Der IBO-Weltmeister Chris Eubank jr., der am 7. Oktober im Rahmen der neuen World Boxing Super Series der Stuttgarter Schleyerhalle gegen den Türken Avni Yilderim antritt, wird als verwöhnter „Instagram-Boxer“ verspottet. Das widerstrebt ihm.

Sport: Gerhard Pfisterer (ggp)

Stuttgart - Chris Eubank? Hmm, da war doch was! Genau, das ist der extrovertierte Supermittelgewichtler, der 1994 der deutschen Boxlegende Graciano „Rocky“ Rocchigiani vor 11 000 Zuschauern in der Berliner Deutschlandhalle die erste Niederlage beibrachte. Das Urteil der drei Punktrichter in dem Weltmeisterschaftskampf des großen Verbandes WBO zu Gunsten des britischen Titelverteidigers war allerdings höchst umstritten, es hagelte gellende Pfiffe.

 

Am 7. Oktober tritt Chris Eubank, mittlerweile 51 Jahre alt, in der Stuttgarter Schleyerhalle in den Ring. Beim Viertelfinale der neuen World Boxing Super Series um die Muhammad-Ali-Trophy im Supermittelgewicht. Er wird bei dem Kampf gegen den Türken Avni Yilderim allerdings nicht selbst die Fäuste schwingen, sondern nur mit Rat und Tat in der Ringecke für den Favoriten bereitstehen. Dieser heißt wie er: Chris Eubank, genauer gesagt Chris Eubank junior – und erinnert an den Papa.

Selfies mit dem Who’s who der Sport- und Unterhaltungsbranche

Der Vater war bekannt für seine Poserei im Ring sowie seine Auftritte als Dandy mit Jodhpur-Reithosen, Hut, Stiefeln, Gerte und Monokel außerhalb. Der Ex-Weltmeister aus schwierigen Verhältnissen, der seine Karriere 1998 nach drei abschließenden Schlappen mit einer Bilanz von 45 Siegen, zwei Unentschieden sowie fünf Niederlagen beendete, coacht und managed heute seinen Sohn: „Er ist eine bessere Version von mir.“ Die früheren Promoter taten sich mit seinem Filius schwer. Dieser hat eben den Hang zur Extravaganz geerbt, wobei er im persönlichen Gespräch in Stuttgart einen umgänglichen Eindruck hinterlässt.

Seine Gegner verspotten Chris Eubank jr. gerne mal als „Instagram-Boxer“ oder „Fake Floyd Mayweather“ in Anlehnung an den superreichen US-Superstar, der gerne zeigt, was er hat. Der 28-jährige Brite mit dem erlesenen Freundeskreis tut das ebenfalls. Er stellt im Internet auf der Bilder-Plattform Instagram vielfach seinen Athletenkörper samt Sixpack zur Schau, posiert vor Luxusautos mit und ohne Flügeltüren oder mit schönen Frauen – und postet Selfies mit dem Who’s who der Sportwelt wie Usain Bolt oder Paul Pogba, mit Schauspielern wie Jamie Foxx oder Benedict Cumberbatch, mit Sängern wie Drake oder Will.I.am und mit sonstigen Stars und Sternchen wie Paris Hilton.

Ahmet Öner nennt Chris Eubank jr. „eine Billigversion von Floyd Mayweather“

„Er ist ein verwöhntes Kind, das denkt, ein tougher Kerl zu sein, aber das ist er nicht“, sagt Ahmet Öner, der Manager und Trainer von Avni Yilderim. „Sein Vater war ein Schauspieler und Kämpfer mit guten Punches. Eubank Junior aber ist eine Billigversion von Floyd Mayweather. Er denkt, er ist Mayweather, aber das ist er nicht.“ Erst kürzlich hat Chris Eubank jr. in Vorbereitung auf den Kampf in Stuttgart einmal mehr mit Floyd Mayweather in dessen Gym in Las Vegas trainiert und belegte auch bei dessen Megafight gegen Coner McGregor einen der besten Plätze. „Ich habe da viele Dinge mitgenommen für mein eigenes Training, seine Verteidigung ist die beste der Welt“, sagt Chris Eubank jr. und stellt klar: „Ich bin nicht nur ein Posterboy, der Autogramme geben will.“

Immerhin hat er 25 seiner 26 Profikämpfe gewonnen (19 davon durch K.o.) – und er ist Weltmeister, er trägt seit Februar den Titel des kleinen Verbandes IBO. Mitte Juli hat er ihn in London gegen Arthur Abraham verteidigt, den 37-jährigen Berliner in einem einseitigen Duell richtiggehend verprügelt und damit womöglich endgültig in die Rente geschickt. Damit sicherte er sich seinen Platz in der mit insgesamt rund 42 Millionen Euro Preisgeld dotierten World Boxing Super Series.

Untypischer Karriereweg

Das soll nur der Anfang sein, Siege gegen starke Gegner in dem neuen Turnier in zwei verschiedenen Gewichtsklassen, das als Champions League des Boxens tituliert wird, sollen seinen sportlichen Ruf aufpolieren. „Ich bin hier, um ein Ausrufezeichen zu setzen – ich will alle wissen lassen, dass ich derjenige bin, den es zu schlagen gilt. Es wird keine Gnade geben“, sagt Chris Eubank jr., der wie einst sein Vater von Ronnie Davies trainiert wird.

Seine Karriere ist eher untypisch verlaufen. Er war nie Mitglied des britischen Amateur-Nationalteams, sondern hat sich in den Gyms von Las Vegas auf eine Laufbahn als Profiboxer vorbereitet (Debüt 2011), während sich andere bei Welt- und Europameisterschaften ihre Meriten verdienten. Wobei sein Einstieg ins Boxen nicht so vorgezeichnet war, wie man angesichts seines Vaters denken mag. „Ich hatte alle Möglichkeiten, etwas anderes zu machen, ich bin auf eine Privatschule gegangen, bin in tollen Verhältnissen aufgewachsen“, sagt Chris Eubank jr. Doch er hat irgendwann auch festgestellt: „Das Boxen liegt mir im Blut.“ Und so trat er in die nicht ganz kleinen Fußstapfen seines alten Herren. „Ich habe immer zu ihm aufgeschaut. Aber ich wollte auch immer schon noch besser werden als er.“ Nächste Station auf diesem Weg: Stuttgart, am 7. Oktober.