Digitaler Spaß oder Sicherheitsrisiko? Kaum eine App polarisiert derzeit so sehr, wie die Bildmanipulations-App „FaceApp“. In den USA wird nun sogar das Einschalten des FBIs gefordert.

Stuttgart - Die Smartphone-Anwendung „FaceApp“, die mithilfe künstlicher Intelligenz Gesichter auf Fotos manipulieren kann, beschäftigt derzeit Datenschützer in Deutschland und den USA. Denn die App, die laut Computerzeitschrift „Chip“ aktuell die beliebteste App Deutschlands ist, sorgt mit fragwürdigen AGBs für Aufsehen. Experten der Computerzeitschrift „Chip“ warnen, dass die Selfies der Nutzer nicht einfach lokal auf dem Handy gespeichert werden, sondern zunächst auf einen Server geladen werden. Ob sie nun dort gespeichert würden oder nicht, sei nicht klar.

 

Vor der Nutzung der Bildbearbeitungs-App hat auch der Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber (SPD) gewarnt. Er sagte dem Südwestrundfunk (SWR) laut einer Mitteilung des Senders, es gebe „Besorgnis, dass wichtige persönliche Daten in die falschen Hände geraten könnten“. Ursache für die Besorgnis seien sowohl die schwammigen Nutzungsbedingungen als auch die Tatsache, dass wenig darüber bekannt sei, wer hinter FaceApp stecke.

Promis nutzen ebenfalls die App

Die Dienststelle des Landesdatenschutzbeauftragten empfiehlt daher dringend vor der Nutzung die Datenschutzerklärung genau zu lesen und gegebenenfalls Berechtigungen nicht allzu leichtfertig zu genehmigen, sondern kritisch zu hinterfragen. „Nach ersten Erkenntnissen räumt FaceApp dem Hersteller teils weitreichende Rechte ein. Wie immer – bei der Preisgabe personenbezogener Daten – sollten sich die Nutzer dessen bewusst sein“, so die Dienststelle.

Die App bearbeitet Bilder und zeigt, wie die Nutzer etwa als Rentner oder mit Bart aussehen könnten. Promis wie der Rapper Drake oder die Jonas Brothers haben sich auch schon mit der App um Jahrzehnte älter gemacht. Wohl mit ein Grund, wieso die App, die bereits seit August 2017 auf dem Markt ist, auf einmal wieder so beliebt geworden ist.

Doch so viel Freude diese Spielerei auch macht: Laut Experten besteht ein Sicherheitsrisiko. Wer sich die AGB und Datenschutzerklärung der App genauer durchliest, merkt, dass sich die App viele Rechte vorbehält – zum Beispiel das Recht, Bilder für kommerzielle Zwecke nutzen zu dürfen.

Das beschäftigt auch die USA. So forderte der Fraktionschef der Demokraten im US-Senat, Chuck Schumer, die Bundespolizei FBI zu einer Untersuchung der App auf. Die von Russland aus betriebene App könne wegen ihres Umgangs mit persönlichen Daten ein nationales Sicherheitsrisiko sowie eine Gefahr für Millionen US-Bürger darstellen, schrieb er in einem am Mittwoch (Ortszeit) auf Twitter veröffentlichten Brief.

FaceApp-Gründer weist Vorwürfe zurück

Dass die Betreiberfirma ihren Sitz in Russland habe, werfe die Frage auf, ob Daten von US-Bürgern an Dritte oder möglicherweise an ausländische Regierungen weitergegeben würden, schreibt Schumer. Wie das Magazin „Forbes“ berichtet, landen die Fotos allerdings nicht auf Servern in Russland, sondern auf Servern von Amazon und Google in den USA. Dass die Daten dennoch in Russland ausgewertet werden könnten, sei damit jedoch nicht ausgeschlossen.

FaceApp-Gründer Jaroslaw Gontscharow betonte dem Magazin „Forbes“ gegenüber, dass die meisten Bilder innerhalb von 48 Stunden nach dem Upload von den Servern wieder gelöscht würden. Nutzer könnten das automatische Löschen auch in den Einstellungen wählen. Gontscharow betonte zudem, dass sein Unternehmen Nutzerdaten weder verkaufe noch an Dritte weitergebe.