Experten kontrollieren in dieser Woche fast 1400 Masten und die dazwischen liegenden Stromleitungen im Kreis Ludwigsburg. Für die Piloten ist die Aufgabe – trotz jahrelanger Erfahrung – nicht ganz ohne.

Digital Desk: Michael Bosch (mbo)

Ludwigsburg - Es ist ein echter Balanceakt, den Mensch und Maschine derzeit über den Feldern und Straßen im ganzen Kreis Ludwigsburg vollführen. Eine falsche Bewegung, und der Hubschrauber berührt die Hochspannungsleitung. Dass das Fluggerät den 110 00-Volt-Leitungen so nahe kommt, muss sein, denn nur so können die Experten sehen, ob sie beschädigt sind. Noch die ganze Woche über überprüft die Süwag-Netztochter Syna die sogenannten Freileitungen – die Hubschrauberpiloten fliegen insgesamt rund 1400 Masten auf mehr als 400 Kilometern Strecke ab.

 

Geprüft wird mit dem bloßen Auge

Die Einsätze dauern in der Regel mehrere Stunden, die Experten der Syna, die mit im Hubschrauber sitzen, nehmen dabei die Leitungen in Augenschein. Mehr als ein Fernglas und einen Fotoapparat haben sie dabei nicht zur Hilfe. In erster Linie müssen sie sich aber auf ihre Augen verlassen. Wie ist der Zustand der Masten? Sind Leitungen beschädigt? Ist der Sicherheitsabstand zwischen Bäumen oder Gebäuden zu den Leitungen gewahrt? „Bei den Kontrollflügen erkennen wir Einzelheiten, die wir vom Boden aus nicht sehen können“, betont Bernd Stöhr, der seit Jahren die Prüfung aus der Luft bei der Syna vornimmt. „Nur so erhalten wir ein vollständiges Bild vom Zustand unserer Netze und können eine hohe Versorgungszuverlässigkeit gewährleisten“, erklärt Stöhr weiter. Vom Boden aus wird natürlich auch regelmäßig kontrolliert. Alles, was die Experten aus der Luft erkennen, wird festgehalten und mit Hilfe eines Ampelsystems bewertet. Die dringenderen Probleme werden als erstes behoben. „Es kann sein, dass wir den ein oder anderen Isolator austauschen, oder eben auch mal einen Baum oder ein Gebüsch zurückschneiden müssen“, sagt Marcus Heckler, Pressesprecher der Süwag. Letzteres sei allerdings eher ungewöhnlich, da die Hochspannungsleitungen zumeist über das freie Feld verlaufen.

Bislang gab es keine Unfälle

Passanten müssen sich im Übrigen keine Sorgen machen, denn einen Unfall habe es bei den Kontrollflügen bislang nicht gegeben, beruhigt Heckler. Im Gegenteil: „Wir führen die Überprüfungen ja durch, damit die Versorgung sichergestellt ist“, sagt er. Man habe bislang nur gute Erfahrungen gemacht.

Die Piloten der Meravo-Luftreederei aus Odenheim bei Heilbronn, die die Flüge durchführen, sind speziell ausgebildet. Sie nehmen neben den Kontrollflügen über Strommasten und Ölpipelines auf dem offenen Meer auch Reparaturen an den Leitungen vor oder bekämpfen mit ihren Hubschraubern Waldbrände. Die Flotte des 1961 gegründeten Unternehmens umfasst 25 Hubschrauber verschiedener Modelle, mit der es beinahe jegliche Aufgabe bewältigen kann. Nichtsdestotrotz: die Piloten sind gefordert. „Mit der Thermik und damit, den Abstand zu den Leitungen zu halten, haben sie schon ganz schön zu tun“, sagt Marcus Heckler zur momentanen Aufgabe.

In der Stadt wird nicht kontrolliert

Im Normalfall werde die Bevölkerung von den Flügen in dieser Woche kaum etwas mitbekommen. Am ehesten noch Spaziergänger und Radfahrer, die auf den Feldwegen im rund um Ludwigsburg unterwegs sind, oder die Landwirte. „Natürlich können wir nicht ausschließen, dass auch mal ein Hubschrauber über die Stadt fliegt“, so Heckler. Aber kontrolliert wird dabei nichts, denn dort verläuft nur das sogenannte Niedrigspannungsnetz.