Land, Stadt und eine Bürgerinitiative haben den Vertrag für den Umbau der einstigen Gestapo-Zentrale in Stuttgart unterzeichnet. Dafür stehen drei Millionen Euro bereit.

Stuttgart - Baden-Württemberg bekommt einen neuen Ort zur Erinnerung an die Nazi-Gräuel: Die einstige Zentrale der geheimen Staatspolizei (Gestapo) an der Dorotheenstraße 10 in Stuttgart wird bis Ende 2017 für rund drei Millionen Euro zu einem Lern- und Gedenkort umgebaut. Land, Stadt, das Haus der Geschichte Baden-Württemberg und die Bürgerinitiative Hotel Silber unterzeichneten am Freitag den Vertrag, mit dem der Umbau und auch der Betrieb des Hauses geregelt wird.

 

Die Kosten für den Umbau wie auch für den Betrieb mit jährlichen Kosten von 500.000 Euro teilen sich Land und Stadt, wie Finanzminister Nils Schmid (SPD) mitteilte. Auf 1000 Quadratmetern Fläche soll es neben einer Dauerausstellung auch Veranstaltungen und Projekte sowie Sonderausstellungen geben. „Demokratie braucht Erinnerung“, teilte die Initiative mit.

Nach dem Krieg Sitz der Polizeidirektion

Das Haus Dorotheenstraße 10 ist ein Relikt aus Stuttgarts dunkelster Geschichte: Zu Nazi-Zeiten saß hier die Geheime Staatspolizei. Hier organisierten die Nationalsozialisten die Deportation von Juden und Homosexuellen. Im Keller wurden zahlreiche Menschen verhört, gefoltert und ermordet. Kurzum: Hier wurden Verfolgung, Unterdrückung und Verschleppung organisiert und gesteuert.

Der Name „Hotel Silber“ stammt noch aus der Nutzung des Areals im 19. Jahrhundert und vom damaligen Besitzer Heinrich Silber. Das Haus war auch einst Oberpostdirektion und vor der Nazi-Zeit sowie nach dem Krieg Sitz der Stuttgarter Polizeidirektion. Bis 1984 wurde es von der Polizei genutzt. Später sollte es einem Einkaufszentrum weichen. Die Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber verhinderte den Abriss - und wird an Gestaltung und Betrieb der Einrichtung beteiligt. 2011 schrieb die damals neue grün-rote Landesregierung im Koalitionsvertrag fest, das Gebäude zu erhalten.

Nach Angaben von Thomas Schnabel, Leiter des Hauses der Geschichte, ist das „Hotel Silber“ deshalb so gut als Gedenkort geeignet, weil es - bundesweit einmalig - von 1928 bis 1984 ununterbrochen von der Polizei genutzt wurde. „Hier können Kontinuitäten und Brüche im Umgang mit Minderheiten und Gegnern, aber auch das Selbstverständnis der jeweiligen Polizisten in Demokratie und Diktatur dargestellt werden.“ Es sei ein guter Ort, um „unsere Fragen an die Geschichte zu stellen“.