Hospizgruppe Deizisau-Altbach 30 Jahre Dauerbereitschaft rund um die Uhr

Gerda Schmid war 30 Jahre lang immer einsatzbereit. Foto: Karin Ait Atmane

Gerda Schmid hat die Hospizgruppe Deizisau-Altbach aufgebaut. Drei Jahrzehnte lang war sie deren zentrale Anlaufstelle.

Das Hospizhandy war immer griffbereit. Sieben Tage die Woche, bei Tag und bei Nacht, zu Hause und unterwegs war Gerda Schmid stets erreichbar – und das 30 Jahre lang. Jetzt hat sie das Handy an Jüngere übergeben, genauer an ein vierköpfiges Team. Das zeigt eindrücklich, wie groß das Engagement ist, das dahintersteckt.

 

„Es hat schon manchmal den ganzen Tag geklingelt, manchmal bin ich fast nicht weggekommen“, sagt Gerda Schmid über ihre Zeit mit dem Hospizhandy. „Aber dann war auch wieder tagelang Ruhe.“ Sie hat diese ehrenamtliche Arbeit gern gemacht, zum einen aus dem Wissen heraus, wie wichtig die Hospizarbeit ist. Und zum anderen, sagt sie, „war das irgendwie mein fünftes Kind, das habe ich großgezogen“.

„Das Zuhören war ganz wichtig“

Die Hospizgruppe Deizisau-Altbach, die auch das Plochinger Johanniterstift mitbetreut, ging 1994 an den Start. Damals rückte das Thema Sterbebegleitung, vor allem auch ambulante Sterbebegleitung, zusehends in den öffentlichen Fokus. In Deizisau seien es die beiden Hausärzte und ein Pfarrer gewesen, die fanden, „dass man so was braucht“, erinnert sich Gerda Schmid.

Sie nahm sich der Sache an, mit allem, was dazugehört: informierte sich, suchte Ehrenamtliche, organisierte Schulungen. Schmid wurde die Leiterin und das Gesicht der Hospizgruppe. Anfangs machte sie selbst noch komplette Begleitungen, danach alle Erstbesuche. An sie wandten sich verzweifelte Angehörige ebenso wie Ärzte oder Ehrenamtliche, die einfach zeitnah ein offenes Ohr brauchten. Viele, die anriefen, waren in einer Notsituation, meistens ging es um zutiefst menschliche Themen. „Das Zuhören war ganz wichtig“, sagt Gerda Schmid. So schwer manches zu verdauen war, so offensichtlich war und ist für sie der Sinn der Hospizarbeit – auch zu erkennen an der riesengroßen Dankbarkeit aller Beteiligten. „Man kann es nicht glauben, aber man bekommt mehr zurück als man denkt“, sagt die 81-Jährige.

Das gilt nach wie vor, auch wenn sich die Arbeit verändert hat. Mittlerweile ist die ambulante Begleitung Schwerkranker oder Sterbender zu Hause eher die Ausnahme, sie hat sich größtenteils ins Pflegeheim verlagert. Entsprechend sind auch Gespräche mit den Pflegekräften dazugekommen. In den Pflegeheimen in Altbach und in Deizisau kann die Hospizgruppe in Absprache mit den Hausleitungen jeweils kurzfristig ein Zimmer belegen, das sogenannte Akutzimmer. Auch das bedeutet für die Familien oft eine große Erleichterung. Die Koordination dieser beiden Zimmer bleibt übrigens weiterhin in Gerda Schmids Händen. Überhaupt fiel es ihr nicht ganz leicht, die Gruppenleitung samt Handy abzugeben. „Es war eine schöne und erfüllte Zeit“, sagt sie. Auch die Zusammenarbeit mit Diakon Klaus Hillius, der irgendwann als Hauptamtlicher die Koordination der Gruppe übernahm, habe bestens funktioniert. „Mit ihm konnte man immer so gut streiten, und keiner war danach beleidigt“, so Schmid.

Meistens mit dem Fahrrad unterwegs

Im Ort kennt man Gerda Schmid, die meistens mit ihrem Fahrrad unterwegs ist, und man hat ihr immer großes Vertrauen entgegengebracht. Dazu trug auch ihr zweites Ehrenamt bei: Sie hat den wöchentlichen Seniorenmittagstisch mitaufgebaut und ebenfalls 30 Jahre lang, bis 2022, geleitet. Oft griffen die beiden Ehrenämter ineinander: Beim Mittagstisch wurde sie auf die Hospizarbeit angesprochen, umgekehrt konnten die Hospiz-Ehrenamtlichen immer wieder trauernde Hinterbliebene zu diesem gemeinsamen Essen einladen.

Kronenkreuz und Brenzmedaille

Ehrung
Kürzlich wurde Gerda Schmid im Rahmen eines Gottesdienstes mit dem Kronenkreuz in Gold der Diakonie Deutschland geehrt, außerdem wurde ihr die Brenzmedaille der Evangelischen Landeskirche in Württemberg verliehen.

Rund um die Uhr erreichbar
Auch wenn künftig nicht mehr Gerda Schmid abnehmen wird: Das Hospizhandy bleibt rund um die Uhr besetzt. Hier finden Menschen aus Deizisau und Altbach ebenso wie die Angehörigen von Bewohnern des Johanniterstifts ein offenes Ohr und Unterstützung bei der Begleitung Schwerkranker und Sterbender. Bei anderen Themen leitet das Hospiz-Team gern an die entsprechende Stelle weiter. Die Nummer des Hospizhandys ist 0174/ 3000397.

Veranstaltung
Die Hospizgruppe Deizisau und Altbach veranstaltet in der Ulrichskirche in Altbach an diesem Donnerstag, 25. September, um 19.30 Uhr einen Informationsabend zum Thema „Patientenverfügung und vorsorgende Vollmachten – Ordnung im Chaos der Vollmachten und Verfügungen!“. Der Eintritt ist frei.

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