Klimaschutz: Lieber praktisch handeln als demonstrieren gehen, nach dieser Devise haben Donzdorfer Bürger dem Auwald am Reichenbach etwas Gutes getan.

Region: Corinna Meinke (com)

Donzdorf - Wir machen heute Saturday for Future, das ist unser praktischer Einsatz für den Klimaschutz“ ermuntert Martin Stölzle die rund 30 Freiwilligen. Donzdorfer aller Altersgruppen haben sich auf einem Wanderparkplatz an diesem Samstagvormittag um den Bürgermeister versammelt, um gemeinsam Bäume zu pflanzen.

 

So ein Setzling kostet nur rund einen Euro

Als erste Kommune im Kreis Göppingen beteiligt sich Donzdorf an der Klimaschutzaktion des Gemeindetags „1000 Bäume für 1000 Kommunen“. „Das ist für uns keine Eintagsfliege“, erklärt dazu der Donzdorfer Stadtbiologe Georg Krause, denn Baumpflanzungen stünden in Donzdorf regelmäßig auf der Tagesordnung. Auch in anderen Jahren würden mehrere hundert Bäume gesetzt. Das sei auch finanziell verkraftbar, denn die gut 80 Zentimeter großen Forstsetzlinge seien schon für rund einen Euro pro Stück zu haben.

Er begrüßt die Teilnahme der Kommune an der Klimaschutzaktion des Gemeindetags, von der er sich eine größere Aufmerksamkeit für den Biotopschutz verspricht, außerdem sei so eine Aktion eine gute Anregung für andere Kommunen, dem Donzdorfer Beispiel zu folgen.

Die Bäume sind gut fürs Klima, sagt der Stadtbiologe

Diesmal wollen die Donzdorfer dem Auwald im Naturdenkmal Reichenbach etwas Gutes tun. „Jeder kann sich ein Werkzeug holen“, ruft Krause den Helferinnen und Helfern zu. Das lassen sich die Mitglieder des Bezirksbienenzucht- und des Schwäbischen Albvereins, des Nabu sowie des Obst- und Gartenbauvereins sowie einige Gemeinderäte nicht zweimal sagen. Mit Spaten und Kreuzhacken in den Händen ziehen sie über die feuchten Wiesen in Richtung Bach.

Auch eine Gruppe von Schülern hat auf das Ausschlafen verzichtet und ist mit den beiden Rektoren Erich Ege von der Messelbergschule und Franz Fischer vom Rechberggymnasium mit von der Partie. Und während die kleinen Trupps auf einem markierten Streifen oberhalb des mäandernden Bachs Pflanzlöcher graben und die jungen Bäume hineinsetzen, erklärt der Stadtbiologe, warum der Auwald Verstärkung braucht: „Die Bäume dienen dem Hochwasser- und dem Erosionsschutz, und sie sind gut für das Klima“.

Das Wurzelwerk soll das Bachufer schützen

Durch die Verdunstung und den Schatten der Bäume entstehe ein günstiges Mikroklima in der Nähe des Bachs. Wie sehr diese Kaltluft, die bachabwärts in Richtung Süßen abfließe, dem Nachbarort nutze, sei allerdings trotz steigender Temperaturen noch nie untersucht worden. Auf jeden Fall seien die schnellwüchsigen Schwarzerlen wertvoll, deren Wurzelwerk das Ufer sichere und durch Stickstoffanreicherung sogar die Bodenqualität verbessern könne, berichtet Krause.

Die Birken und Stieleichen eigneten sich ebenfalls für den Auwald, weil sie mit hohen Wasserständen gut klar kämen. Außerdem kommen kleine Zitterpappeln in den Boden, denn sie seien ein wichtiger Lebensraum für eine ganze Menge Schmetterlinge und andere Insekten. Diese Zusammenhänge haben auch Wilfried Gaugele überzeugt. Der Hobbyimker möchte mithelfen, dass die Natur in seiner Heimatstadt intakt bleibt – nicht nur mit Blick auf seine Bienenstöcke, die 800 Meter vom Reichenbach entfernt sehen.

Lieber praktisch handeln als demonstrieren gehen

„Es wird mir momentan ein bisschen zu viel demonstriert“, erklärt der Donzdorfer mit Blick auf die Klimaschutzproteste. Ein Satz, den fast wortgleich auch zwei Schülerinnen formulieren, die ein paar Meter weiter mit dem Pflanzen beschäftigt sind. „Man muss etwas Praktisches für den Klimaschutz tun und selbst damit beginnen“, fordert die Abiturientin Giulia Weber. Sie findet es zum Beispiel inkonsequent, wenn sich Schüler von ihren Eltern mit dem Auto zu den Friday-for-Future-Demos kutschieren lassen. Und die 15-jährige Victoria Straubmüller berichtet auf dem Rückweg, nachdem alle Setzlinge einen Platz im Boden gefunden haben, dass ihr das Pflanzen der Bäume Spaß gemacht habe.