Nach einem massiven Streit mit dem Bund ist die HRE-Chefin Manuela Better überraschend zurückgetreten. Nun muss der Bund die Spitze der verstaatlichten Krisenbank neu besetzen.

Stuttgart - Die zwangsverstaatlichte Skandalbank Hypo Real Estate (HRE) bleibt vermintes Gelände. Völlig überraschend hat die seit vier Jahren an ihrer Spitze stehende Bankerin Manuela Better das Handtuch geworfen. Nach massivem Streit mit dem Eigentümer Bund erklärte die 53-Jährige ihren sofortigen Rücktritt sowohl als Chefin der als Hülle verbliebenen HRE als auch des Nachfolgeinstituts Deutsche Pfandbriefbank (Pbb).

 

Im politischen Berlin löst das einige Unruhe aus, weil die Demission zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt kommt. Die Pbb muss auf Anordnung der EU bis Ende 2015 wieder privatisiert werden. Die Frage ist nun, wer das managen soll und wie sehr der Eklat der Privatisierung schadet. „Die Bundesregierung hat jetzt ein Problem“, kommentierte der Grünen-Finanzpolitiker Gerhard Schick den Paukenschlag. Man brauche nun schnell einen Nachfolger, um den Pbb-Verkaufsprozess, der eigentlich diesen Sommer starten sollte, nicht zu gefährden.

„Für die von Frau Better vorangetriebene Privatisierung der Pfandbriefbank ist diese Entscheidung kein positives Signal“, räumte SPD-Vizefraktionschef Carsten Schneider ein, zeigte aber kein Verständnis für den Rücktritt. Den zu verantworten hat aber offenkundig die Bundesregierung und die von ihr kontrollierte Bundesanstalt für Finanzmarktstabilisierung (FMSA).

„Nach der Entscheidung der FMSA gegen den ausverhandelten Verkauf der Depfa und für die von mir nicht präferierte Abwicklung der Depfa unter der FMS Wertmanagement habe ich keine Basis mehr für die Ausübung meiner Mandate gesehen“, begründete Better ihren Schritt. Der Satz ist erklärungsbedürftig. Die FMS ist die Bad Bank der HRE, die Depfa eine irische Tochter, die die HRE 2007 für rund fünf Milliarden Euro gekauft hatte. Better wollte sie jetzt wieder veräußern, auch um eine Blaupause und einen Schub für die Privatisierung der Pbb zu erhalten. Dazu hat sie über Monate hinweg mit einem Finanzinvestor verhandelt, bis ein unterschriftsreifer Vertrag über 320 Millionen Euro auf dem Tisch lag.

Depfa wird über zehn Jahre hinweg zerschlagen

Dann wurde die Bankerin rüde ausgebremst. Die FMSA glaubt, durch eine Depfa-Zerschlagung 300 Millionen Euro mehr, also fast das Doppelte erlösen zu können. Dieser Einschätzung sind in einem Lenkungsausschuss organisierte Vertreter von Ministerien des Bundes und des Kanzleramts gefolgt. Aber die 300 Millionen Euro mehr sind nur ein Hoffnungswert. Zerschlagen wird die Depfa nun über mindestens zehn Jahre hinweg. Niemand weiß, wie sich die Finanzmärkte in dieser Zeit entwickeln und ob das Kalkül der FMSA aufgeht. „Da darf nichts schiefgehen, die haben den besten Fall vorausgesetzt“, urteilt ein Finanzexperte.

Bei einem Verkauf wären 320 Millionen Euro für den Bund sicher und alle Risiken vom Tisch gewesen. Aber Politiker, die „ganz weit weg von einer Kenntnis der Dinge“ seien, hätten anders entschieden. Auch im FMSA räumt man hinter vorgehaltener Hand Risiken und mögliche negative Folgen für die Pbb-Privatisierung ein.

HRE und Pbb schweigen indessen zum Geschehen. Better sei gegangen, weil sie rechnen musste, dass dieselben Personen, die den von ihr eingefädelten Depfa-Verkauf in letzter Minute torpediert haben, ihr auch bei der Privatisierung der Pbb in die Hand fallen, war im Umfeld der Bankerin zu erfahren. Zudem befürchte sie, dass potenzielle Pbb-Investoren durch die abrupte Kehrtwende bei der Depfa abgeschreckt werden. Die Aufsichtsräte von HRE und Pbb werden „zu gegebener Zeit“ entscheiden, wer Better nachfolgt, heißt es jetzt. Bis dahin werde der Vorstand von Finanzchef Andreas Arndt koordiniert. Der ist erst Mitte April ins Haus gekommen. Weder er noch ein Vorstandskollege kennt HRE und Pbb wie Better, die dort praktisch ihr ganzes Berufsleben verbracht hat. Von außen dürfte kein Schwergewicht für den Job zu begeistern sein. Das Jahresgehalt eines HRE-Chefs ist gesetzlich auf eine halbe Million Euro gedeckelt, was für die Branche wenig ist.