Die "Ice Bucket Challenge" schwappt nach Deutschland. Jetzt sind auch Kanzlerin Merkel und Bundestrainer Löw aufgefordert, sich einen Eimer eiskaltes Wasser über den Kopf zu gießen.

Die "Ice Bucket Challenge" schwappt nach Deutschland. Jetzt sind auch Kanzlerin Merkel und Bundestrainer Löw aufgefordert, sich einen Eimer eiskaltes Wasser über den Kopf zu gießen.

 

Berlin - Die Kennedys haben es gemacht. Sogar die 86 Jahre alte Großmutter Ethel ließ sich in der Sommerfrische einen Eimer Eiswasser über den Kopf kippen. Facebook-Chef Mark Zuckerberg hat es hinter sich, Cristiano Ronaldo, Bill Gates, Oprah Winfrey und Lady Gaga. Seit Tagen rauschen Videos der „Ice Bucket Challenge“, der Eiseimer-Herausforderung, durch das Internet und um die Welt. Jetzt schwappt der Trend aus den USA nach Deutschland. Gerade hat Ex-Handballer Stefan Kretzschmar die Kanzlerin ins Spiel gebracht. Was steckt dahinter?

Das Prinzip: Vor laufender Kamera schütten sich die Teilnehmer einen Eimer Eiswasser über den Kopf und stellen dann das Video ins Internet. Vorher nominieren sie drei Kandidaten, ebenfalls mitzumachen oder für den guten Zweck zu spenden. Die Aktion soll auf die seltene Nervenkrankheit ALS (Amyotrophe Lateralsklerose) aufmerksam machen. Auch wer die Dusche gemeistert hat, darf gerne spenden.

Die Ice Bucket Challenge erreicht die Bundesliga

Früher hefteten sich die Leute Schleifen als Zeichen an die Jacke, zum Beispiel rote im Kampf gegen Aids. Das Internetvideo ist die moderne Variante, die der Krankheit und den Prominenten Schlagzeilen bringt.

"Sorry Darling": Lisicki nominiert Pocher

Tennisprofi Sabine Lisicki ließ sich von zwei Helfern nass machen und kreischte unter dem eisigen Schwall. Vorher nominierte die 24-Jährige mit den Worten „Sorry, Darling“ ihren Freund Oliver Pocher. Der brachte die Aktion an einer Tankstelle mit Eiswürfeln aus der Truhe hinter sich.

Handballer Kretzschmar goss sich selbst einen Kübel Wasser über den tätowierten Körper. Bundestrainer Jogi Löw nominierte er, „weil ich die WM-Frisur nochmal wiedersehen will“. Angela Merkel wählte der Sportler aus, weil in den USA der Basketballer LeBron James den Präsidenten herausgefordert hatte.

Obama spendet lieber

Barack Obama machte bei der Aktion nicht mit. Er wollte lieber spenden, wie er US-Medien wissen ließ, als ihn auch Ethel Kennedy nominiert hatte.

Von der Methode her erinnert der Trend an die fragwürdige Biernominierung - ein Trinkspiel, das kürzlich ebenfalls im Internet die Runde machte. Dieses Mal hat der Jux einen ernsten Hintergrund. Die amerikanische ALS-Organisation schreibt es dem erkrankten Ex-Baseballspieler Pete Frates zu, dass die Aktion zum Social-Media-Hit wurde - und freut sich über steigende Spenden.

ALS, in den USA auch als Lou-Gehrig-Syndrom bekannt, ist tödlich. Die Krankheit führt zu Nervenzerstörungen und Muskellähmungen. Der Maler Jörg Immendorff starb daran. Der Physiker Stephen Hawking lebt dank einer künstlichen Beatmung seit Jahrzehnten mit der Krankheit, wie der Berliner Mediziner Thomas Meyer erläutert. ALS sei zwar nicht heilbar, aber zu behandeln, wobei sich der Patient darauf einstellen muss, im gelähmten Körper eingeschlossen zu sein.

Der Neurologe leitet die ALS-Ambulanz an der Charité-Klinik. Deren Mitarbeiter würden überwiegend durch Spenden finanziert. „Was fehlt, ist eine öffentliche Förderung der ALS-Therapieforschung“, sagt Meyer.

Die Eiswasser-Aktion findet der Mediziner „genial“. Es gebe bereits erste Spenden, die die Ambulanz erreichten. Und wer wird nun als nächster vor der Kamera nass? Meyer ist sicher, dass weitere deutsche Prominente folgen. „Wir arbeiten daran.