Gerlinde Kretschmann besucht das Hospiz St. Martin in Degerloch. Sie hat die Schirmherrschaft für ein Konzert anlässlich des fünfjährigen Bestehens des Hospiz übernommen.

Psychologie und Partnerschaft: Eva-Maria Manz (ema)

Stuttgart - Über den Tod sprechen viele nicht gerne. Gerlinde Kretschmann findet, man dürfe die Sterbenden trotzdem nicht alleine lassen. Die Frau des Ministerpräsidenten, die seit vergangenem Jahr im Ruhestand ist, hat deshalb die Schirmherrschaft für ein Konzert anlässlich des fünfjährigen Bestehens des Hospizes St. Martin in Degerloch übernommen.

 

Das Hospiz hat acht stationäre Plätze für Sterbende, vor allem aber sieht der Träger der Einrichtung – die katholische Kirche – das Haus in Degerloch als „Knotenpunkt für Hospizarbeit generell“, wie Stadtdekan Christian Hermes betonte. Rund 100 Ehrenamtliche arbeiten im stationären Hospiz, doch auch im ambulanten Dienst sind geschulte Mitarbeiter im Einsatz für Menschen, die bis zum Tod zu Hause bleiben möchten.

Gerlinde Kretschmann besuchte jetzt die Einrichtung an der Degerlocher Jahnstraße und blickte auf ein kleines zentrales Fenster über einem Durchgang an dem modernen Haus. „In diesem Fenster wird eine Kerze angezündet, wenn jemand stirbt. Viele Menschen sagen uns, dass sie manchmal einfach hier unten durchgehen um an den Toten zu denken“, erläuterte Angelika Daiker, die Hospizleiterin. Die Einrichtung solle auch ein Ort sein, an dem sich Menschen wohlfühlen können. Gerlinde Kretschmann sagte: „Ich weiß, wie wichtig es ist, dass der Sterbende jemanden hat, der sich um ihn kümmert, ich kenne das vom Tod unserer Eltern, die wir zu Hause pflegen konnten.“ Dabei dürften auch die letzten kleinen Freuden nicht verwehrt bleiben, wie ein gutes Essen oder auch mal eine Zigarette, sagte Angelika Daiker. Und Gerlinde Kretschmann erzählte: „Mein Vater hatte immer eine Schnapsflasche neben dem Bett. Als meine Schwägerin sie am Ende wegnehmen wollte, habe ich gefragt: ,Wieso soll der Vater denn nicht jeden Abend noch ein Schnäpsle trinken dürfen?‘“

Im Hospiz in Degerloch finden auch Angehörige von Verstorbenen tröstende Gespräche. „Wie lange man trauert und wie, das ist oft etwas, was man nicht mit Freunden oder Bekannten austauschen kann. Es gibt bei uns einen Ort, wo das Platz hat“, sagte Daiker. Rund 15 Gruppen gibt es im Hospiz, wo sich beispielsweise auch jung Verwitwete und Kinder, denen ein Elternteil gestorben ist, treffen. Daiker erläuterte den Sinn der Gruppen: „Manchmal erleben Kinder, dass sie in ihrer Schulklasse die einzigen sind, die nicht mehr beide Elternteile haben. Da ist es gut, hier bei uns zu erfahren, dass es noch andere gibt, die diese Erfahrung vom frühen Tod eines Elternteils machen mussten.“

TerminDas Konzert zum fünfjährigen Bestehen des Hospizes St. Martin ist am 27. April, 19.30 Uhr, im Neuen Schloss.