Sport: Carlos Ubina (cu)

Die Mannschaft – sie steht bei Huub Stevens immer im Mittelpunkt. Um sie herum dreht sich alles. Deshalb hat er die Diskussionen über seine Person stets weggeschoben. Nichts sollte die Spieler ablenken. Die Nachfolgedebatte entfaltete dennoch ihre Wucht. Und der Pragmatiker Huub Stevens wird grundsätzlich, als er auf dem schattigen Balkon die Geschichten zum Namen Alexander Zorniger einordnet. Mittlerweile hat er sich mit dem neuen VfB-Coach getroffen, um mit ihm über die Mannschaft zu reden.

 
Sie haben Alexander Zorniger kennengelernt. Welchen Eindruck haben Sie?
Ein anständiger Kerl, der genau wie ich sehr viel dafür tut, um Spiele zu gewinnen. Er bringt auch die nötige Power mit, um eine Bundesligamannschaft zu führen.
Sie dagegen haben viel Energie darauf verwenden müssen, um mitten im Abstiegskampf Störfeuer abzuwehren.
Deshalb sage ich ganz klar: Diese Nebenkriegsschauplätze waren nicht gerade hilfreich. Wir waren im Wintertrainingslager, als der Präsident Bernd Wahler zu mir kam und sagte, dass in einem Pressegespräch eine mögliche Vertragsverlängerung mit mir thematisiert wurde. Das hat mir zwar geschmeichelt, zu diesem Zeitpunkt über das Thema zu sprechen, war aber unnötig.
Danach löste der Leipziger Sportdirektor Ralf Rangnick mit seinen Aussagen zum möglicherweise künftigen Trainer Alexander Zorniger, der bei RB Leipzig gearbeitet hatte, Unruhe aus.
Stimmt. Da habe ich mich schon gefragt, was da eigentlich los ist. Dann bin ich direkt zu Robin gegangen, der mir die Gespräche mit Alexander Zorniger bestätigt hat. Ich habe ihm gesagt, dass er dieses Thema aus der Öffentlichkeit raushalten soll. Dabei hatte ich kein Problem damit, dass der VfB einen Plan B verfolgte. Es ging mir um die Spieler. Sie sollten kein Alibi erhalten, sie sollten nicht wissen, was der Alte vorhat. Denn das hätte ein Zehntelprozent weniger Leistung bedeuten können – und das konnten wir uns nicht erlauben.
Dennoch gab es weitere Störfeuer aus den eigenen Reihen.
Ja, dann kam Hansi Müller.
Mit seinen Aussagen zu Alexander Zorniger im Fernsehen – und das in seiner Funktion als Aufsichtsrat des VfB.
Ich habe mir diese TV-Szenen angeschaut, und ich meine zu sehen, wie er schon in dem Augenblick, als es raus war, dachte: Oh je, was habe ich nur getan? Hinterher hat sich Hansi Müller bei mir entschuldigt.
Dennoch lag das Thema wieder auf dem Tisch.
Deshalb habe ich hinterher damit kokettiert, ob ich vielleicht doch noch in Stuttgart weitermache.
Hatten Sie denn keine Lust, mit dieser Mannschaft weiterzuarbeiten?
Das ist keine Frage der Lust. Der VfB braucht doch einen Neuanfang. Das ist ein ehrgeiziges Projekt. Und man muss es über mehrere Jahre angehen. Dafür bin ich nicht mehr der richtige Trainer.
Warum nicht? Sie können Teams doch nicht nur retten, sondern auch entwickeln.
Ich hatte erst jetzt wieder die Anfrage eines Vereins, ob ich längerfristig einsteigen will. Aber ehrlich gesagt, weiß ich nicht, wie ich mich in zehn Monaten fühle. Deshalb schließe ich nur noch kurze Verträge ab. Da kann ich die Situation immer wieder überprüfen. So hat es mir vor einem Jahr sehr gutgetan, drei Monate Abstand zu gewinnen und nicht sofort wieder in die Vorbereitung und in die Personalplanung einzusteigen. Denn dann gibt es keinen Urlaub.
Hat man Ihnen beim VfB eigentlich signalisiert, dass Sie sich für einen dritten Rettungseinsatz bereithalten sollen?
Nein, nein.