Die private Hühnerhaltung wird immer beliebter. Wie man zu seiner eigenen Hühner-Schar kommt und was man als Anfänger unbedingt beachten sollte.

Stuttgart - Jeden Morgen frische Eier von den eigenen Hühnern: ein Traum, den sich Sarah Wirth erfüllt hat. Fünf Hennen hält sie in ihrem Garten – mitten im Wohngebiet am Stuttgarter Dachswald. Eine bunt gemischte Gruppe verschiedener Rassen und Farben. Inspiriert wurde sie durch eine Sendung von Star-Koch Jamie Oliver, in der ein mobiler Hühnerstall im Kleinformat vorgestellt wurde. Das habe das Feuer in ihr geweckt.

 

Dass die Hühnerhaltung im eigenen Garten zum Trend geworden ist, kann auch die 35-Jährige bestätigen. Ihren Stall hat sie vor fünf Jahren zum Geburtstag bekommen. Heute bietet sie selbst Hühnerhaltungskurse an und ist mittlerweile sogar Botschafterin für die mobilen Ställe aus Kunststoff. Vor allem in Zeiten der Corona-Pandemie begeistern sich immer mehr Menschen für das Hobby und Haustier Huhn. Das zeige die hohe Nachfrage für die Ställe, die man auch über Sarah Wirth bestellen kann. „Die Lieferzeiten im Frühjahr lagen bei mehreren Monaten“, sagt sie. Doch wer sich für eigene Hühner im Garten entscheidet, der sollte sich vorher gut informieren:

Sarah Wirth freut sich jeden Morgen auf ihr Frühstücksei. Dabei beeinflusst vor allem die Futterqualität den Geschmack. „Wenn eine Henne eine Mischung aus Gräsern, kleinen Insekten, Pellets und Körnerfutter zu fressen hat, schmecken ihre Eier anders als die aus Industriehaltung“. Wirths Hennen bekommen Futter in Bio-Qualität und zusätzlich dazu Obst, Gemüse und alles, was sie im Garten so finden. Dabei beschränken sich die Tiere nicht nur auf vegetarische Kost, denn Hühner sind Allesfresser. „Einmal haben sie sogar eine Maus gefressen, die unserer Katze entwischt ist“, so Wirth.

Ihre Hühner haben für die 35-Jährige einen großen Entschleunigungsfaktor. „Ich mag es die Tiere dabei zu beobachten, wie sie durch den Garten streifen und alles untersuchen“. Sie seien tolle Gartenhelfer, denn sie kratzen herum, düngen, fressen Schädlinge und halten das Gras kurz. Sarah Wirth achtet darauf, den Zaun des Außenbereichs immer wieder umzustecken, sodass nicht immer die gleiche Rasenfläche abgeweidet wird. „Sonst ist es irgendwann nur noch Matsch“, sagt sie.

Auch Hühner leisten Integrationsarbeit

Regelmäßig lässt sie ihre Hennen auch Eier ausbrüten. Da sie selbst keinen Hahn hat, holt sie sich die befruchteten Eier von anderswo, zum Beispiel der Jugendfarm in Botnang. Hennen zeigen deutlich, wenn sie brüten wollen. „Dann bleiben sie auf ihren Eiern sitzen und plustern sich auf, wenn man an die Eier ran will“. Auch in diesem Jahr sind bei Sarah Wirth Küken geschlüpft, allerdings hat sie die Eier sowie eine Henne geliehen. „Von meinen Hennen wollte dieses Jahr keine brüten“, sagt sie. Die Küken sind mittlerweile acht Wochen alt und stehen kurz davor, ohne die Mutter klarzukommen. Demnächst soll die kleine Familie zurück auf die Jugendfarm und dort in die bestehende Gruppe eingegliedert werden.

So eine Gruppenzusammenführung ist nicht immer einfach, denn bei Hühnern herrscht eine Rangordnung. Kommen neue Hühner dazu, muss erst wieder ausgefochten werden, wer der Chef ist. So war das auch bei Sarah Wirth, als sie letztes Jahr ihre Vorwerkhenne integriert hat. „Eigentlich integriert man kein einzelnes Huhn in eine Gruppe sondern mindestens zwei gemeinsam“, sagt Wirth. Bei ihrer neuen Henne gab es Startschwierigkeiten. „Die anderen sind alle vor ihr weggerannt“. Mittlerweile hat sich die Gruppe aber zusammengefunden und die Hühner kommen gut miteinander zurecht.

Die Mädels, wie sie die fünf Hennen liebevoll nennt, sind für Sarah Wirth nicht mehr wegzudenken. Die 35-Jährige freut sich, ihre Begeisterung und ihr Wissen in ihren Hühnerhaltungskursen weiterzugeben. Sie hofft, dass sich in Zukunft mehr Leute dafür entscheiden, Hühner in den eigenen Garten zu holen.