Der BMW-Chef zelebriert bei der IAA in Frankfurt elektrische Fahrkultur und alle Hersteller zeigen ihre aktuellen Elektroautos. Aber noch halten sich die privaten Autokäufer bei den Strommobilen aber zurück, wie die Zulassungszahlen zeigen.

Frankfurt - Norbert Reithofer kommt aus dem Schwärmen gar nicht heraus. „Ein Traumwagen“, „das innovativste Fahrzeug, das wir je gebaut haben“. Der BMW-Chef redet über den i8, der auf der IAA Weltpremiere feiert. Der neue Hybrid-Sportwagen kombiniere das Beste aus zwei Welten: aus der alten Welt der Verbrennungsmotoren und der neuen, elektrischen Welt. Auch der Elektroflitzer i3 gibt sein Stelldichein. „Wir glauben an die Elektromobilität und bringen sie auf der Straße“, verkündete Reithofer. Elektro ist der Schwerpunkt von BMW auf der Automesse. Daimler dagegen zelebriert vor allem die Jungfernfahrt der vollautomatischen S-Klasse auf den Spuren von Bertha Benz. Aber unerwähnt bleiben bei Konzernchef Dieter Zetsche die neue Hybrid-S-Klasse und die geplante elektrische B-Klasse auch nicht. Und dann der Smart. 1100 elektrische Flitzer sind allein bei der Carsharing-Tochter Car-2-go unterwegs – und haben in 23 Städten bereits mehr als sieben Millionen Kilometer zurückgelegt, freut sich die Smart-Chefin Annette Winkler.

 

Elektroautos sind ein Publikumsmagnet auf der IAA in Frankfurt. Quasi jeder Hersteller hat in dem Segment ein Angebot. Und es werden immer mehr. Im Laufe des nächsten Jahres werden rund 20 Modelle zur Verfügung stehen. Hinzu kommt noch eine deutlich größere Zahl an Hybrid-Modellen. Dies „wird den Wettbewerb auf dem Weltmarkt für Elektrofahrzeuge intensivieren und die Preise fallen lassen“, prognostiziert Anjan Hemanth Kumar. Er ist Leiter Automobil und Transport bei der Unternehmensberatung Frost & Sullivan. Bisher seien die Stromer vor allem für Flotten interessant gewesen, so Kumar. Jetzt wollen die Hersteller zunehmend auch private Autofahrer erreichen. Noch halten sich die Kunden zurück. „Die Nachfrage muss erst geschaffen werden“, sagt Ralf Kalmbach, Partner der Unternehmensberatung Roland Berger.

E-Mobile sind derzeit noch relativ teuer

Die Zurückhaltung hat mit den Defiziten der elektrischen Fahrzeuge zu tun. Dazu gehören natürlich die Batterien und damit die geringen Reichweiten der Flitzer. Sie müssen stundenlang aufgeladen werden. Zudem gibt es relativ wenige Stromtankstellen. Und es liegt nicht zuletzt am Preis. „Es ist eine sehr hohe Hürde, einen um rund 10 000 Euro höheren Preis für ein E-Fahrzeug im Vergleich zu einem ähnlichen, konventionell betriebenen Auto zu bezahlen, wenn kein greifbarer Zusatznutzen erkennbar ist“, gibt Kalmbach zu Bedenken. Aber es tut sich was. Innerhalb eines Jahres seien die wichtigsten Modelle um 18 Prozent billiger geworden, haben die Experten von Frost & Sullivan errechnet. Preiswert sind die Flitzer damit aber noch lange nicht.

Eine Umfrage des ADAC hat ergeben, dass die Bereitschaft der Verbraucher deutlich gesunken ist, für Elektroautos einen Aufpreis zu zahlen. Vor zwei Jahren lehnten ein Viertel der Befragten einen Aufschlag ab, mittlerweile sind es fast 44 Prozent. Die Folge davon lässt sich in den Zulassungszahlen ablesen: exakt 2389 Elektroautos wurden im ersten Halbjahr neu in Deutschland zugelassen. Gemessen an 1,5 Millionen zugelassenen Neuwagen sind dies fast homöopathische Mengen. Aber die Richtung stimmt: Verglichen mit dem Vorjahr liegt das Wachstum bei 68 Prozent.

Vor allem in Asien herrscht Nachholbedarf

Andere Länder zeigen, dass höhere Zahlen möglich sind. So liegt die Marktdurchdringung in Norwegen mittlerweile bei drei Prozent. Auch die USA stehen beim Thema Elektroauto relativ gut da: 77 000 Stromer seien dort in den vergangenen zwölf Monaten abgesetzt worden, haben die Experten von Roland Berger errechne. Aber es geht auch schlechter. Im Autoland Südkorea wurden in den vergangenen zwölf Monaten gerade mal 700 Stromer verkauft. Auch Chinas Autobauer tun sich trotz massiver staatlicher Förderung schwer.

Die Skepsis der Verbraucher tut dem Ehrgeiz der hiesigen Industrie aber keinen Abbruch. Die Zeiten, dass man deutschen Autobauern vorwerfen konnte, sie hätten sich zu spät und halbherzig des Themas Elektromobilität angenommen, sind vorbei, wie die IAA zeigt. „Deutschland übernimmt die technologische Spitzenposition“, urteilt Roland Berger – und habe die Südkoreaner von Platz eins verdrängt. Vielleicht schwappt die Begeisterung, die BMW-Chef Reithofer zelebriert („der i3 ist Freude am Fahren pur“) ja auf die Verbraucher über. „Wenn die Stromer zwei bis drei Jahre laufen und keine größeren Probleme damit verbunden sind, dann werden die Autofahrer auch bereit sein, ein solches Fahrzeug zu kaufen“, prognostiziert Kalmbach. Allerdings, die einst von der Bundesregierung herausgegebene und inzwischen revidierte Zielgröße von einer Million Elektroautos bis 2020 ist utopisch. „Wenn es 500 000 sein werden, wäre das gut“, so Kalmbach. Derzeit sind 10 000 Elektroautos auf deutschen Straßen zugelassen.

Einige Modelle im Überblick

Der Verbraucher hat bei Elektroautos Auswahl. Generell gilt: sie sind deutlich teurer als Konventionelle. Inge Nowak - Der Tesla, das Vorzeige-Elektroauto aus den USA, hat Furore gemacht. Jetzt können Liebhaber ihn auch in Deutschland bestellen – zum Preis ab 71 400 Euro. Wer sich mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 88 Stundenkilometer begnügt, verspricht der Hersteller, kommt mit einer Batterieladung 370 Kilometer weit. Der Tesla ist aber nur ein Stromer, der im Handel zu haben ist. Fast jeder Hersteller hat etwas zu bieten; nicht alles sind reine Elektroautos, manche haben einen Zusatzmotor, der die Batterien speist (Range Extender), zudem gibt es Hybride, die kürzere Strecke rein elektrisch fahren und dann auf den Verbrennungsmotor umschalten. Ein Überblick.

BMW: Der i3 ist der derzeit spannendste Stromer, weil er als Elektroauto konzipiert wurde. Mindestens 34 950 Euro soll das 170 PS starke Gefährt kosten, das im November auf dem Markt kommt. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 150 km/h. Geplant ist auch ein Leasing-Angebot. Die Reichweite liegt nach BMW-Angaben bei 160 Kilometern. Wem das zu wenig ist, der kann sich einen Range Extender, also einen Zusatzmotor, hinzu kaufen; dann kostet das Grundmodell 39 450 Euro. Der Plug-in-Hybrid i8 soll zum Grundpreis von 126 000 Euro 2014 auf den Markt kommen.

Ford: Neu ist der Focus electric zum Grundpreis von 39 990 Euro. Er ist mit einem 145 PS-Motor ausgestattet; die Reichweite ist mit 162 Kilometern angegeben. Zum Vergleich: Der preiswerteste konventionelle Focus kostet regulär 16 450 Euro.

Mercedes: Der Elektro-Smart mit seinem 75 PS starken Elektromotor kostet in der Grundversion 23 680 Euro, damit ist er fast doppelt so teuer wie das Einstiegsmodell mit konventionellem Antrieb. Man kann die Batterien aber auch mieten. Dann sinkt der Kaufpreis auf 18 910 Euro, hinzu kommen monatlich 65 Euro für die Akkus. Mercedes will 2014 die B-Klasse als Elektroauto präsentieren. Neben Hybriden – etwa für die S-Klasse – haben die Stuttgart auch einen batteriegetriebenen Supersportwagen: den Mercedes SLS AMG Electric Drive hat rund 750 PS, eine Reichweite von 250 Kilometern und kostet stolze 416 500 Euro.

Mitsubishi/Citroën/Peugeot: Der i-Miev (Mitsubishi), der C-Zero (Citroën) und der Ion (Peugeot) sind baugleich. Die Fahrzeuge haben 67 PS, nach 150 Kilometern sind die Akkus leer. Der i-Miev ist mit einem Grundpreis von 29 300 Euro etwas günstiger als die beiden anderen.

Nissan: Der Leaf wurde bereits 2010 vorgestellt. Bei Nissan hat der Käufer die Qual der Wahl: beim Basispreis von 23 790 Euro sind keine Batterien enthalten; dafür sind dann monatlich noch mal zwischen 79 und 142 Euro fällig (abhängig von der jährlichen Laufleistung und der Vertragsdauer). Wer das Auto einschließlich Batterien kauft, muss 29 690 Euro berappen.

Opel/Chevrolet: Der Ampera (Opel) und der baugleiche Chevrolet Volt sind mit einem 150 PS starken Elektromotor ausgestattet. Rein elektrisch können sie bis zu 80 Kilometer fahren. Dann wird ein kleiner Verbrennungsmotor (Range Extender) zugeschaltet. Damit kommen die Fahrzeuge auf insgesamt 500 Kilometer Reichweite. Der Normverbrauch liegt dann bei 1,2 Litern. Opel hat pünktlich zur IAA den Preis gesenkt, der Grundpreis liegt nun bei 38 300 Euro (minus 7600 Euro). Der Volt steht noch mit 42 950 Euro in der Liste.

Porsche: Der neue 918 Spyder wird für Furore auf der IAA sorgen. Es ist aber kein reiner Stromer, vielmehr ein Plug-in-Hybrid. 918 werden von diesem Luxusauto gebaut, der rund 768 000 Euro kosten soll. Im vergleich dazu ist die Limousine Panamera als Hybrid, die auf den Straßen bereits anzutreffen ist, relativ preiswert: sie kostet mindestens 110 409 Euro.

Renault: Seit Juni ist der Zoe zum Grundpreis von 21 700 Euro auf dem Markt. Klingt günstig? Nur auf den ersten Blick. Denn der Grundpreis beinhaltet keine Batterien. Die muss man hinzumieten. Der Preis dafür ist abhängig von der Laufzeit des Mietvertrags und der jährlichen Laufleistung des Fahrzeugs - und beginnt bei 79 Euro im Monat. Wer viel fährt und eine kurze Laufzeit wählt, muss mit bis zu 162 Euro monatlich rechnen. Der Elektromotor hat eine Leistung von 88 PS; die Reichweite liegt laut Renault bei 210 Kilometern.

VW: Der eUp kommt zum Grundpreis von 26 900 Euro im November mit einem 82 PS starken Elektromotor in den Handel. VW gibt die Höchstgeschwindigkeit mit 130 Stundenkilometer an; die Reichweite liegt bei 160 Kilometern. Der eUp ist deutlich teurer als das konventionelle Up-Grundmodell, das mit seinem 60 PS knapp 10 000 Euro kostet. VW stellt in Frankfurt auch einen elektrischen Golf vor, der 2014 auf den Markt kommen soll. Hier soll der Einstiegspreis bei 35 000 Euro liegen, etwa doppelt so viel wie der Standard-Golf. 115 PS ist der Motor des eGolf stark .