Um die Luft in der Stadt zu verbessern, müssen Busse und Rad attraktiver werden. Dazu gibt es viele Ideen.

Leonberg - Die schlechte Luft in der Stadt ist eines der drängendsten Probleme in Leonberg. Das liegt vor allem am Autoverkehr, das Heiligs Blechle ist nun einmal auch des Leonbergers liebstes Fortbewegungsmittel. Wie man die Bürger dazu bringen kann, auf das Rad zu steigen, Busse zu nutzen oder beim Kauf eines neuen Autos an Elektromobilität zu denken, darüber haben sich die Mitglieder des Planungsausschusses Gedanken gemacht.

 

Verkehrsplaner Peter Sautter von der Firma IGV präsentierte den Ausschussmitgliedern seinen Masterplan, der im Wesentlichen fünf Punkte vorsieht: die Stärkung der Radnutzung, Verbesserungen im öffentlichen Personennahverkehr, die Verflüssigung des Verkehrs, E-Ladestationen sowie die Umstellung der städtischen Fahrzeugflotte. „Die Mobilität verändern kann man nur mit den Bürgern, wir müssen einen Bewusstseinswandel herbeiführen“, warb der Stadtplaner.

Vier Arten von Radfahrern

Um mehr Menschen aufs Rad zu bringen, müsse man die so genannten „interessierten Radfahrer“ ansprechen. „Das sind laut einer Untersuchung aus den USA 60 Prozent“, erläuterte Sautter. 33 Prozent kämen zum Beispiel wegen körperlicher Einschränkungen gar nicht in Betracht, fünf Prozent seien Gewohnheitsfahrer und zwei Prozent Furchtlose, denen die Umstände völlig egal seien.

Die interessierten Radfahrer erreiche man, wenn man ihnen ein subjektives Gefühl der Sicherheit vermittele. Das bedeute vor allem, die Radwege abseits der Straßen zu bauen. „Auch in Nebenstraßen sollten Parallelwege geschaffen werden“, erklärte Sautter. Vorteilhaft ist es zudem, wenn diese eine andere Farbe haben und gut beschildert sind. Auch sichere Abstellmöglichkeiten sind ein Plus. „Und vor allem müssen Kommunen für den Radverkehr werben, wie jede Firma für ein neues Produkt“, sagte Sautter.

Um Bürger für Busse zu begeistern, müsse man dem Busverkehr Vorrang einräumen. Sautter zufolge kann das zum einen durch einen Verkehrsrechner erfolgen, der Busse an Ampeln bevorzugt. Zum anderen müsse man die Fahrt mit dem Bus attraktiver gestalten. Ein Einzelfahrschein für eine Zone zum Preis von 2,50 Euro sei relativ teuer und halte Gelegenheitsfahrer ab. „Beim Ludwigsburger Modell gibt es Einzel- und Gruppentickets für bis zu fünf Personen für den ganzen Tag. Das verringert die Anzahl der Ticketverkäufe für den Fahrgast und die VVS.“ Zudem motiviere es zu zusätzlichen Fahrten am gleichen Tag.

75 neue Ladesäulen für E-Autos bis 2030

Darüber hinaus müssten Defizite im Stadtbusverkehr abgebaut werden. „Es fehlen beispielsweise Verbindungen zwischen Eltingen und der Altstadt, zudem ist Leo-West nicht gut angebunden“, so Sautter. Benötigt würden auch mehr dynamische Fahrgastinformationsanzeiger, die die Abfahrten an zentralen Haltestellen und in den Ortsteilen anzeigen würden.

Autofahrer schneller zu Parkplätzen bringen könne man mit einem Parkleitsystem mit dynamischen Schildern, auf denen die freien Parkplätze angezeigt werden.

Um den Kauf von E-Autos anzukurbeln, sollten laut Berechnungen bis 2030 rund 75 Ladesäulen gebaut werden, an denen je zwei Autos gleichzeitig angeschlossen werden können. Die Ladesäulen sollten an 20 zentralen Stellen in der Stadt wie dem Leo-Center, dem Rathaus, dem Krankenhaus oder beim TSG-Areal vorhanden sein, zudem sollten sieben Firmen Ladestationen für ihre Arbeitnehmer einrichten. Diese Standorte sollten gut sichtbar sein und eine besondere Beleuchtung bekommen.

Dieter Maurmaier (FDP) erklärte, es sei interessant, dass man den Radverkehr wieder abseits der Straßen führe. „Diese Philosophie gab es vor 25 Jahren schon mal“, meinte er. Christa Weiß (SPD) erklärte, die SPD setzte sich seit Jahren dafür ein, eigene Wege für Radfahrer zu bauen. Sie vermisst beim Masterplan allerdings die Idee des Car Sharings. Sautter erwiderte darauf, dass dies ein privat finanziertes Modell sei. „Ich kann aber in einem Masterplan keine private Firma dazu verpflichten“, sagte er. Außerdem müsse man für Car Sharing entsprechende Stellplätze mit einkalkulieren.