Ministerpräsident Mappus lehnt die Einrichtung eines NS-Gedenkzentrums im Hotel Silber ab. Er verweist auf zahlreiche andere Orte der Erinnerung.

Stuttgart - Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) und die Landesregierung sind nicht bereit, im ehemaligen Hotel Silber an der Dorotheenstraße ein NS-Dokumentationszentrum einzurichten. Das geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten Stellungnahme des Finanzministeriums gegenüber der SPD-Landtagsfraktion hervor. Zur Begründung heißt es darin unter anderem: "Im Land gibt es zahlreiche Gedenk- und Erinnerungsstätten, in denen eine gewachsene Kultur des Erinnerns an die NS-Zeit besteht. Jährlich kommen dorthin 200.000 Besucher, darunter 40 Prozent Jugendliche und Schüler." Der geplante Gedenkort am Stuttgarter Karlsplatz werde dieses Angebot ergänzen und vom Haus der Geschichte betrieben werden.

Die Landtagsfraktion der SPD und die Ratsfraktion der Partei haben die ablehnende Haltung des Landes gegenüber ihrer Initiative am Donnerstag kritisiert. "Uns drängt sich der Eindruck auf, dass der Ministerpräsident an der Aufarbeitung der NS-Geschichte gar nicht interessiert ist", sagte Niels Schmid, der stellvertretende Fraktionschef im Landtag. Aus dem jüngst erschienenen Buch "Stuttgarter NS-Täter" gehe "eindrucksvoll hervor, dass es in der Forschungslandschaft noch viele weiße Flecken über die Herrschaftsausübung staatlicher Stellen während der NS-Zeit in Baden und Württemberg gibt". Schmid wies zugleich darauf hin, dass sich im Stuttgarter Gemeinderat eine neue Mehrheit für ein zentrales Dokumentationszentrum abzeichne. Wie berichtet, verlangt die SPD, dass in dem neuen Gebäudekomplex am Karlsplatz 2000 Quadratmeter für ein solches Zentrum eingeplant werden.