Noch bis 6. Mai dreht sich in der Sonderausstellung „Ich wollt’ ich wär’ ein Huhn“ im Museum Welzheim alles um das liebe Federvieh. Pünktlich zu Ostern sind dort auch Küken geschlüpft.

Welzheim - Nummer 1 wiegt nur wenige Gramm und passt in eine hohle Hand. Trotzdem stiehlt das kleine dottergelbe Küken an diesem Ostersonntag sämtlichen Artgenossen, die rundum in den Glasvitrinen des Welzheimer Museums sitzen, die Schau. Gerade mal einen Tag ist Nummer 1 alt – und sitzt ebenfalls hinter einer Scheibe, allerdings nicht in einem Schau-, sondern in einem Brutkasten, bei konstant molligen 37,7 Grad Celsius und einer Luftfeuchte von 40 bis 60 Prozent.

 

Nummer 1 ist gewissermaßen der Live-Act zur Ausstellung „Ich wollt’, ich wär’ ein Huhn“, welche der Historische Verein Welzheimer Wald noch bis zum 6. Mai zeigt. Am Ostersonntag herrscht reger Betrieb im Museum, das wechselhafte Aprilwetter sieht der Ausstellungsmacher Roland Birkle mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Denn es lockt einerseits viele Ausflügler ins Haus, andererseits fällt das geplante Eierhetzeln im Hof buchstäblich ins Wasser.

Eierhetzeln fällt ins Wasser

Bei diesem alten Osterbrauch lassen die Teilnehmer hartgekochte, gefärbte Eier eine Art Sprungschanze – die Hetzel – hinabrollen und versuchen, mit ihrem Ei möglichst viele andere zu berühren. Für jeden Treffer wird der Schütze vom Besitzer des getroffenen Eis mit einem Cent belohnt. Das Spiel dauert, bis die Schale kaputt ist, dann wird das Ei gegessen.

Auch im Brutkasten liegt eine kaputte Eierschale – eben jene, aus der sich Nummer 1 mühselig und über Stunden herausgearbeitet hat. Kein Wunder, dass das Küken immer wieder erschöpft einnickt und ein kurzes Schläfchen einlegt. Wann wohl die anderen Küken im Brutkasten aus der Schale schlüpfen? Roland Birkle zuckt die Schultern und hofft auf den Ostermontag. Die Natur lässt sich halt nicht programmieren, auch wenn es Küken im Allgemeinen nach rund 21 Tagen ans Licht drängt.

Warnweste für freilaufende Hühner

Die Museumsküken, Zwerghühner und Tiere der Rasse Appenzeller Hauben, erwartet hoffentlich ein besseres Schicksal, als den gewaltigen ausgestopften Hahn, der im Raum nebenan kampfeslustig die Federn sträubt. Gleich daneben ein Überblick, zu was Mensch Huhn, Gans und Co. alles verarbeitet. Hinter dem Titel der Ausstellung „Ich wollt, ich wär’ ein Huhn“ prangt nun ein dickes Fragezeichen.

Drei Schritte weiter ist die Welt dann aber wieder in Ordnung: da scharren glückliche Hühner auf Tellern und Tassen, gackern in Cartoons, dienen als Schaukelhuhn oder zieren Kirchtürme, machen sich auf Geschirrtüchern, Bettwäsche und Werbeschildern für Zigaretten, Hühneraugenpflaster oder die vergessene Fahrradmarke Hahn aus Backnang breit. „Ich hätte nie gedacht, dass Hühner in solch einer Vielfalt in unserem Alltag vorkommen“, sagt Roland Birkle, der gar Warnwesten aufgetan hat, die besorgte Besitzer ihrem freilaufenden lieben Federvieh überziehen können.