Im Netz und in Horb wird über das Hotpants-Verbot an einer Horber Schule diskutiert. Bei der Schulleiterin kommen teils empörte, teils zustimmende Reaktionen an. Eine andere Schule hat schon vor Jahren ihre Erfahrungen mit dem Thema gesammelt.

Dies ist die leicht gekürzte Fassung eines Textes, der zuerst auf der Website des Schwarzwälder Boten erschien

 

Horb - An der Werkrealschule in Altheim ist am Montag eine neue Regel in Kraft getreten: Wer zu knappe und aufreizende Kleidung trägt, muss ein großes T-Shirt bis zum Ende des Unterrichts überziehen. Das Thema erregt in Horb und im Netz die Gemüter.

Am Horber Martin-Gebert-Gymnasium kennt man die Diskussionen schon. "Bei uns war es vor einigen Jahren Thema", berichtet der Rektor Georg Neumann. "Wir haben uns mit der Schülermitverantwortung (SMV) und dem Elternbeirat zusammengesetzt und gemeinsam überlegt, was man machen kann." Letztendlich habe man folgenden Satz in die Schulordnung aufgenommen: "Aus gegenseitiger Rücksichtnahme achten wir auf angemessene, nicht störende Kleidung (zum Beispiel keine Strandmode, keine provozierenden Aufschriften)." 

Wenn so etwas dennoch vorkommt, werde der Schüler darauf hingewiesen. Maßnahmen musste der Rektor noch nie ergreifen. "Wenn man die Schüler darauf hinweist, halten sie sich auch daran." Daniel Wochner, der Gesamtelternbeiratsvorsitzende in Horb, hat von den Eltern noch keine Beschwerden bekommen. "Ich kann es allerdings verstehen, wenn man zu Maßnahmen wie in Altheim greift", meint er. "Wenn sich Schüler zu aufreizend kleiden, kann das den Schulalltag schwierig machen."

Die endgültigen Kleidungsregeln, die nach den Ferien von Eltern, Lehrern und Schülern gleichermaßen ausgehandelt werden, sollen indes auch Jungs einschließen. Bei letzteren fühlten sich vor allem Mädchen gestört, wenn zum Beispiel die Hosen zu tief getragen werden.

Reaktionen im Netz - und an der Schule

Doch nicht nur an offizieller Stelle, auch in den sozialen Medien wird das Thema eifrig diskutiert. "Im Büro und bei der Arbeit muss man auch angemessen gekleidet sein. Mittags im Schwimmbad oder zuhause kann man doch tragen was man will. Ich finde das gehört zum guten Anstand dazu", schreibt zum Beispiel Nadine A. auf der Facebook-Seite des Schwarzwälder Boten. "VERRÜCKT", meint dagegen Hildegard K. dazu. Yvonne K. kommentiert: "Ich wäre eh für eine Schuluniform." Maik S.: "Schuluniform? Dann machen wir es doch gleich wie in Nordkorea, Schuluniform/gleicher Haarschnitt usw. Mensch lasst die Kinder doch Kinder sein, sie müssen sich noch früh genug anpassen."

So weit so gut. Doch wie kommt die neue Regel in der Altheimer Werkrealschule selbst an? "In den Klassen wird es recht gut aufgenommen", berichtet Schulleiterin Bianca Brissaud. Auf jeden Fall habe die Vorschrift selbst für weniger Irritation gesorgt, als die ganze Diskussion, die seither um die Regel entbrannt sei.

Manche Schüler fühlten sich regelrecht verunglimpft, wenn sie über soziale Netzwerke gefragt würden, ob der Kleidungsstil tatsächlich so freizügig sei, dass man ihn verbieten müsse, erzählt Brissaud. "Wir sind doch keine Schlampen", sei eine der empörten Reaktionen gewesen, so die Schulleiterin.

Sie sieht die neue Vorschrift auch als eine Vorbereitung aufs Berufsleben und eine Förderung von Sozialkompetenz. "Natürlich habe ich das Recht, mich zu kleiden, wie ich möchte", bekräftigt Brissaud. Andererseits beinhalte jedes Recht auch Pflichten. Beispielsweise die Pflicht, Rücksicht zu nehmen, wenn andere Menschen sich gestört fühlen.

Dass die neue Regel wohl mehr Befürworter als entschlossene Gegner auf den Plan rufen wird, glaubt die Schulleiterin schon jetzt zu erkennen. So seien in manchen Klassenzimmern bereits Poster mit freizügig gekleideten Menschen darauf abgehängt worden. Eine Mutter habe sich bei ihr gemeldet, um sich für die Vorschrift zu bedanken. Und nicht zuletzt sei am ersten Tag der neuen Vorschrift keines der T-Shirts zum Einsatz gekommen.