Mit der Krönung von No-Angel Lucy geht die 17. Staffel von „Ich bin ein Star, holt mich hier raus!“ zu Ende. Wir ziehen ein Fazit.

Das Dschungelcamp 2024 ist Geschichte, Dschungelkönigin Lucy ist gekrönt. Ein verdienter Sieg, nicht nur weil sich die Sängerin voller Energie durch sämtliche Prüfungen kämpfte und im Camp ständig für Ordnung sorgte, sondern vor allem weil sie ihren Teammitgliedern immer zur Seite stand und in jedem das Beste sehen wollte.

 

Zufrieden mit dem Votum kann man auch sein, weil es nicht Twenty4Tim geworden ist, der durch seine ihm treu ergebene Social-Media-Gefolgschaft von Anfang an über eine gewisse Macht verfügte, die mit seinen Leistungen im Dschungel nichts zu tun hatte. Und auch für die zweitplatzierte Leyla reichte es glücklicherweise nicht, obwohl ihr wohl einige Mitleidsanrufe zuflogen, nachdem sie vom geläuterten Playboy Mike verschmäht worden war.

Die 17. Staffel war ein Erfolg – und doch so langweilig wie selten

Natürlich ist aber wie üblich vor allem RTL der Gewinner, denn der Privatsender darf sich über herausragend gute Einschaltquoten für die zweiwöchige Dschungelshow freuen. Dabei war diese Staffel langweilig wie selten in seiner nun schon 20 Jahre dauernden Geschichte. Dass es „den Dschungel“ so lange geben könnte, vermuteten wohl die wenigsten, als in der ersten Staffel Promis wie Costa Cordalis, Lisa Fitz und Daniel Küblböck im Camp platziert wurden. Damals regte sich ganz Fernsehdeutschland noch darüber auf, dass die Stars an Rinderhoden und Kängurupenis herumwürgen mussten und unter Kakerlaken begraben wurden. Mit der Zeit, als die immer gleichen Prüfungen ihre Schock-Wirkung einbüßten, stellte sich heraus, dass etwas ganz anderes den Reiz ausmachte. Es war die Neugierde darauf, was mit einer Gruppe Menschen passiert, wenn sie auf das Nötigste reduziert mit eingeschränkten Bewegungsmöglichkeiten zwei Wochen ausharren müssen, während Schlafmangel und Hunger an ihnen nagen.

Die diesjährigen Kandidatinnen und Kandidaten durften sich anfangs, als sie noch frisch geduscht und gestylt im RTL-Studio posierten, zu der Bedeutung des Dschungelcamps äußern. Mike Heiter, der bereits an einer beachtlichen Vielzahl von Reality-Formaten von „Love Island“ bis zu „Are you the one?“ teilnahm, erklärte, dass jeder Reality-Star vom Dschungel träumt: „Mehr geht nicht.“

Lucy überzeugte mit ihrem Kampfgeist. Foto: RTL/Ich bin ein Star - Holt mich hier raus! Das große Finale

Und damit offenbarte er ein Problem, das die diesjährige Staffel fast ruinierte: viel zu viele Reality-Sternchen durften sich in diesem Jahr ihren großen Traum erfüllen und wurden in die Riege der Dschungel-Promis aufgenommen – leider ohne zu verstehen, dass sich dieses Format eigentlich wohltuend von anderen Realityshows abhebt. Bei den meisten dieser Sendungen, heißen sie nun „Are you the one?“, „Der Bachelor“, „Ex on the Beach“ oder „Love Island“, geht es darum, sich auf Biegen und Brechen als Paar zu finden und zu verbinden. Es geht aber auch darum, sich selbst ins beste Licht zu rücken und als „Traummann“ oder „Traumfrau“ zu inszenieren. Kein Problem für Menschen, die es ohnehin gewohnt sind, sich selbst auf Social-Media tagtäglich zu filmen und zu vermarkten. Ihre Geschichten waren eigentlich schon auserzählt, bevor das Dschungelcamp begann.

Die Affäre zwischen Mike und Kim war schnell auserzählt – eigentlich

Doch Kandidatin Kim Virginia, die dank ihrer ebenfalls schon beachtlichen Laufbahn in diversen Formaten auf eine Vorgeschichte mit Mike zurückblicken konnte, ging von einer Fortsetzung der Datingshows aus. Nachdem schnell klar wurde, dass sich die Affäre mangels Begeisterung von Mikes Seite nicht wieder aufwärmen ließ, begann ihr Rachefeldzug. Im Camp herrschte deshalb über zwei Wochen lang kaum ein anderes Thema, als die ermüdende Diskussion um eine Affäre, die maximalen Unterhaltungswert für eine Folge geboten hätte. Dass mit Ex-Bachelor-Kandidatin Leyla ein drittes Reality-Sternchen mitmischte, die es ebenfalls auf Mike abgesehen hatte, machte das Langeweile-Desaster komplett.

Anfangs sah es noch danach aus, als könnte Cora Schumacher eine schillernde Figur im Camp werden, da sie es verstand, gleichzeitig ein Lagerfeuer zu entfachen und die Gerüchteküche ordentlich anzuheizen. Doch an Tag 3 nahm sie sich völlig überraschend selbst aus dem Spiel.

Andere Kandidaten konnten nur am Rande des Dating-Karussells agieren und für kleine Unterhaltungsmomente sorgen. Schauspieler Heinz Hoenig war zwar nur eine recht ruhige Rolle zugedacht, doch entgegen aller Erwartungen entwickelte er sich vom Grummel-Opa zum Dschungel-Hoenig und gewann nicht nur die Sympathien von Mitcamper Fabio Knez. Gesundheitliche Probleme sorgten allerdings auch für ein vorzeitiges Ausscheiden von Heinz.

Kleine Glanzmomente: Dschungel-Hoenig erobert die Herzen. Foto: RTL/Tag 11

Fabio selbst könnte man zwar ebenfalls als Reality-Sternchen bezeichnen, doch der gemütliche Bayer mit seinen trockenen Kommentaren hob sich wohltuend von allem Getue im Camp ab. Lange als Favorit gehandelt, geriet er am Schluss doch noch in den Sog der aufkeimenden Schwärmerei zwischen Leyla und Mike und mischte sich unglücklicherweise ein. Dies könnte zu seinem Aus kurz vor dem Finale geführt haben. Ex-Fußballprofi David Odonkor veranschaulichte noch kurz vor seinem Ausscheiden, wie Alltagssexismus funktioniert.

Doch all dies wurde überschattet von dem ewigen Liebesgejammer und -gezeter des Kim-Mike-Leyla-Trios. Einmal mehr zeigt sich jedoch, dass sich Liebeleien im Dschungelcamp nicht auszahlen. Der Sieg von Lucy versöhnt ein wenig mit der verkorksten Staffel. Denn mit ihr hat sich eine Kandidatin durchgesetzt, die wirklich etwas zu erzählen hat, es aber nur pointiert tat. Ansonsten ließ sie vor allem Taten sprechen.