Etwa 850 Beschäftigte haben am Mittwoch in Ehningen gegen den drohenden Stellenabbau beim IT-Giganten IBM protestiert, um ihren Unmut zu demonstrieren. In Deutschland sollen 900 Jobs wegfallen. Die Gewerkschaft Verdi plant weitere Aktionen.

Ehningen - Etwa 850 Beschäftigte haben sich am Mittwoch vor der IBM-Konzernzentrale in Ehningen (Kreis Böblingen) versammelt, um ihren Unmut gegen den geplanten Stellenabbau des IT-Konzerns in Deutschland zu demonstrieren. Mit Transparenten, auf denen Sprüche standen wie „Für die IBM zählt nur: Gewinn pro Aktie“ oder „Nach 16 Niederlagen in Folge muss der Trainer gehen, nicht die Spieler“, wollten sie ein klares Signal an die Konzernleitung in Deutschland senden. Außerdem zielten die Mitarbeiter mit der Anspielung auf 16 Quartale mit sinkenden Erlösen auf Personalchefin Diane Gherson, die den US-Konzern weltweit in dieser Funktion vertritt. Gherson hatte am Mittwoch ihren Besuch in Ehningen angekündigt. „Der Protest war unüberhörbar“, sagte Bert Stach, bei der Gewerkschaft Verdi zuständig für IBM und Mitglied des Aufsichtsrats von IBM Deutschland.

 

Die IBM verhandelt mit dem Betriebsrat

Verdi hatte zu dem Aktionstag aufgerufen. Laut der Gewerkschaft hatte der IT-Gigant die Mitarbeiter kurz vor Ostern in einem internen Schreiben über den geplanten Jobabbau informiert. Bis März 2017 sollen in Deutschland rund 900 Stellen wegfallen. Betroffen sind mit den IBM-Gesellschaften Global Business Solutions, Management und Business Support sowie Business und Technology Services vor allem Service-Bereiche. Ob es zu betriebsbedingten Kündigungen kommt, ist noch unklar. Der IT-Konzern bestätigte die Zahlen bislang nicht und äußerte sich am Mittwoch auf Anfrage zurückhaltend: IBM habe Gespräche mit dem Betriebsrat aufgenommen, erklärte eine Unternehmenssprecherin. „IBM wird weiterhin Mitarbeiter mit Schlüsselqualifikationen einstellen.“

Die Verdi-Landesbezirksleiterin Leni Breymaier kritisierte die Ansage und sagte, es verbiete sich ein Konzept, bei dem alte Mitarbeiter gegen neue ausgetauscht würden. Es brauche neue Qualifizierungen, dann könnten die Aufgaben auch mit den alten Mitarbeitern gestemmt werden. Die Gewerkschaft befürchtet, dass der Ankündigung des Stellenabbaus noch weitere folgen werden. „Auf der Basis öffentlich zugänglicher Informationen zu IBM auf europäischer Ebene kann man hochrechnen, dass bis Ende 2017 weitere 1500 Stellen abgebaut werden“, erklärte Bert Stach, IBM-Experte bei Verdi. Er kündigte weitere Protestaktionen der Gewerkschaft an – unter anderem am 17. Mai in Ehningen. An diesem Tag wollen sich in der Konzernzentrale die Aufsichtsräte der IBM-Gesellschaften treffen. „Wir werden die Mitarbeiter an diesem Tag aufrufen, sich schwarz zu kleiden, um ein deutliches Signal zu setzen.“

IBM kämpft seit Jahren mit einem Umsatzrückgang und befindet sich in einem Dauer-Umbau. Bundesweit beschäftigte der US-Konzern zuletzt etwa 16 500 Mitarbeiter. 2009 waren es noch 21 100.