Auf dem Frankfurter Messegelände geht es in den nächsten Tagen vor allem um das vernetzte Fahren – nahezu alle Hersteller werden neue Lösungen präsentieren. Es geht aber auch um Tradition.

Frankfurt - Auf dem Messegelände in der Nähe des Frankfurter Hauptbahnhofs waren die Vorboten der nach wie vor weltweit größten Autoschau schon seit Wochen zu sehen. Wieder einmal wird die Festhalle zu einem „Autotempel“ umgebaut. Daimler präsentiert hier für zwei Wochen das Neueste, was Mercedes oder Smart zu bieten haben. Auch Audi, VW, BMW und wie sie alle heißen, haben wieder kräftig aufgerüstet für das Branchenfest am Main. Zwischen 20 und 80 Millionen Euro, so schätzt man, müssen die größten der Branche dafür in die Hand nehmen.

 

Zuerst dürfen am Dienstag und Mittwoch rund 12 000 Journalisten aus aller Welt die 219 Weltpremieren begutachten, die der deutsche Herstellerverband VDA als Veranstalter verspricht. Dann öffnet die Messe für das Fachpublikum, bevor am Samstag auch die Öffentlichkeit auf das Messegelände strömen darf. 900 000 Besucher waren es vor zwei Jahren – und VDA-Präsident Matthias Wissmann hofft darauf, dass in diesem Jahr die Millionengrenze geknackt wird.

Einparken auf Knopfdruck

Wissmann ist stolz darauf, dass auf dieser 66. Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) rund ein Drittel mehr Weltneuheiten zu sehen sein werden als vor zwei Jahren. „Mobilität verbindet“, lautet das Motto der Schau und der Trend des vernetzten und automatisierten Fahrens soll dabei im Zentrum stehen. Schon in der vergangenen Woche hatte der Digitalverband Bitkom, die Fachleute des Vernetzens, erklärt, dass die Entwicklung des selbstfahrenden Autos spürbar Fortschritte macht.

Auf der Messe wollen die Internet-Experten nun präsentieren, wie sich die Öffentlichkeit die Zukunft des Autos vorstellt. Gegen das Einparken auf Knopfdruck, das heute schon mehrere Hersteller anbieten und von dem Bosch auf der Messe eine weitere Entwicklungsstufe vorstellen will, wird kaum ein Autofahrer etwas einzuwenden haben. Ob aber der deutsche Autofahrer gewillt ist, die Kontrolle weitgehend aus der Hand zu geben, wird sich zeigen. Um diese Frage jedoch ist ein Wettlauf entbrannt zwischen den großen Internet-Konzernen Google und Apple und den Autoherstellern und ihren Zulieferern. Google hat keinen eigenen Stand auf der IAA und wird daher auf anderen Ständen seine Ideen präsentieren und will auch eifrig mit diskutieren in der „New Mobility World“, auf der auf dieser Messe erstmals so geballt diese Zukunftsthemen vorgestellt, aber auch hinterfragt werden, wie Wissmann vor dem Auftakt betonte.

219 Weltneuheiten

Die Zukunft des Autos, oder auch das Auto der Zukunft, wird in diesen Tagen unter vielen Aspekten diskutiert werden. Für den Automobilexperten Ferdinand Dudenhöffer zum Beispiel werden die 219 Weltneuheiten in diesem Jahr keine großen Fortschritte bringen. Der Schwerpunkt liegt für den Professor von der Universität Duisburg-Essen eher auf der „traditionellen Optimierung“, also in etwa auf dem „Feintuning“, wie Autobastler sagen würden. Im Vordergrund stehen nach wie vor die Verbrennungsmotoren, die zum einen zunehmend durch elektrische Antriebe unterstützt werden, zum anderen aber auch mit anderen Mitteln weiter verbessert werden. Hier gebe es durchaus noch Verbesserungspotenzial, sagt Autopräsident Wissmann.

Eine radikale Wende wird die IAA nicht bringen – wie auch? Die Technik ist in vielen Bereichen noch nicht so weit. Porsche wird zwar auf der IAA den kleinen Bruder des viersitzigen Sportwagens Panamera zeigen – auf die Straßen kommt diese Elektroversion aber frühestens 2018. Die „wichtigste“ Neuheit, so Experten, könnte der Audi A4 werden. Er ist 120 Kilogramm leichter als der Vorgänger und bis zu 21 Prozent sparsamer. Opel bringt den neuen Astra, Daimler den Smart Fortwo als Cabrio. Aber es geht auch, wie gewohnt, PS-stark zu. Das dickste Ding der Messe ist vermutlich der Bentley Bentayga. Nach den Worten von Firmenchef Wolfgang Dürheimer das „schnellste, luxuriöseste, exklusivste SUV“ der Welt. Bei einem Preis von mehr als 200 000 Euro wird es zumindest teuer.

Viel Optimismus

All das, so das Vorab-Fazit von Dudenhöffer, wird vermutlich für die Automobilindustrie nicht den erhofften Absatzschub auf den „etablierten“ Märkten bringen. Daher könne der zu erwartende Absatzrückgang in China nicht durch Innovationen kompensiert werden. Verbandspräsident Wissmann strahlt dennoch den gewohnten Optimismus aus. Mittel- und langfristig werde der weltgrößte Pkw-Markt weiter wachsen. Im laufenden Jahr immerhin noch um vier Prozent auf 19,1 Millionen Autos. Und weil es auch in Europa und den USA wieder besser läuft, ist dem Auto-Präsidenten um die Zukunft der deutschen Autoindustrie nicht bange. Wie auch immer das Auto der Zukunft aussehen wird – die deutsche Industrie will dabei ein gewichtiges Wörtchen mitreden, auch nach der IAA.