an der Universität Freiburg und Direktor des Interdisziplinären Ethikzentrums. Der Philosoph und Arzt mit langjähriger klinischer Erfahrung verlangt für die moderne Medizin eine stärkere Rückbesinnung auf zwischenmenschliche Werte, wie Sorgfalt, Geduld und Taktgefühl. Damit soll der Betreuung von Patienten ihr ursprünglicher Sinn zurückgegeben werden. Giovanni Maio ist außerdem langjähriger Berater der Deutschen Bischofskonferenz, der Bundesregierung und der Bundesärztekammer und bekommt für sein Referat rauschenden Beifall.