Drei Monate nach den ersten Berichten über Hungertote gibt es noch keine Entspannung am Horn von Afrika. Trotz erster Wolken dauert das Sterben an.  

Ostafrika - Der Wetterbericht für Mogadischu zeigt Sonne für die nächsten Tage sowie einige Wolken. Regen ist nicht angesagt, und die Situation in den Dürregebieten bleibt dramatisch. "Am Horn von Afrika leiden noch Hunderttausende von Kindern an akuter Mangelernährung", sagte dieser Tage der Direktor des UN-Kinderhilfswerks, Anthony Lake, bei einem Besuch des Unicef-Büros in Berlin. Er warnte vor einem Massensterben von Zehntausenden von Kindern und sprach von der "schlimmsten menschlichen Katastrophe, die sich auf der Welt derzeit ereignet."

 

Seit zwei Jahren hat es in Teilen Ostafrikas nicht geregnet, 13 Millionen Menschen sind betroffen, darunter viele Millionen in Somalia, wo sich am Dienstag ein verheerender Anschlag in der Hauptstadt Mogadischu ereignete. Sie gehört neben fünf weiteren Gebieten in Somalia zu den Regionen, in denen die UN offiziell eine Hungersnot festgestellt haben. Im Durchschnitt sterben in Mogadischu 15 von 10.000 Kindern, bevor sie das fünfte Lebensjahr erreicht haben. Eine Hungersnot liegt nach der Definition der UN dann vor, wenn aus einer Gruppe von 10.000 Menschen täglich zwei Erwachsene oder vier Kinder sterben und mehr als 30 Prozent der Bevölkerung unterernährt sind.

Es hat in der vergangenen Woche in Teilen der Dürregebiete einen Platzregen gegeben, ein Vorbote der in zwei bis drei Wochen einsetzenden "kleinen Regenzeit". Aber mit dem Regen sind die Gefahren nicht sofort gebannt. Bei Unicef rechnet man damit, dass in der nassen Jahreszeit sich Infektionskrankheiten wie Cholera und Masern rasant ausbreiten. Masern sei in solchen Krisen für Kinder "der schlimmste Killer", befand Lake. Auch die durch Mücken übertragene Malaria trifft auf eine geschwächte Bevölkerung.

Ernte erst im Frühjahr

An der Knappheit der Nahrungsmittel wird die Regenzeit vorläufig nichts ändern. Mindestens noch bis Januar oder Februar müsste man auf eine Mais- oder Maniokernte warten, sagt der Unicef-Sprecher Rudi Terneden. Vor den Betroffenen liegt also noch eine lange Durststrecke. Allein in den sechs Hungerregionen Somalias seien 750.000 Menschen in akuter Lebensgefahr wegen Mangelernährung, sagt Terneden, doppelt so viele wie im Juli, als das Ausmaß der Krise sich erstmals andeutete.

Auf unauffällige Weise versucht Unicef im umkämpften Somalia zu helfen. Es unterhält 800 sogenannte Ernährungszentren, allein 500 im Süden, wo die islamistischen Al-Shabab-Milizen das Sagen haben. "Wir versuchen im Verborgenen zu arbeiten, verzichten auf Logos oder äußere Kennzeichen und arbeiten nur mit somalischen Partnern", sagt Terneden. Im Übrigen können die Ernährungszentren längst nicht alle Menschen erreichen, rund 35000 Personen - in erster Linie Kinder - werden dort versorgt.

Preisexplosion

Aus Somalia wird berichtet, dass die Preise für Nahrungsmittel in einem Jahr um das zwei- bis dreifache gestiegen sind. Selbst in den Supermärkten von Kenias Hauptstadt Nairobi ist die Preisexplosion spürbar: Ein Kilo Mais- oder Weizenmehl kosten umgerechnet einen halben Euro, ein Kilo Zucker gar 1,30 Euro, was mehr ist als bei Discountern in Deutschland. "Alle warten auf die kleine Regenzeit", sagte die Leiterin des Misereor-Büros in Marsabit in Nordkenia, Katja Ment, der Katholischen Nachrichtenagentur. 2010 war die nasse Saison im Herbst, aber auch die im Frühjahr ausgefallen. Misereor baut in Kenia Wasserrückhaltebecken und Brunnen: Vorsorge für die nächste Dürre.

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