Das Böblinger Freibad öffnet sich zum Saisonende für Hunde – und die sind begeistert, Herrchen und Frauchen natürlich auch.

Im Böblinger Freibad herrscht kein Regelbetrieb an diesem Samstagnachmittag, das hört man schon von Weitem – denn welches Geräusch ein Mensch auch machen mag, wenn er ins Wasser springt: bellen dürfte er nicht. Die Böblinger Badegäste an diesem letzten Tag der Freibadsaison aber sind besondere. Sämtlich sind sie behaart, gehen auf vier Beinen und wedeln aufgeregt mit dem Schwanz, wenn sie am Becken stehen. Oder sie fliegen frei und wild dahin über die Wiesen, auf denen sich sonst Menschen in der Sonne aalen. Am Samstag gehört das Freibad den Hunden.

 

Deren Besitzer stehen derweil am Beckenrand, schauen ihren tierischen Freunden zu, wie sie das Wasser treten, werfen Gummiknochen weit hinaus auf die Wasserfläche und setzen damit Wettrennen in Gang, zu Wasser und zu Land. Die menschlichen Gäste filmen und fotografieren unablässig – denn immer, wenn ein Ball ins Wasser geworfen wurde, taucht nicht lange Zeit später ein triumphierender Hundekopf auf und hält ihn zwischen den Zähnen. Die Hunde tasten sich vorsichtig ans Badevergnügen heran oder hüpfen freudig geradewegs in es hinein; sie ziehen mit emporgereckter Schnauze durch das klare Wasser oder klettern triefend aus dem Becken, um sich mit leuchtenden Augen abzuschütteln. Wann einmal treffen schon derart viele Vierbeiner ohne Leine aufeinander? So manches Frauchen steht da und ruft vergeblich nach dem Begleiter, der gerade doch viel lieber mit seinen Artgenossen um die Büsche fetzt.

Wasser ohne Chlor

Die Idee, das Freibad zum Saisonende für Hunde zu öffnen, gab es schon längere Zeit, berichten Anna Rottmann und Celine Pika. Sie übernehmen im Freibad den Empfang, arbeiten für die Böblinger Stadtwerke. Hundebesitzer müssen am Eingang lediglich Impfpass und Hundemarke vorweisen. Der Eintritt ist frei, der Tierschutzverein Böblingen ist vor Ort, verkauft Kaffee, Kuchen, bittet um Spenden. Der Badebetrieb wurde bereits vor einer Woche eingestellt, das Wasser ist längst nicht mehr gechlort; auf Hygiene wird geachtet. „Alle Hunde“, berichten die beiden Empfangsdamen, „sind sehr aufgeregt, freuen sich riesig auf das Wasser und den Freilauf.“

Hol’ das Stöckchen! /Stefanie Schlecht

Wie viele Hunde es sind, das freilich können Anna Rottmann und Celine Pikal nicht sagen. Ihre Zahl sei kleiner als im Jahr zuvor, da dieses Mal das Wetter schlechter sei, aber die kühle Witterung und die grauen Wolken schienen vor allem die Zweibeiner zu stören.

Reiseplan zu fünf Freibädern

Ein Hund heißt Erwin und gehört Dagmar Schlecht. „Ihm macht es einen Riesenspaß“, sagt sie („Wuff“, sagt er). „Es ist toll, dass die Hunde hier alle frei laufen können und Raum haben. Dann vertragen sie sich auch. Es wäre gut, wenn es in Böblingen einen Platz gäbe, an dem sie immer so laufen könnten. Sonst hat man überall den Eindruck, sie stören nur.“

Soll ich oder willst du dir den Ball schnappen? /Stefanie Schlecht

Sabine Flatzek lebt bei Kirchheim/Teck und hat für Hund Luca einen Reiseplan zusammengestellt, der zu fünf Freibädern führen wird – den Anfang macht Böblingen, am nächsten Tag geht es nach Wernau. Luca wird’s gefallen: „Der kann gar nicht genug davon kriegen.“ Christine Nennstill aus Stuttgart ist mit Carlo unterwegs, will in den nächsten Tagen vier oder fünf Freibäder besuchen. „Labradore schwimmen für ihr Leben gern und es gibt nichts Schöneres, als ihnen zuzusehen.“ Sie sagt es, Carlo hechtet.

Lothar Kammerer ist mit dem belgischen Schäferhund Mali im Freibad, hat auch schon einmal einen Hundeschwimmtag in Horb besucht. Mali, flink und geschmeidig, flitzt aufgeregt umher, ist kaum zu bremsen. „Das ist schon eine nette Idee“, sagt sein Herrchen.

Kopfsprung ins Wasser

Muffin ist ein Riesenschnauzer, Gabriele Karbiner aus Böblingen ist sein Frauchen. „Das ist ein supertolles Angebot“, sagt sie. „Er liebt das Wasser. Er ist eine Wasserratte.“ Auch Gabriela Karbiners Sohn ist mit von der Partie – er wirft ein schwimmendes Spielzeug aufs Wasser hinaus, Muffin macht den Kopfsprung.

Erst mal ausgiebig schütteln. /Stefanie Schlecht

Simone Walker aus Althengstett indes ist mit zwei Hündinnen ins Freibad gekommen, Elli und Cleo, und beide, jede für sich, verdrängen eine Menge Wasser und traben dann als schweres schwarzes und nasses Fellknäuel ins Trockene zurück – sie sind Neufundländer. „Das ist ein Wasserarbeitshund“, erklärt die stolze Besitzerin.

Am Sonntag, 22. September, können Hunde von 10 bis 15 Uhr im Sindelfinger Freibad schwimmen. Der Eintritt kostet fünf Euro pro Hund, Begleitpersonen dürfen kostenlos rein. Impfpass und Versicherungsschein für den Vierbeiner müssen mitgebracht werden. Mehr Infos gibt es unter https://badezentrum.de/.