IBA lädt zu Festival und Konferenz Internationale Bauausstellung will breiter sichtbar werden

Im Erdgeschoss wird produziert, darüber gibt es Dienstleistungen und Wohnraum: Auch das IBA-Projekt für das Areal der Neckarspinnerei in Wendlingen macht ihr Festival erlebbar. Foto: Rustler Schriever Architekten /gornik denkel Landschaftsarchitekten

Vier Jahre vor dem Ausstellungsjahr 2027 stellt sich die IBA den Menschen in der Region Stuttgart mit einem Festival vor. Im Angebot sind über 100 Veranstaltungen – und eine Konferenz zum Auftakt.

Stadtleben/Stadtkultur/Fildern : Andrea Kachelrieß (ak)

IBA, Internationale Bauausstellung 2027? Für viele Menschen in der Stadt und der Region ist das Projekt bislang eine große Unbekannte – eine Art Luftschloss, dessen Hauptmieter, der IBA-Intendant Andreas Hofer, ab und an unten vorbeischaut, um über neue Visionen zu berichten.

 

Ändern soll sich das in diesem Sommer, zwei große Veranstaltungen werden dann die IBA für alle sichtbarer und auch greifbarer machen. Der Startschuss fällt am 21. Juni, wenn die Urban Future-Konferenz für drei Tage rund 2500 internationale Gäste nach Stuttgart bringt. Sie geht nahtlos über in das erste Festival der IBA, das einen Monat lang mit mehr als hundert Veranstaltungen die ganze Region sowie Projektbühnen in Backnang, Fellbach und Stuttgart-Rot bespielen wird. In der Königstraße 1c entsteht eine Festivalzentrale mit Workshops, Co-Working-Spaces und einer Ausstellung als IBA-Anlaufstelle.

Konferenz für urbane Transformation

Akteure der Großevents und der Stadt Stuttgart als Konferenz-Gastgeber haben am Dienstag über das anstehende Mammut-Programm informiert. Eigens aus Wien angereist war mit Cornelia Forsthuber eine der Urban-Future-Verantwortlichen; die Konferenz gilt als die größte Plattform in Europa, die Menschen mit der Vision zusammenbringt, Städte fit für die Zukunft und besser zu machen. Oslo oder Helsingborg waren bisherige Stationen. „Wir sind stolz darauf, dass wir die erste deutsche Gastgeberin sind“, sagt Martin Körner als Leiter des Referats für Klimaschutz, Mobilität und Wohnen.

Lernen aus Fehlern der anderen

„Das Angebot von Urban Future ist niederschwellig und soll mit einer energiegeladenen Atmosphäre begeistern und anstecken“, wirbt Cornelia Forsthuber für die Konferenz. Zu einer derer Eigenheiten gehört, dass sie mit jungem Ton zum Lernen aus schiefgelaufenen Projekten und Fehler anregt – und damit in Stuttgart nicht schlecht platziert ist. „How to definitely f*** up your participation exercise“ heißt eins der Panels, das zum Austausch über gute und schlechte Beteiligungsformate anregt.

„Wir wollen offen darüber sprechen, was funktioniert und was nicht“, sagt Cornelia Forsthuber, zur Kern-DNA von Urban Future gehöre, erste Schritte und Prozesse anzustoßen. Wer also die Leidenschaft hat, seine Stadt zu verändern, und Geld fürs Ticket, ist bei der Konferenz im Haus der Wirtschaft willkommen: Studierende, Vertreter von Unternehmen, Kommunen und Initiativen sollen an zwei Konferenztagen auf mehr als siebzig Panels ins Gespräch kommen; Impulse liefern europäische Experten. Insgesamt acht Themenfelder gibt es. Darum, wie Städte Emissionen senken, ihre Mobilität und Zentren organisieren oder den Bausektor nachhaltig machen, wird es gehen.

Ausflüge zu nachhaltigen Gebäuden

Am dritten Tag verraten „Field-Trips“ auf 16 Stationen den Konferenz-Gästen nicht nur, welches die nachhaltigsten Gebäude in Stuttgart sind und wie ein adaptives Hochhaus aussehen könnte; auf den Baustellen von Stuttgart 21 und der Mercedes-Benz-Arena darf kontrovers über den Nutzen dieser und anderer Großprojekte diskutiert werden.

Direkt in die Stadtgesellschaft hinein wird die Urban Future-Konferenz dank des Engagements der Bürgerstiftung wirken, Geschäftsführerin Irene Armbruster stellte es vor: Eine lange Festtafel soll bei einem „Food Rescue Dinner“ in der Tübinger Straße Expertinnen und Experten am ersten Festivalabend mit den Menschen in Stuttgart ins Gespräch bringen und über Food-Sharing-Initiativen informieren. Die Tafel, an der 200 Gäste Platz finden, bleibt an den beiden anderen Festivaltagen Begegnungsort.

Auch die IBA will endlich machen: 17 Projekte sind beschlossen

„Es ist uns auch bei der IBA ein wichtiges Anliegen, endlich ins Tun zu kommen“, sagt deren Geschäftsführerin Karin Lang über das am 23. Juni startende IBA-Festival, das aufzeigen soll, „für was die IBA steht“. Rund 170 Vorhaben, berichtet IBA-Intendant Andreas Hofer, seien der Internationalen Bauausstellung angeboten worden, 17 davon seien verabschiedet, bis zu acht könnten bis Mitte des Jahres noch dazukommen.

Andreas Hofer Foto: IBA

Dem Planungsprozess folgt nun die Umsetzung. „Jetzt ist die Zeit da, um an die Öffentlichkeit zu gehen“, so Hofer; Einblicke gibt das Festival zum Beispiel auf dem Areal der Neckarspinnerei in Wendlingen. „Das ist die Neuinterpretation eines gemischten, produktiven Quartiers“, sagt Andreas Hofer. Nachhaltige Mehrfamilienhäuser in Leinfelden-Echterdingen oder ein zum Neckar sich öffnendes Areal in Untertürkheim sind weitere Projekte, mit denen das Festival die IBA-Ideen von Leben, Wohnen und Arbeiten in einer Welt im Wandel illustriert.

Festivalfinale am Weißenhof

Das Festival endet am 23. Juli auf den Tag genau, aber 96 Jahre später dort, wo die Werkbundausstellung 1927 startete: Gefeiert wird das Finale beim Sommerfest neben der Weißenhofsiedlung. Dass der Meilenstein in Sachen Neues Bauen von der Genehmigung bis zur feierlichen Einweihung nur ein Jahr brauchte? Mit dieser Anmerkung beweist Andreas Hofer Humor – und hat doch Grund zur Freude: „Die meisten IBA-Projekte sind jetzt in der Baurechtsschaffung“. Die Luftschlosszeit ist vorbei.

Info

Festival
Vom 23. Juni bis zum 23. Juli geben mehr als 100 Veranstaltungen Einblick in die Projekte der IBA; alle sind unter iba27de./festival im Internet zu finden. Zum Auftakt gibt es Aktionen im Stadtgarten und am Weißenhof. Das Festivalzentrum in der Königstraße 1c ist auf 1300 Quadratmetern bis zum 23. September eine Art IBA-Wohnzimmer: Neben Ausstellungen, Workshops, Vorträgen und Diskussionen bietet es Platz zum Arbeiten und zum Austausch.

Orte
Um Aspekte des Zusammenlebens und der Nachhaltigkeit geht es auf den Festivalbühnen: in Stuttgart-Rot unter dem Stichwort „Wohnen“ um genossenschaftliches Bauen, im Quartier Backnang-West ums „Bauen“ und damit auch um Rohstoffkreisläufe, im Fellbacher Klenk-Areal ist im Umfeld von Landwirtschaft und Industrie das „Produzieren“ Thema. Bei Führungen sind Gebäude wie der Prototyp eines adaptiven Hochhauses auf dem Uni-Campus in Vaihingen zu erleben.

Konferenz
Dem IBA-Festival geht vom 21. bis 23. Juni die Urban Future-Konferenz voraus. Informationen zu den mehr als 70 Panels gibt es unter www.urban-future.org. Festivalpässe kosten 899 Euro, ermäßigt 499 Euro. Die Bürgerstiftung vergibt an bürgerschaftlich Engagierte 50 kostenlose Eintrittskarten. Bewerben kann man sich unter www.buergerstiftung-stuttgart.de/urban-future-conference

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