Wenn im Winter die Tage kurz und lange dunkel sind, kann das für Trauernde eine zusätzliche Belastung darstellen. Foto: picture alliance/dpa//Sina Schuldt
Weihnachten liegt gerade zurück, die dunkle Jahreszeit dauert an: Für Trauernde kann all das eine große Herausforderung darstellen. Wie kann ihnen ihr Umfeld in dieser Zeit und auch generell helfen?
Dieser Ort strahlt Ruhe aus. Abstand von all dem Lärm der Stadt. Nur wenige Trauernde suchen ihn an diesem späten Nachmittag auf. Kerzenlicht sticht zwischen den Gräbern und Bäumen hervor.
Als es dunkler wird, erhellt sich der Alte Friedhof in Böblingen noch etwas mehr: Eine Frau läuft mit ihrem Mann zum Grab ihrer Mutter, die vor vier Jahren gestorben ist. Das Paar legt unter anderem eine Kerze ab. „Ich bin viel hier, mache das Grab mit meiner Schwester zusammen“, schildert die Sindelfingerin. Denn: „Da bin ich meiner Mutter sehr nahe.“ Und sie weiß: „Mir gibt das hier viel.“
Der Friedhof ist für viele Menschen ein wichtiger Ort der Trauer. Der Umgang mit dieser wiederum kann für Betroffene unter anderem in der dunklen Jahreszeit schwieriger werden. Das weiß auch Claudia Frers vom Ökumenischen Hospizdienst Böblingen.
Herausfordernd könne dabei nicht nur beispielsweise die nun zurückliegende Weihnachtszeit werden, sondern auch die Phase davor. „Für manche ist schon der November ganz furchtbar“, sagt die Koordinatorin im Kinder- und Jugendhospizdienst.
Der Totensonntag – ein schwieriger Tag für Trauernde
Das kann auch mit dem Totensonntag zusammenhängen. An dem werden im Gottesdienst die Namen der im Kirchenjahr verstorbenen Gemeindemitglieder vorgelesen. Für einen 64-Jährigen, der am späten Nachmittag den Alten Friedhof besucht, war der diesjährige Gedenktag am 24. November ein besonderer.
Das schildert der Böblinger, als er auf dem Weg zum Grab seiner Mutter ist. Sie starb im April mit 96 Jahren. Ihr Tod sei „ein einschneidendes Erlebnis gewesen“. Das sei ein stolzes Alter gewesen, hörte er aus seinem Umfeld. „Aber wenn sie nicht mehr da ist, ist sie nicht mehr da. Dann fehlt sie einfach“, sagt der Mann.
Nach einem Verlust: Wie kann das Umfeld Trauernden helfen?
Claudia Frers ist genau deswegen vorsichtig mit Aussagen, die das Alter werten. Denn „für den einzelnen Trauernden ist es trotzdem ganz schlimm“. Auch Ratschläge, wie mit Trauer umzugehen ist, sollte das Umfeld einer betroffenen Person aus Sicht der Ehningerin meiden.
Was Freunde und Verwandte stattdessen tun können, gibt Claudia Frers, seit zehn Jahren beim Hospizdienst, ebenfalls preis. Ein zentraler Tipp von ihr ist zugleich auf dem Flyer des Hospizdienstes zu finden: „Da sein, zuhören, Zeit haben.“ Trauernde bräuchten keinen Therapeuten, dafür aber einen Begleiter. Dem empfiehlt sie, Hilfe – und auch eine Einladung wie kürzlich zu Weihnachten – konkret anzubieten. Gleichzeitig solle man aber aber auch akzeptieren, wenn die Person Angebote ablehnt.
Weihnachten kann für Trauernde eine schwierige Zeit im Jahr darstellen. Foto: imago stock&people/Smileus
Sie ermutigt das Umfeld dazu, das Thema Trauer nicht zu meiden. Und auch die Frage „Wie geht es Dir?“ zu stellen. „Ich darf fragen, und der Trauernde darf entscheiden, ob er darüber reden will“, sagt die Koordinatorin. Generell benötige Trauer ihren Platz, sagt sie. Und es brauche sie auch, „um den Schmerz zu verarbeiten“. Richtig oder falsch gebe es dabei nicht.
Frers: „Einsamkeit ist sicherlich ein großes Thema“
Auch laut dem Bundesverband Deutscher Bestatter ist es in der dunklen Jahreszeit wichtig, „Unterstützung von Familie, Freunden oder sogar professionellen Helfern zu suchen. Gemeinschaft und zwischenmenschliche Verbindungen können einen wertvollen Beitrag zur Bewältigung der Trauer leisten.“
Viele Trauernde haben allerdings niemanden in ihrem Umfeld, der Beistand leisten kann. „Einsamkeit ist sicherlich ein großes Thema“, sagt Claudia Frers, die von einer Zunahme in den vergangenen Jahren spricht und das auf die veränderten Familienstrukturen zurückführt. Doch „auch ein junger Mensch kann völlig einsam sein“, weiß sie aus ihrer Erfahrung.
Für diese Trauernden und auch für alle anderen können neben dem persönlichen Umfeld auch Trauergruppen Halt geben. Etwas, das nicht zuletzt auch der Friedhof als bedeutsamer Ort für die Betroffenen schafft.
Informationen, Hilfe und KRZ-Veranstaltung
Angebote Der Ökumenische Hospizdienst Böblingen, dessen Träger der Evangelische Diakonieverband im Kreis ist, bietet unter anderem verschiedene Trauerangebote an, darunter Rundwanderungen und Gruppensitzungen. Hier finden Sie weitere Informationen.
Übersicht Das Landratsamt Böblingen stellt eine Liste zur Verfügung, auf der zahlreiche Selbsthilfegruppen im Kreis und in der Umgebung samt Kontaktdaten der zuständigen Personen stehen. Mehrere Angebote Gesprächskreise und Gruppen beziehen sich auf das Thema Trauer. Das PDF ist hier aufrufbar.
Veranstaltung Am Sonntag, 26. Januar (11 bis 16 Uhr), richtet die Kreiszeitung Böblinger Bote im Sparkassenforum in Böblingen zum zweiten Mal das „Trauer-Forum“ aus. Es enthält verschiedene Vorträge und richtet sich an Interessierte oder Betroffene, die sich mit Tod, Abschied und Trauer auseinandersetzen. Der Eintritt kostet 20 Euro, eine Begleitperson ist inklusive. Buchungen und weitere Informationen sind hier zu finden.