Beim Stetson-Cup der Country- und Westernfreunde schaffen einige Hufeisenwerfer die Qualifikation zur Deutschen Meisterschaft in Thüringen. Auch der Ehrenpräsident des Clubs nimmt die Hürde, doch mit seiner aktuellen Form ist er alles andere als zufrieden.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Schwaikheim - Schon nach den ersten Würfen ist Willy Räse klar, dass sich seine bereits einige Zeit anhaltende Formkrise am Vatertag nicht bessern wird. Statt sich mit einem Klirren an den Metallstab zu schmiegen, bewegt sich das flache Sportgerät lieber ein Stück daran vorbei. „Hufeisenwerfen ist ein ganz sensibler Sport. Ein falscher Schritt, und der ganze Bewegungsablauf ist im Eimer“, sagt der Ehrenpräsident der Schwaikheimer Country- und Westernfreunde, die an diesem Tag den Stetson-Cup ausrichten – ein Turnier, das als Qualifikation für die Deutsche Meisterschaft im September im thüringischen Eichenried gewertet wird. Mit seinen 48 von 108 möglichen Punkten hat Räse diese Hürde letztlich zwar knapp geschafft, doch einer, der als Urvater des Schwaikheimer Hufeisenwurfs gilt, kann mit einem solchen Resultat nicht zufrieden sein.

 

Hoseshoepitching beim Barbecue kennengelernt

Räse hat das Horseshoepitching Ende der 80er-Jahre bei einer Barbecueparty im Amerikaurlaub kennen und lieben gelernt und kurz darauf in der Heimat etabliert. Schon bald flogen die 1,1 bis 1,2 Kilogramm schweren, bogenförmigen Metalle, die Räse über den Großen Teich importiert hatte, dort regelmäßig: Zunächst im örtlichen Freibad und im Gartengrundstück eines Freundes, dann, von 1990 an, in einer eigens gegründeten Abteilung des TSV Schwaikheim. Sieben Jahre später haben die auf Hufeisenwurf und Line-Dance spezialisierten Country- und Westernfreunde einen eigenständigen Verein aus der Taufe gehoben und dem Ganzen 2009 mit dem Bau eines komfortablen Vereinsheims gewissermaßen die Krone aufgesetzt.

Ungeachtet der Formkrise des Ehrenpräsidenten läuft der Stetson-Cup, zu dem sich 50 Teilnehmer angemeldet haben, die unter anderem aus dem schweizerischen St. Gallen und dem bayrischen Rübgarten nach Schwaikheim angereist sind – zumindest unpatriotisch betrachtet – hervorragend. Werner Oechsle, der amtierende Präsident des Vereins und letztjährige Deutsche Doppelmeister, ist mit seinen durchaus respektablen 65 Punkten zwar schon früh auf Platz vier abgerutscht. Doch einmal 75 und zweimal 74 Punkte, die nur eine halbe Stunde nach dem Start in die Turnierliste eingetragen werden, deuten auf ein hervorragendes Gesamtergebnis hin. 108 Zähler sind pro Durchgang maximal möglich, der Deutsche Rekord liegt bei 86.

Jeder hat seine eigene Erfolgstechnik

Drei Zähler werden in der „German Disziplin“ vergeben, wenn das Hufeisen den in neun Meter Entfernung eingepflockten Stab umringt, was deshalb auch folgerichtig als „Ringer“ bezeichnet wird. Zwei Punkte gibt es für ein am Stab stehendes Eisen und einen Punkt, wenn es im Umkreis der Richteisenbreite zum Liegen kommt, also maximal 18,41 Zentimeter vom Stab entfernt. Was ist die beste Technik? „Das muss jeder für sich herausfinden“, sagt Werner Oechsle und verdeutlicht das an einem Beispiel. „Der Günther mit seinen 75 Jahren steht ganz steif da und lässt sein Hufeisen fünf bis sechs Mal in der Luft drehen.“ Er selbst bevorzuge eine einfache Umdrehung, die weich aus den Knien heraus gesteuert wird. „Jeder hat da so sein eigenes Erfolgsrezept“, sagt Oechsle.

Willy Räse hat seines zumindest für den Moment verloren. Auf seine 48 Punkte muss er jetzt erst einmal ein Bierchen trinken. Am Üben, räsoniert der Ehrenpräsident, der in der Ewigen Rangliste immerhin auf Platz 13 registriert ist, kann es nicht gelegen haben. „Wahrscheinlich“, sagt er, „war ich einfach übertrainiert.“