Der Hund ist des Menschen bester Freund? Was für die einen die größte Erfüllung ist, ist für die anderen eher eine Bedrohung. Besonders in der Stadt prallen Hundeliebhaber und -hasser aufeinander.

Berlin - Es war ein Spitz, ein „fieser Spitz“. Als Wulf Beleites noch ein Kind war, biss der Spitz zu. Eine Fleischwunde am Bein war das Ergebnis - der Grundstein für Beleites’ tiefe Abneigung gegenüber Hunden. „Hunde sind lästig, ärgerlich und gefährlich“, sagt der 68-jährige Journalist. Beleites mag Hunde nicht nur heimlich nicht. Er veröffentlicht ein satirisches Magazin namens „Kot & Köter“, das sich mit seiner Hundeaversion befasst. „Hundefreunde haben genauso ihre eigene Zeitung, dann dürfen wir auch eine haben“, sagt er. An diesem Freitag erscheint zudem ein Buch von ihm.

 

Freund oder Feind?

Die Vierbeiner gelten als der beste Freund des Menschen. Eigentlich eine nette Bezeichnung. Doch wenn es um Hunde geht, kochen Emotionen immer wieder hoch. Maulkorb, Leinenpflicht, Hundeführerschein oder Kotbeutel sind da nur einige Themen, die Hundefreunde und -feinde immer wieder aufeinanderprallen lassen. Die einen sehen eine potenzielle Gefahr in Waldi oder Bello. Die anderen finden, Hunde und speziell deren Besitzer würden durch Auflagen und Verbote diskriminiert.

„Ein Hund ist das einzige Tier, das wirklich einen Kontakt mit Menschen wünscht und lebt“, sagt Annette Butscher von der Hundelobby Berlin. Hier macht sie sich gegen die „offensichtliche Diskriminierung von Menschen, die mit Hunden leben“ stark. Butscher sieht sich nicht per se als Hundefreundin. Es geht ihr allgemein um das friedliche Zusammenleben mit Tieren und darum, „dass verantwortungsbewusste Menschen mit Hunden gesellschaftliche Rechte erhalten“. Für Menschen wie Beleites hat sie wenig Verständnis. „Die haben einfach eine Mauer im Kopf und gefährden den gesellschaftlichen Frieden.“

Hunde sind überall

Doch warum scheiden sich am Hund so sehr die Geister? Über Meerschweinchen, Katzen oder Ponys regt sich ja schließlich auch kaum jemand derart intensiv auf. „Es geht oftmals nicht um den Hund selbst“, erklärt die Soziologin Nicole Burzan von der Technischen Universität Dortmund, die zum Thema Hund und Mensch forscht. „Vielmehr gibt es Gelegenheiten, einen Hund nicht zu mögen.“ So stinkt ein nasser Hund im Bus, er kann etwas kaputt machen oder hinterlässt seinen Kot eben auf dem Gehweg oder im Park.

Außerdem könne man anderen Dingen, die man nicht mag, aus dem Weg gehen. „Wer keinen Techno mag, geht in keinen Technoclub. Wer keine Gartenzwerge mag, kauft sich keine“, erklärt die Professorin. Beim Hund sei das anders. Das Tier begegnet einem im Alltag immer wieder. So wird das negative Gefühl, dass mancher mit einem Hund verbindet, immer wieder aktualisiert.

„Die Halter sind arrogant“

Diese Erfahrung macht auch Beleites. Ob beim Radfahren oder einfach nur beim Spaziergang in der Stadt - immer wieder trifft er auf Hunde. Beleites fordert hundefreie Städte, denn „ein Hund gehört nicht in die Stadt“. Fast noch mehr als über die Hunde selbst, schimpft er über deren Besitzer. „Die Halter sind so unheimlich arrogant.“ Wenn er sich beschwert habe, weil ein Hund auf die Straße geschissen hatte, sei er nur auf Anfeindungen und Ignoranz getroffen, erzählt er.

Einseitige Feindbilder

Butscher hingegen kann so etwas nicht verstehen. „Das sind doch einseitige Feindbilder“, sagt sie. Sie kritisiert, dass Hundehalter oftmals als ausgegrenzte Wesen dargestellt werden, „die ihre sozialen Defizite durch kotproduzierende Wesen kompensieren“. Wulf Beleites hingegen wäre einmal fast sogar selbst zum Hundehalter geworden. Damals wünschten sich seine Kinder einen Hund. „Aber der kam mir natürlich nicht ins Haus.“ Stattdessen gab es eine Katze. „Aber jetzt habe ich gar kein Haustier mehr, und das ist auch gut so.“