Nasenspray macht süchtig, Honig hilft gegen Halsschmerzen und Vitamin C hilft: Um die Erkältung ranken sich viele Mythen. Wir verraten, was stimmt und was nicht.
Stuttgart - Wenn die Temperaturen sinken, beginnt sie wieder: Die Erkältungszeit. Wen eine Erkältung gepackt hat, der wird von Freunden, Familie oder Kollegen oft mit Ratschlägen überhäuft: du musst dich wärmer anziehen, nimm’ bloß kein Nasenspray, versuche es doch mal mit Vitamin C.
Doch was ist dran an diesen Mythen, die sich rund um Schnupfen, Husten und Heiserkeit ranken? Wir haben bei Dr. Markus Klett, dem Vorsitzenden der Stuttgarter Ärzteschaft, nachgefragt.
Mythos 1: Vitamin C hilft gegen Erkältung
Wahrheitsgehalt: teils teils
Vitamin C schützt nicht vorbeugend vor einer Erkältung. Es kann allerdings helfen, wenn die Krankheit bereits ausgebrochen ist, sagt Dr. Markus Klett. „Allerdings müsste man es sehr hochdosiert nehmen, damit ein Effekt eintritt.“
Besser eignet sich ihm zufolge eine Kombination aus Vitamin C und Zink, wie sie in vielen Erkältungsmedikamenten zu finden ist. Dadurch werde die Wirkung von Vitamin C gesteigert.
Mythos 2: Wer friert, erkältet sich
Wahrheitsgehalt: teils teils
Kälte an sich löst keine Erkältung aus. Allerdings schwächt sie das Immunsystem und macht jemanden anfälliger für Infektionen. Kalte Füße oder nasse Haare und dadurch ein ausgekühlter Kopf seien „ungute Kältereize“, sagt Markus Klett.
Er rät dazu, im Winter immer auf ausreichend dicke Kleidung zu achten und dabei auch die Schuhe nicht zu vergessen. „Der Klassiker ist der Faschingsumzug, bei dem man stundenlang auf kaltem Boden steht. Wer dabei an den Füßen friert, ist danach oft erkältet.“
Auch vor Zugluft sollte man sich im Winter in Acht nehmen, denn darüber könnten sich Erreger in einem Raum besonders gut verteilen.
Mythos 3: Nasenspray macht süchtig
Wahrheitsgehalt: stimmt
Einige Nasensprays machen tatsächlich abhängig, sagt Markus Klett. Problematisch ist ihm zufolge etwa der Wirkstoff Ephedrin. Dieser sorge dafür, dass sich die Gefäße in den Nasenschleimhäuten zusammenziehen. Dadurch könne man zwar besser atmen, allerdings würden die Schleimhäute auf Dauer auch ausgetrocknet. Bei zu langer Anwendungen könne dieser Zustand chronisch werden, erklärt der Stuttgarter Arzt. „Dann muss man das Spray ständig nehmen.“
Stattdessen sollten Kranke auf Nasensprays setzen, die Kochsalz oder Bepanthen enthalten. Auch Nasenduschen seien ein gutes Mittel im Kampf gegen eine verstopfte Nase. „Dadurch werden die Schleimhäute auch gut befeuchtet.“
Mythos 4: Honig hilft gegen Halsschmerzen
Wahrheitsgehalt: stimmt
Eine häufige Begleiterscheinung einer Erkältung sind Halsschmerzen. Dabei wird jedes Schlucken schnell zur Qual. Wer die Schmerzen lindern will, kann beispielsweise auf Honig zurückgreifen. Seine Inhaltsstoffe wirken entzündungshemmend. „Außerdem fördert Honig die Schleimproduktion“, sagt Markus Klett. Eine Tasse Tee mit etwas Honig darin sei darum eine gute Wahl bei Halsschmerzen. Ähnlich wie Honig wirken beispielsweise auch Ingwer und Eukalyptus.
Grundsätzlich sei es wichtig, die Schleimhäute feucht zu halten, damit der Schleim gut abtransportiert werden könne. Deshalb sollte man bei einer Erkältung darauf achten, genügend zu trinken.
Mythos 5: Eine Erkältung kann man in der Sauna ausschwitzen
Wahrheitsgehalt: stimmt nicht
Wer erkältet ist, gehört ins Bett und nicht in die Sauna, sagt Markus Klett. Ein Saunabesuch könne bei einer bestehenden Infektion sogar gefährlich sein. „Durch die Hitze in der Sauna kann es zu einem Kollaps kommen.“ Ein kranker Körper reagiere nämlich anders auf Hitze als ein gesunder.
Wer regelmäßig in die Sauna gehe, könne sein Immunsystem allerdings stärken und sich dadurch vor einer Erkältung schützen.
Mythos 6: Wärme hilft bei Ohrenschmerzen
Wahrheitsgehalt: stimmt nicht
Während es bei einer Erkältung durchaus wichtig ist, den Körper warm zu halten, rät Dr. Markus Klett davon ab, Ohrenschmerzen mit Wärme zu behandeln. Dadurch könne sich die Entzündung erst richtig im Ohr ausbreiten. Es drohe sogar eine Mittelohrentzündung.
Mythos 7: Eine Erkältung kommt drei Tage, bleibt drei Tage und geht drei Tag
Wahrheitsgehalt: stimmt.
Eigentlich gibt es kein Medikament, das die Ursache einer Erkältung wirksam bekämpft, sagt Markus Klett. Die auf dem Markt erhältlichen Mittel könnten höchstens die Symptome unterdrücken, gesund sei man deshalb aber noch nicht. Und wer beispielsweise mit Hilfe von Medikamenten sein Fieber senke, beraube den Körper damit einer Waffe im Kampf gegen die Erreger – denn die bei Fieber entstehende Hitze töte Viren ab.
Wichtig sei es vielmehr, sich zu schonen, wenn einen eine Erkältung erwischt habe. „Man sollte sich Ruhe gönnen und sich von Zugluft fernhalten“, erklärt der Stuttgarter Arzt. Der Körper brauche einfach Zeit, um sich zu regenerieren. Und erfahrungsgemäß dauere es häufig gut eine Woche, bis die Erkältung überstanden sei.