Beim bundesweiten Tag des offenen Hofes wird den Verbrauchern in Schlat die Leistung und die Vielfalt der Landwirtschaft näher gebracht. Die Bauern nutzen die Aktion im Kreis Göppingen aber auch, um auf ihre Sorgen und Nöte aufmerksam zu machen.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Schlat - Während sich Frauke noch genüsslich den Rücken massieren lässt, hat Laura es sich bereits auf der großen Liegefläche gemütlich gemacht. Liese richtet sich derweil in einem großen Metallgestell häuslich ein und wartet darauf, dass endlich was geschieht. Nein, die Rede ist hier nicht vom Aufenthalt dreier Freundinnen in einem Wellnesshotel, sondern von insgesamt 45 Milchkühen auf dem Hof des Landwirts Christoph Glaser in der Göppinger Kreisgemeinde Schlat.

 

Dort hat am Freitag die Kampagne des Bauernverbands „Tag des offenen Hofes“ ihren bundesweiten Auftakt gehabt. Und während es sich die Rindviecher – dem ungewohnten Besucheransturm zum Trotz – in ihrem sogenannten Wohlfühlstall gut gehen ließen, herrschte draußen nicht gerade die pure Harmonie. Zahlreiche Landwirte aus der Umgebung nutzten die seltene Gelegenheit, auf einen Schlag die Öffentlichkeit, ihre Verbandsvertreter und die Politik mit ihren Problemen zu konfrontieren.

Allgemein gehaltene Antworten auf kritische Fragen

„Der Milchmarkt brennt, die Politik pennt“ – „Wir Bauern büßen für die Versagerpolitik von CDU/CSU und Deutschem Bauernverband“ – „Krise 2015, Katastrophe 2016: Wir schaffen das nicht!“ und etliches mehr stand dort auf Transparenten und Plakaten zu lesen, die an Traktoren und auf Anhängern angebracht worden waren. Etliche der anwesenden Ehrengäste, darunter Joachim Rukwied, der Präsident des DBV, Peter Bleser, der Staatssekretär im Bundesministerium für Landwirtschaft, sowie der frisch gekürte baden-württembergische Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) bekamen den Unmut der Bauern auch ganz direkt zu spüren.

Kritische Fragen prasselten auf die Amtsträger ein: von Hinhaltetaktik und Handlungsunfähigkeit war ebenso die Rede wie vom fehlenden Willen, die Anliegen, speziell die der Milch- und Fleischbauern, ernst zu nehmen. Die Antworten indes blieben allgemein, so dass es um die Zufriedenheit der Fragesteller nicht zum besten bestellt war. Lediglich Hauk forderte, „dass es zumindest in Krisenzeiten, in denen Märkte wegbrechen, ein Regulativ bei der Milchproduktion geben muss“. Wie dieses aussehen könnte, sagte er indes nicht.

Am Sonntag öffnet der Glaser-Hof nochmals seine Pforten

Christoph Glaser hat als Gastgeber und Milchviehhalter da schon eher eine Vorstellung: „Die europaweite Quote muss wieder her und dazu bedarf es der Hilfe der Politik“, betonte der 28-Jährige. Auf die Einsicht der Milchproduzenten und des Handels, den Bauern einen anständigen Preis zu bezahlen, hoffe man seit Jahren vergeblich. Vielmehr werde es ja immer schlimmer, ergänzte er. „Das Absurde an der ganzen Situation ist ja, dass die Verbraucher bereit wären, mehr Geld für landwirtschaftliche Erzeugnisse in die Hand zu nehmen“, sagt Glaser. Alleine ausbügeln könnten sie die Fehler, die in der Politik gemacht würden, aber sicher nicht.

Für den jungen Milch- und Obstbauern steht fest, dass es in der jetzigen Form nicht weitergehen kann. Er hat den Glaser-Hof vor einigen Jahren von seinem Onkel übernommen, „weil das einfach mein Ding ist“. Inzwischen spricht er von „hartem Brot“ und „vielen schlaflosen Nächten“. Nur gut, dass Liese von all dem nichts weiß. Denn wüsste sie es, könnte sie dem Melkroboter, der zwischenzeitlich an ihren Zitzen arbeitet, wohl nur noch saure Milch anbieten.