An der Donau ist alles bereit für die ICE-Neubaustrecke. Noch einmal wird aber der Fernverkehr gebremst, Reisende und Pendler müssen sich auf Behinderungen einstellen.

Politik/Baden-Württemberg: Rüdiger Bäßler (rub)

Ulm - Eine gute und eine schlechte Nachricht hat die Deutsche Bahn am Dienstag in Ulm verbreitet. Die gute ist, dass neben dem sechs Kilometer langen Albabstiegstunnel nun auch der Betontrog für die neuen schnellen Fernzüge von Ulm nach Stuttgart fertig ist. Zu dem neuen Trassenstück auf dem Gelände gehört ein sogenanntes Kreuzungsbauwerk für die Filstalbahn. „Das ist ein Meilenstein für uns“, sagte der Bahn-Projektmanager Stefan Kielbassa. Der Ulmer Anschluss für die Neubaustrecke Wendlingen-Ulm, die Ende 2021 eröffnet werden soll, sei jetzt „physisch realisiert“. Die Roharbeiten auf der Albhochfläche sind schon seit geraumer Zeit fertig – dort werden nach und nach Schienen verlegt und Oberleitungen gebaut.

 

Die schlechte Nachricht ist: Bevor am Ulmer Bahnhofsgelände Kräne abgebaut und die Züge schneller manövriert werden können, müssen Reisende zunächst nochmals erhebliche Einschränkungen hinnehmen. Vom 24. November bis 15. Dezember wird der Hauptbahnhof weitgehend vom Fernverkehr abgehängt. Laut einem Bahnsprecher betrifft das durchschnittlich 3000 Ein- und Aussteiger täglich. Betroffen sind ICE-, EC-, IC- und TGV-Verbindungen. Nur ganz vereinzelt wird es Ausnahmen geben. Der Grund ist, dass Behelfsgleise abgebaut oder in ihre Ausgangslage zurückverlegt müssen. Gearbeitet wird in der Zeit zudem an einer Straßenüberführung der Autobahn 8 bei Dornstadt. Die Bahn kündigt an, in der Zeit auch die Fernverkehrsgleise zwischen Stuttgart-Bad Cannstatt und Stuttgart-Obertürkheim zu erneuern.

Die Regionalzüge dürften voll werden

Von der Sperrung sind auch die Fernhaltestellen Plochingen, Göppingen und Geislingen betroffen. Regionalbahnen fahren weiter Ulm an, die Abfahrtszeiten sind aber meist verlegt. Die geänderten Fahrpläne sind bereits online verfügbar.

Während die Rohbauten in Ulm für die Neubaustrecke fertig sind, ist die Frage, wann die Stadt ein modernes Bahnhofsgebäude bekommt, weiter völlig offen. Unter dem Begriff „Citybahnhof Ulm“ treibt die Verwaltung eine groß angelegte städtebauliche Veränderung voran – mit neuen Tiefgaragenplätzen, einem frisch gestalteten Vorplatz und einer unterirdischen Passage. Doch im Gemeinderat gibt es inzwischen Zweifel, ob die Deutsche Bahn als Eigentümerin des Bahnhofsgebäudes wie gewünscht mitziehen wird. Anfang Oktober äußerten sich die Fraktionen in der Stadt besorgt über Gerüchte, dass der Schienenkonzern sein finanzielles Engagement verringern könnte. Die Verwaltungsspitze wurde von dem Gremium beauftragt, schnell belastbare Informationen dazu einzuholen. Antworten stehen aus.