Supermärkte, Arztpraxen, Lehrerzimmer und Großraumbüros müssen mit Trennwänden ausgestattet werden. Da stellt sich die Frage: Gibt’s den Spuckschutz auch in schön?

Stuttgart - Provisorisch an die Decke gehängte Trennwände aus Plexiglas. Das ist aktuell das Bild an Supermarktkassen oder Theken von Arztpraxen. Wenn in den Betrieben das Homeoffice langsam heruntergefahren werden soll, dann müssen auch Großraumbüros entsprechend ausgestattet werden. Unterdessen dämmert es den Auftraggebern: Das Provisorium könnte von längerer Dauer sein. So keimt die Frage auf: Gibt’s den Spuckschutz auch in schön?

 

Darauf setzen die Stuttgarter Messebauer. „Wir arbeiten an Produkten, die nicht nur Schutz bieten, sondern weitere Funktionen“, sagt Kurt Gramberg vom Hospes Team. Damit meint er Trennwände mit Vorrichtungen für Büroutensilien, mit Durchreichen oder sogar auf Wunsch mit Haltern für Reagenzgläser, in die man Blumen stecken kann. Das Modell Trenn-Bar besteht aus einer 5 Millimeter dicken Plexiglasscheibe (davon hat er noch „einen ganzen Stoß“ auf Lager) auf einer Organzier-Ablage aus geöltem Eichenholz.

Er geht davon aus, dass der Bedarf steigen wird. Erster Abnehmer für Trennwände, etwa für die Lehrerzimmer war die Kaufmännische Schule 1 in der Hasenbergstraße. Dort sind wie andernorts auch jene Schüler wieder gekommen, die im Sommer ihre Prüfung haben. Gramberg stattet derzeit die ersten Praxen und Büros aus. Auch für Restaurants hat er einen Spuckschutz mit Speisekartenhalter gebaut. Freilich sind die Sonderanfertigungen für das Unternehmen nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Bis Ende des Jahres, schätzt Gramberg, werde es keinerlei Aufträge für Messestände geben. Die vier Mitarbeiter sind in Kurzarbeit.

Auslastung und Hilfe

Sein Kollege Manuel Maier von Wecause – das Team verbindet Messebau und Markenauftritte - nutzt die „unverhofft gewonnene Zeit“, wie er sagt, um sich um alternative Themen zu kümmern. „Auf der einen Seite um Auslastung zu generieren, auf der anderen Seite um zu helfen.“ Die Spezialisten für temporäre Bauten, beispielsweise Lauben für das Stuttgarter Weindorf, haben eine Besucherbox für Alters- und Pflegeheime entwickelt – bereits umgesetzte Beispiele gibt es in Chemnitz und der Schweiz.

Die Box soll den betagten Bewohnern und ihren Angehörigen eine Unterhaltung aus nächster Nähe ermöglichen – bei maximalem Schutz, weil ohne direkten Kontakt. In der Mitte der Box befindet sich eine Scheibe: Wie man es aus Krimis kennt, sitzen Bewohner und Besucher sich gegenüber und kommunizieren per Telefon oder Sprachverstärker. Die Besucherbox kann auf die Gebäudesituation angepasst werden, denn sie wird in der eigenen Werkstatt hergestellt.

Einen Prototypen gibt es bisher noch nicht. Maier die Präsentation an Alters- und Pflegeheime verschickt. Er habe „begeisterte Rückmeldungen“ erhalten, erzählt er. Allerdings sei die Umsetzung der Idee bisher an den Hürden der Bürokratie gescheitert. Immerhin habe ein Betreiber die Box mit Eigenmitteln umgesetzt.