Betonwüste, Verkehrsknotenpunkt, Schandfleck: Der Wilhelmsplatz ist vielen Cannstattern ein Dorn im Auge. Bezirksbeirat Gerhard Veyhl hat eine Idee, wie der Platz mit überschaubaren Mitteln aufgewertet werden könnte.

Bad Cannstatt - Gerhard Veyhl ist viel im Stadtbezirk unterwegs. Als Bezirksbeirat, als Cannstatter und als selbstständiger Unternehmer für Sanitärtechnik. Er geht und fährt immer mit offenen Augen durch Bad Cannstatt. Dabei würde er sie speziell am Wilhelmsplatz manchmal lieber verschließen. „Der ist so hässlich, wie ein Verkehrsknotenpunkt nur sein kann.“ Ähnlich äußern sich User der Facebookseite Bad Cannstatt von Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten: „Sicherlich ein notwendiger Verkehrsknotenpunkt, aber furchtbar gestaltet“, ist dort unter anderem zu lesen. Da man an dieser Kreuzung aber schon allein aufgrund des Verkehrsaufkommens kaum die Augen verschließen kann, ist Veyhl eines Tages etwas aufgefallen: „Ich glaube, man könnte mit vertretbarem Aufwand dem Platz doch etwas Charakter zurückgeben.“

 

Konkret geht es in seiner Vision um die aus einer Wassersäule und drei Becken bestehende Brunnenanlage. Eine unglückliche Gestaltung, findet der Bezirksbeirat: „Windböen lenken das Wasser gelegentlich dorthin, wo es gar nicht hin soll, die Becken werden leider als Mülleimer benutzt und sind fast immer verschmutzt.“ Dabei sei die Grundidee eigentlich gut: „Die drei Becken sollen eine Kreisform darstellen, beim Blick von oben auf den Platz oder einen Plan kann man das gut erkennen.“ Nur leider erschließe sich die gute Idee, einen runden Platz mit Wasserspielen, dem Element der Sauerwasserstadt, zu gestalten, dem vorbeieilenden Fußgänger kaum.

Digitale Informationen aus dem Stadtbezirk

„Mein Vorschlag wäre deshalb, die Brunnen stillzulegen und aufzuwerten“, erzählt Veyhl. Das größte Becken würde seiner Vorstellung nach am besten neu gepflastert und mit zwei Hecken, die die technischen Kästen verdecken, bepflanzt. Die kleineren Becken würden ebenfalls an ihrer äußeren Begrenzung mit Hecken bepflanzt, um durch alle drei Hecken die Kreisform klar zum Ausdruck zu bringen. Für die beiden kleineren Becken schwebt dem Cannstatter außerdem ein Fontänenbrunnen vor, wie er auch auf dem Marktplatz installiert werden soll. Vorteil: Es gibt bei diesen Brunnen keine Becken, die verschmutzt und als Mülleimer missbraucht werden können.

Herzstück wäre eine Art digitale Litfaß-Säule, aus der nicht wie bisher Wasser sprudelt, sondern auf der digital wichtige Informationen über den Stadtbezirk angezeigt werden, ähnlich der digitalen Anzeigen am Pragsattelbunker oder an der Schleyerhalle. „Dort könnte zum Beispiel über das Volksfest, Veranstaltungen der Netzwerkerinnen oder den VfB informiert werden“, nennt er als Beispiel. Die große Stunde der Säule wäre nachts: „Ich könnte mir vorstellen, dass ein großer Strahler innerhalb der Säule ein Lichtzeichen setzt.“

Mit kleine Mitteln mehr Aufenthaltsqualität schaffen

Es sei ein pragmatischer Vorschlag, erklärt Veyhl: „Es wäre eine Möglichkeit, mit überschaubaren Kosten die momentan vorherrschende Einöde aufzuwerten.“ Eine komplette Umgestaltung des Platzes, der vielen Cannstattern ein Dorn im Auge ist, wäre aus seiner Sicht zwar wünschenswert, mittelfristig aber kaum realistisch. „Es ist und bleibt ein Verkehrsknotenpunkt mit zahlreichen Autostraße, mehreren Stadtbahnlinien und Busverkehr.“ Deshalb müsse man mit kleineren Mitteln versuchen, eine „Oase im Getümmel“ zu schaffen und damit dem Wilhelmsplatz ein klein wenig Aufenthaltsqualität zurückzugeben. Durch mehr Grün und das Element Wasser, das für Reinheit, Frische und Erholung stehe, könne dies seiner Meinung nach gelingen.

Wie genau seine Idee konkret umgesetzt werde kann, darüber hat sich Gerhard Veyhl noch keine Gedanken gemacht: „Ich bin kein Architekt oder Stadtplaner, ich möchte nur versuchen, Denk- und Diskussionsanstöße zu geben“, so der Cannstatter. Das sehen einige Facebook-User übrigens ähnlich: „Mit ein paar einfachen Mitteln könnte man viel verbessern. An den Wasserspielen Zugänge schaffen, Kinder wollen halt mit Wasser spielen. Dann sollte aber auch das Wasser sauber sein und keine Kloake. Oder Sitzgelegenheiten und ein paar Schattenspender zwischendrin. Eben nicht nur Betonwüste“, schreibt ein Nutzer.