Der Ausspruch von Horst Seehofer, die Migration sei die „Mutter aller Probleme“ führt in die Irre. Doch auch das bloße Statement „Wir sind mehr“ genügt nicht. Beides sind Zeichen einer teilweise hysterischen Debatte, meint der StZ-Autor Armin Käfer.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Armin Käfer (kä)

Stuttgart - Der Vater vieler Probleme in Angela Merkels Regierung hat jetzt die „Mutter aller Probleme“ entdeckt: Bundesinnenminister Horst Seehofer hält die Migration dafür. Damit sind wir bei den Lehren und Irrlehren der Vorfälle in Chemnitz, die seit fast zwei Wochen die Republik in Hysterie versetzen. Es ließen sich lange Listen davon schreiben. Drei sollten ganz oben stehen. Erstens, um mit Seehofer anzufangen: Pauschalurteile taugen allenfalls zu Propagandazwecken, in der Politik helfen sie nicht weiter. Sie vernebeln die Ursachen von Problemen, sie erleichtern es nicht, diese zu erkennen. Sie laufen – zweitens – auf das Gleiche hinaus, was Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer predigt: Realitätsverweigerung. Drittens geht es um jene, die nur Gutes im Sinne haben: Symbolpolitik allein wird ein nächstes Chemnitz nicht verhindern.