Die Hymnus-Chorknaben haben in der Stuttgarter Stiftskirche Mozarts Requiem aufgeführt.

Stuttgart - Da ist es wieder: das berühmte Streicher-Seufzen, mit dem das „Lacrimosa“ des Mozart-Requiems beginnt. Aber schon nach der ersten großen Steigerung, die Rainer Johannes Homburg mit ausladender Gestik dirigiert, ist dieser Satz nicht mehr von Mozart. Das Requiem, das berühmteste Scheinwerk der Musikgeschichte, gehört dennoch zu Mozarts populärsten Stücken. Und so erklang es auch am diesjährigen Volkstrauertag in der voll besetzten Stiftskirche. Die Stuttgarter Hymnus-Chorknaben sangen es in der meist gespielten Vervollständigung durch den Mozart-Schüler Franz Xaver Süßmayr.

 

Die Kontraste zwischen aufbrausender Theatralik und lyrischer Melodik, die diesen Requiem-Torso prägen, kamen auch an diesem Abend gut zur Geltung. Homburgs freundliche, verbindliche Art und sein deutliches, zupackendes Dirigat rissen die Knaben und jungen Männer mit, bündelten Energie: etwa im „Dies irae“ mit seiner lodernden Fegefeuer-Bildlichkeit. Freilich gibt es bei den jüngeren Sängern ein Gefälle in Sachen Disziplin und Konzentration. Die einen achten mit wachen Augen und hoch gespannt auf die Fingerzeige ihres Leiters. Ein paar Knaben verlieren aber gelegentlich die Orientierung und blättern hektisch in den Noten. Andere legen eine gewisse Nonchalance an den Tag. Dies und anderes hat eine deutliche Heterogenität im Chorklang zur Folge auf Kosten von Klarheit, Farbe und Strahlkraft. Im Gegensatz zur anfangs gegebenen Bach-Kantate „Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen“ BWV 12, deren melancholische Stimmung sich zwar vermittelte, die aber ansonsten farblos und matt geriet, offenbarte Mozarts Requiem immerhin deutlich mehr Detailarbeit, etwa in der koloraturenreichen Kyrie-Fuge oder in der Dies-irae-Sequenz.

Das begleitende Handel’s Company Orchester spielte zu oft zu unpräzise und unsauber.

Im Soloquartett fügten sich die Stimmen recht homogen zusammen. Solistisch überzeugten Sopran Anne Schneider und Alt Julia Böhme, beide mit mitreißender und farbintensiver Strahlkraft gestaltend.