Wohin mit dem Hund, wenn ein Jobtermin, eine Kur oder eine Reise anstehen? Viele Tierhalter setzen auf private Pensionen. Die Nachfrage danach ist offenbar groß, für die Betreiber gibt es klare Regeln.

Filder - Pete macht sich lang. Während Insekten über den kleinen Swimmingpool tanzen, zieht der vierjährige Mischling ein Sonnenbad vor. Benny, dem sechs Jahre alten Shih Tzu, ist das zu heiß. Zwischen zerkauten Bällen hat er sich in den Schatten gelegt. „Die beiden sind Stammgäste“, sagt Doreen Schreiter. In ihrer Wohnung in Waldenbuch betreibt sie eine Hundepension. Seit März hat die 32-Jährige das Kleingewerbe „Hundekörbchen“ angemeldet. Ihr Freund Alex Becker (28) will auch bald offiziell einsteigen. Das Paar hat einen Stamm von rund 20 Familien im Vertragsordner. „Es ist häufig das Wochenende“, doch von wenigen Stunden bis drei Wochen sei alles dabei. Abhängig ist der Zeitraum vor allem vom Hund – kann er im Zweifelsfall auch allein bleiben? Denn Doreen Schreiter und Alex Becker sind berufstätig.

 

Hunde als Therapie

Warum sie trotzdem bis zu drei Tiere für je 25 Euro pro Tag aufnehmen? „Ich muss mit Hunden zusammen sein“, sagt Doreen Schreiter. Im Januar hat sie ihren Rottweiler einschläfern lassen müssen. „Ein eigener Hund geht vom Herz her noch nicht, ohne Hund geht es aber auch nicht. Für mich ist es wie eine Therapie“, sagt sie mit feuchten Augen. Entsprechend intensiv widme sie sich jedem Gast, „der wird behandelt wie unserer“. Die Kunden schätzen das offenbar, obwohl Doreen Schreiter als Chefsekretärin keine branchenspezifische Ausbildung vorweisen kann – „meine Berufserfahrung sind elf Jahre Rottweiler“. Fast nur Stammgäste aus dem Ort, aber auch dem Raum Stuttgart, Calw oder Tübingen sind in der Kartei, vom Chihuahua bis zum Doggen-Duo. Futter und Körbchen bringen die Halter mit. „Meine letzte Buchung aktuell ist für Februar 2020“, sagt sie.

„Hundekörbchen“ ist nicht ohne Konkurrenz. Über Portale wie „Pawshake“ oder „Leinentausch“ bieten auf der Filderebene zahlreiche tierliebe Privatleute Gassi und Hundesitting ab etwa neun Euro die Stunde an. Darunter ist zum Beispiel eine 44-jährige Krankenschwester aus Vaihingen, die ihre Freizeit mit dem, „was ich liebe“, verbringen möchte: mit Hunden. Gewerbliche Anbieter sind selten. In Echterdingen firmiert seit bald 20 Jahren „Dog Holiday“, und der Inhaber Maksim Winkler (47) sagt: „Der Bedarf ist riesengroß.“ Für den Sommer sei er längst ausgebucht, „wir haben einen Vorlauf von sechs Monaten. Wir könnten noch mal drei Pensionen aufmachen“. Bis zu 20 Tiere nehmen er und seine Frau ab 30 Euro pro Tag auf dem eigenen Privatgrundstück auf, Bello, Fiffi und Co. tummeln sich dann im Garten oder in Hundezimmern. Gassi gehe er nur mit je zwei Hunden und nur angeleint, „alles andere hat man nicht unter Kontrolle“. Immerhin liege laut Vertrag die Haftung bei ihm. Maksim Winkler betont: „Das ist nicht nur dasitzen und streicheln.“

„Das ist wie ein Kindergarten“

So sehen das auch die Kommunen. In Stuttgart etwa benötigt ein Profi-Hundesitter eine Erlaubnis gemäß Paragraf 11 des Tierschutzgesetzes, erklärt Martin Thronberens, ein Verwaltungssprecher. Die werde erteilt, „wenn der Antragsteller zuverlässig ist, die notwendige Sachkunde besitzt und die Räumlichkeiten dem Tierschutzgesetz entsprechend sind“. Die Zuverlässigkeit werde anhand des Führungszeugnisses und eines Auszugs aus dem Gewerbezentralregister geprüft. Die Sachkunde könne unter anderem durch ein Gespräch bei der Veterinärbehörde nachgewiesen werden. Ob alles seine Richtigkeit hat, überwacht das Ordnungsamt. „Dies geschieht in unregelmäßigen, stichprobenartigen Überprüfungen“, sagt Thronberens, aber auch bei Beschwerden.

Wie Maksim Winkler ist auch Harald Baumert wichtig: Er hat die Sachkunde nach Paragraf 11 des Tierschutzgesetzes nachgewiesen. In Degerloch betreibt der 51-Jährige hauptberuflich die Hundetagesstätte „Keltental“. Acht bis zehn Hunde tollen tagsüber auf einem 1600 Quadratmeter großen Gelände am Ramsbach, erklärt er. Die meisten Hunde würden morgens gebracht und abends geholt. Übernachtungsgäste nimmt Harald Baumert nur vereinzelt gemeinsam mit seinen eigenen fünf Hunden nach Hause, wie er sagt. „Das ist wie ein Kindergarten.“