Das Lied „Amazing Grace“, ursprünglich eine Lobpreisung Gottes, haben Sie aus seinem spirituellen Kontext geraubt. Sie machen daraus eine . . .
. . . Lobpreisung des Lebens.
Ist das zulässig?
Ich bin der Meinung, dass Musik größer ist als jede Religion.
Wie bitte? Musik kann keine Antwort darauf geben, was nach dem Tod geschieht.
Das kann sowieso niemand. Die Religion kann es einem nur vormachen. Darum ist Religion nie so groß, wie Musik sein kann.
Aber Sie waren so oft und weit auf der Welt unterwegs, dass Sie sicher bemerkt haben, dass außerhalb Europas nahezu alle Menschen ihrer jeweiligen Religion anhängen.
Ich respektiere das. Aber ich glaube, man muss sich freibeten.
Wir werden uns da wahrscheinlich nicht einigen. Letzte Frage: Machen eigentlich Helden bestimmte Orte zu Heimaten?
Nein, ich glaube nicht, dass es Helden braucht. Es braucht Ereignisse. Die Interpretation heiliger Plätze der Reiseschriftstellerin Alexandra David-Néel, die als Erste Tibet bereist hat, war folgende: Da ist was passiert. Da gab es ein Ereignis. Als sie hundert Jahre alt war, hat sie sich den Pass noch verlängern lassen – ist aber dann ein Jahr später gestorben. Jedenfalls werden diese Plätze durch die Leute, die sie besuchen, konstant aufgeladen mit spiritueller Energie. So ist es mit Heimat auch: Viele Leute laden sie auf, weil dort Dinge passiert sind, die sie toll finden.
Können Sie das bewerkstelligen, indem Sie an der Schiffsanlegestelle in Hallstatt im Salzkammergut ein Konzert geben?
Darüber denke ich nach.